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272 - Dieser Hunger nach Leben

272 - Dieser Hunger nach Leben

Titel: 272 - Dieser Hunger nach Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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blieb Margarita nicht zurück. Meine einzigartige, unvergleichliche Margarita. Man hatte mir erzählt, dass sie tödlich verletzt worden und in meinen Armen gestorben sei, nachdem Piraten sie in unserer Heimatstadt Palma geschändet hatten.
    Doch ihr Tod war nichts als eine dreiste Lüge!
    Denn nachts, wenn ich an Deck saß und dem Schlagen der Wellen gegen den Schiffsrumpf lauschte und den Sternen beim Funkeln zusah, dann war sie bei mir, meine Geliebte, meine Freundin, mein Herz, mein Leben. Wachsbleich und schmal stand sie auf dem Achterkastell, mit zerrissenen Kleidern und blutigen Wunden auf dem schneeweißen Körper. Wie ein Gespenst stand sie da und lächelte mir wehmütig zu. Und sie sagte mir, dass noch einige der Piraten an Bord seien, die ihr niemals etwas angetan haben.
    Räche mich, mein Geliebter! , rief sie mir zu. Danach wusste ich nichts mehr. Aber jedes Mal, wenn ich erwachte, war mein Degen blutig und einer der Matrosen nicht mehr aufzufinden. Verzeiht, dass ich euch töten musste, aber ihr wart schmutzige Piraten und habt es nicht verdient zu leben.
    Wie schön rot das Blut an meinem Degen war. Aber ich wusch es rasch ab, denn sonst hätten mich die Piraten durchschaut und ich hätte mich nicht mehr an ihnen rächen können.
    Insgesamt fünf dieser Schufte legte ich dir allein während meiner Reise in die Neue Welt zu Füßen, meine holde Margarita. Kein Verdacht fiel auf mich, da ich geschickt vorzugehen verstand.
    Nach vielen Tagen legte das Schiff in Las Indias im Hafen einer wunderschönen Stadt an, die Santo Domingo heißt. Ich ging von Bord und mietete mich in einer kleinen albergue direkt am Hafen ein. Ich trat als formvollendeter Hidalgo auf, denn so wurde ich erzogen. Es ist mir zudem zueigen, auch die Herzen von Männern besonders rasch erobern zu können. Ein großer Vorteil im Kampf gegen die tückischen Piraten, ganz gewiss.
    Nachdem ich in den Schänken Santo Domingos feinen Rum genossen hatte, legte ich mich in meinem Zimmer zum Schlafen nieder, um auf dich zu warten, meine einzigartige Margarita. Tatsächlich standest du plötzlich am Fußende meines Bettes und klagtest mich an, dass ich die Piraten, die sich auch hier in der albergue heimlich und unerkannt eingenistet hätten, noch nicht gestraft hätte.
    Am nächsten Morgen fand man meinen Zimmernachbarn in tausend Stücke zerhackt. Ich weiß nicht, ob er ein heimlicher Pirat gewesen war oder ob Indios, die in Santo Domingo ein Sklavendasein fristeten, diese üble Tat begangen hatten. So vermuteten es zumindest die Wachen der öffentlichen Ordnung. Und so wurden zur Abschreckung fünf Indios öffentlich aufgeknüpft. Wie lustig sie an den Stricken baumelten! Es waren sicher ebenfalls Piraten.
    Und ich hatte noch viele von ihnen zu erledigen. Oft, wenn ich morgens mit brummendem Kopf erwachte, zeigte mir die Angst der Menschen in Santo Domingo, dass es mir wiederum gelungen war. Ich begriff allerdings nicht, warum sie sich nicht freuten, dass ich sie von dem Piratenpack befreite.
    Doch dann erwiesen sich die Piraten als sehr listig. Sie lauerten mir auf, als ich einen der ihren erstechen wollte. Als ich aus dem Schlaf gerissen wurde und unversehens in einer dunklen Gasse zu mir kam, hielten mich drei von ihnen gepackt, während ein vierter meinen Degen einer Prüfung unterzog.
    So kam ich ins Gefängnis. Aber da ich beteuerte, mich an nichts erinnern zu können, da ich bei meinen Taten wohl im Schlafe gewandelt sei, wollte mich der Stadtkommandant nicht verurteilen und entschied, mich mit dem nächsten Schiff nach Spanien abzuschieben, wo mir der Prozess gemacht werden sollte.
    Dort aber sollte ich niemals ankommen, meine liebste Margarita. Du sandtest mir eine mächtige Welle, die die Doña Filipa traf, und ein blaues Leuchten, in das wir alle eingingen.
    Wieder kann ich mich nicht entsinnen, was dann geschah. Meine Erinnerung setzte ein, als das Schiff in den Ozean zurückstürzte und ich mich selbst und meine Mitreisenden als körperlose Schemen wiederfand.
    Ist dies eine Prüfung, meine Schönste? Muss ich mich erst beweisen, bevor ich dir in das blaue Glühen folgen kann? Wenn dem so ist, folge ich dem allmächtigen Wesen gern, das unsere Schritte und Taten lenkt und sich Mutter nennt. Vielleicht ist es ja die Gottesmutter selbst, die dich unter ihre Fittiche genommen hat! O Margarita, ich weiß es genau: Bald werden wir auf ewig vereint sein…!
    ***
    Daanmarks Küste, März 2526
    Seit einigen Tagen befand sich die schwarze

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