2724 – Zeitzeuge der Zukunft
die das Atopische Tribunal uns technologisch voraushat, und wir desaktivieren die Atopen mit einem Druck auf die Sensortaste unseres Gefahrenbeseitigungsgenerators.«
»Je früher, desto besser«, sagte Cheung ungerührt. »Alle ermittelten Daten bitte unverzüglich an Residenz-Minister Don Stanley oder direkt an Joschannan.« Sie warf Leccore einen Blick zu. »Und an den TLD.«
Solares Haus
19. September 1514 NGZ
10.30 Uhr
Der Anruf von Resident Joschannan kam nicht überraschend, aber er sagte nicht das, was Cheung erwartet hatte. Er bat sie, in den nächsten Stunden »nach Möglichkeit stillzuhalten«.
Sie lachte wütend auf. »Resident – wir tun seit einiger Zeit nichts anderes, als stillzuhalten. Weitgehend jedenfalls.«
»Und wenn wir es nicht tun, sind unsere Aktionen nicht unbedingt von Erfolg gekrönt«, sagte Joschannan. »Oder?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich werde jedenfalls das Solsystem nicht den Onryonen öffnen.«
»Nicht einmal, wenn sie Luna zurückbringen?«
Sie spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. »Was?«
Joschannan winkte ab. »Nein. Tatsächlich wissen wir nicht, wo Luna ist. Seien wir froh, dass wir nicht vor der Alternative stehen, den Erdmond wieder ins Sonnensystem zu lassen oder die Menschen auf dem Mond ... zu verlieren. « Er beugte sich ein wenig vor. »Cai – die Arkoniden kommen.«
Fast hätte sie gelacht. »Die Arkoniden kommen – wohin?«
»Mir liegen Informationen vor, dass etliche schwere und schwerste Raumer des Kristallimperiums unterwegs sind Richtung Solsystem.«
»Tormanacs Robotschiffe?«
»Nein. Bemannte Schiffe. Bostichs Elitetruppen. Sie werden vereinzelt auftauchen, wie zufällig und als ob sie offizielle Befehle missachteten.«
»Es soll so aussehen, als ob nichts ihre Schritte lenke als der Herzenswunsch, ihren Imperator zu befreien«, spöttelte Cheung. »Wer steckt in Wirklichkeit dahinter? Wer führt Regie? Doch kein einfacher Schiffskommandant, oder?«
»Meinen Informationen nach eine Reichsadmiralin. Mascantin Getray da Quertamagin. Sie sitzt auf der THETA DA ARIGA. Ich nehme an, sie wird erst mit der vierten oder fünften Welle bei euch eintreffen – von ihren Besatzungen gerufen, bereit, sich an die Spitze einer Volksbewegung zu setzen. Und so weiter.«
»Großartig«, sagte Cheung. »Und was genau tue ich, wenn ich stillhalte?«
»Möglichst gar nichts. Die Mascantin wird unter Umständen Einschleusung ihrer Flotte durch den Kristallschirm verlangen.«
»Wird sie das Feuer eröffnen?«
»Es könnte die eine oder andere Salve geben. Nichts, was den Schirm im Entferntesten gefährdet. Nur eine Demonstration ihres festen Willens.«
»Dieser Wille, der die Mascantin, wenn die Zeit reif ist, für höhere Weihen geeignet erscheinen lassen wird.«
Joschannan grinste. »Und wenn sie diese Weihen dermaleinst erhält, wäre es schön, wenn sie keine unangenehmen Erinnerungen an ihren Ausflug zum Solsystem hätte.«
Cheung seufzte.
Joschannan bat: »Verhaltet euch so diplomatisch wie möglich. Die Arkoniden sind nicht unsere Feinde.«
»Ich weiß«, sagte Cheung matt. »Auch wenn sie sich manchmal alle Mühe geben, uns das vergessen zu lassen.«
»Die Zeiten sind kompliziert«, sagte Joschannan.
Sie grinste. »Ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
Er zwinkerte ihr zu und beendete dann die Verbindung.
Keine halbe Stunde später meldete die Systemüberwachung das Eintreffen zweier arkonidischer Schlachtkreuzer der TERMON-Klasse und eines 800-Meter-Schiffes der KOBAN-Klasse. »Der KOBAN-Kommandant wünscht dich zu sprechen«, informierte Chaim Stanning. »Und macht dir wüste Vorwürfe wegen der Auslieferung Bostichs. Und er fordert ...«
»Mach ihm klar, was Sache ist«, unterbrach sie ihn. »Verhalte dich so diplomatisch wie möglich.«
Vorsintflutliches Terrania
19. September 1514 NGZ, 20.00 Uhr
Happytown liegt im Süden von Crest Lake City. Die Gebäude sind dort nicht ganz so hoch wie im Zentrum der Stadt, und sie sind nicht von diesem – wie manche sagen – aseptisch reinen Weiß, dessentwegen Terrania auch die Weiße Stadt heißt.
Hier stehen Theater, Kasinos und allerlei Hotels, in denen man über Jahre wohnen, aber auch stundenweise übernachten kann. Hier treten die unverschämtesten Kabarettisten auf, die lautesten Marscheau-Orchester, die seligmachendsten cheborparnischen Chöre.
In den Straßenschluchten drängeln sich die Menschen (und mit Menschen meinen wir, wenn wir von Happytown reden,
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