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2721 – Der Paradieb

2721 – Der Paradieb

Titel: 2721 – Der Paradieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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wird die Schuldfrage klären. Vordringlich muss ich verhindern, dass Gucky noch mehr Schaden anrichtet.«
    »Wie?«
    Ächzend setzte sich der Professor auf. »Ich lasse sofort den Ausnahmezustand über die Klinik verhängen. Alle Mutanten werden in ihren jeweiligen Stationen abgeschottet und der Ausgang zum Verwaltungsgebäude der Medizinischen Fakultät sowie die Verbindungsgänge zum TIPI gesperrt.«
    Er aktivierte sein Kommunikationsarmband.
    Shadin schloss mit zittriger Hand ihrem kleinen Bruder die Augenlider. Sie wollte weinen, aber ihr fehlte die Kraft dazu. »Was wird aus Gucky? Wie willst du ihn wieder einfangen?«
    »Vorerst gar nicht, denke ich.« Bouring zwirbelte hektisch seinen Schnurrbart. »Ja, das wird wohl das Beste sein. Wir sollten ihn erst mal eine kleine Weile in Ruhe und zur Besinnung kommen lassen. Er kann keinen weiteren Schaden anrichten. Außer ...«
    »Außer?«
    »An sich selbst ...« Der Professor fasste sich mit schmerzverzerrtem Mund an den Kopf.
    Shadin begriff.
     
    *
     
    Gucky hörte die Durchsagen und bekam mit, dass man die Startac in eine Art Belagerungszustand versetzte. Schotten schlossen sich, manche Antigravschächte stellten ihre Funktion ein.
    Sein Name wurde nicht erwähnt, auch die Warnung Feind im Inneren nicht dezidiert kundgegeben. Aber alles lief unverkennbar darauf hinaus.
    Niemand sprach ihn über die Lautsprecher an. Niemand bedrohte ihn. Trotzdem wich Gucky den wenigen Personen aus, die sich noch in den Gängen bewegten, aus Angst, auch sie zu töten.
    Er war auf der Flucht und doch wieder nicht; eher ein in die Enge getriebenes Raubtier, dem man einen gewissen eingeschränkten Auslauf gewährte, weil sich niemand offensiv an ihn heranwagte. Oder so.
    Wer, was war er, was war aus ihm geworden?
    Ein Mörder. Ein Monster.
    Zwei Mutanten hatte er ums Leben gebracht, zwei junge Menschen. Nun besaß er ihre Psi-Kräfte, aber er wollte sie nicht haben. Nicht zu diesem Preis!
    Wer bin ich? Wer ist Gucky?
    Er verfügte wieder über Telepathie, wenn auch anders als zuvor; er konnte Telekinese anwenden, aber schwächer als zuvor. Freilich, um Bouring hart gegen die Wand zu schmettern, dazu hatte das von Muaz Riocourt brutal geraubte Talent allemal ausgereicht ...
    Wie mochte es dem Professor gehen? Hatte Gucky bereits ein drittes Opfer zu verbuchen?
    Zu einer Teleportation war er nach wie vor nicht fähig – und das wollte er auch nicht! Nach den Erkenntnissen aus dem bisher Vorgefallenen müsste er dazu wohl einen Teleporter töten.
    Eine schreckliche Vorstellung.
    Was wird aus mir? Was kann aus mir jetzt noch werden?
    Die Maahks hatten ihm vor langer Zeit den Ehrentitel »Überall-zugleich-Töter« verliehen. Wie bitter sich diese schmeichlerische, schamlos überzogene Bezeichnung auf einmal bewahrheitete, indem sie sich ins Perverse verzerrte!
    Nun konnte er überall sofort töten. Jeden und jede mit noch so rudimentären Psi-Begabungen. Eine bloße Berührung genügte.
    Gucky irrte ziellos durch die Klinik. Sobald er über die auf ihn einströmenden, nach wie vor ungewohnten Gedankenbilder die Annäherung einer Person bemerkte, bog er in Seitengänge ab, verkroch er sich in Lagerräumen, einer Vorratskammer, wo auch immer. Er verriegelte Türen telekinetisch, schob Kisten davor. Wartete, bis die Gefahr vorüber war, ging weiter und fand sich bald darauf in einem ähnlichen Versteck wieder.
    Er floh – von einem Gefängnis zum nächsten.
    Stunden vergingen. Oder gar Tage?
    Er hatte jedes Zeitgefühl verloren, dazwischen wohl auch ein wenig geschlafen. Gucky hasste diese Situation, hasste sich selbst noch mehr als alles andere.
    Früher, vor dem Wiedererwachen nach dem fatalen Sprung ins Technogeflecht des Erdmondes, hatte er sich seiner Einzigartigkeit durchaus erfreut und nicht selten damit kokettiert. Nun fühlte er sich so allein, so verloren, wie er es seinem schlimmsten Feind nie gewünscht hätte. Er hatte eine gloriose, viel zu lange Vergangenheit, aber keine Zukunft mehr.
    Ich bin ein Mörder, ein Monster, ein teuflischer König Midas: Wen immer ich berühre, der stirbt.
    Gucky musste dem ein Ende setzen; und auf einmal wusste er auch, wie.
    Da erklang eine neue Durchsage, hallte durch die gespenstisch leeren Klinikräume: »Gucky? Gucky, hörst du mich? Hier spricht Shadin Riocourt, die Schwester von Muaz und Freundin von Severin Fock. Ich bitte dich um ein Treffen. Ich verzeihe dir und will mit dir reden.«
    Ihm drehte es das Herz im Leibe herum. Hörte die

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