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2724 – Zeitzeuge der Zukunft

2724 – Zeitzeuge der Zukunft

Titel: 2724 – Zeitzeuge der Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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werden würde, wie im Parlament, wie in den Medien, der Bevölkerung.
    Man würde es für eine Demütigung halten. Für eine Verhöhnung.
    Es würde natürlich auch Stimmen geben, die den Richter jäh nennen würden, hip oder süüki.
    Leccore war sich sicher, dass Matan weder süüki noch hip war.
    Dass er einen Grund haben musste, in Happytown zu sein und im Happy Betty.
    Und dieser Grund ist nicht die Qualität der Cocktails dort.
     
    *
     
    Der Atope war nach seiner Ansprache von der Bühne herabgestiegen und durch die Menge der Besucher und Bediensteten geschritten. Der Zeitablauf im Saal schien sich verlangsamt, alle Wahrnehmung verfeinert zu haben. Daan Berook hatte das Gefühl, schärfer und weiter zu sehen als je zuvor, wacher zu sein, lebendiger.
    Ihm war, als hätte sein Herz den Rhythmus übernommen, mit dem der wuchtige Stab des Richters auf den Boden schlug.
    Plötzlich hörte der metronomartige Taktschlag des Stabes auf. Und der Richter war ihm ganz nah.
    Er trug eine Art Poncho, von borkigem Braun und ohne Verzierung. Die Hose mochte aus Leder sein; an den Füßen einen Marschschuh, dessen Riemen bis knapp unters Knie geschnürt war.
    »Sieh mich an!«, sagte der Richter.
    Das Gesicht war so stark durchfurcht, wie Berook es bisher bei niemandem gesehen hatte. Die Haut hatte die Farbe von glanzlosem Kupfer. Schwarze, fedrige Auswüchse bedeckten den Kopf; die meisten lagen dicht an und überlappten einander; man hätte sie für Haare halten können. Am Hinterkopf dagegen hatten sich einige von ihnen zu einem Rad aufgerichtet. Der Federkiel war dunkelblau; die Federfahnen schwarz, als würden sie kein einzige Quäntchen Licht wiedergeben, das je auf sie getroffen war.
    Die Nase war sehr flach, altasiatisch; die dunklen Augen waren wie Gruben, in denen das Licht, seiner Reisen müde, schlief.
    »Wie heißt du?«, fragte der Richter Berook. Sein Lächeln war so gütig, Berook hätte sich ihm am liebsten in die Arme geworfen.
    Er stellte sich vor.
    Der Richter sah von ihm zu der Frau mit den überroten Lippen und dem Rubinhelm. »Du wolltest dich mit ihr paaren?«
    »Ja«, sagte Berook beschämt.
    »Das ist würdig«, sagte der Richter. »Alles Leben sei heilig. Mithin wäre auch jeder Lebensvollzug heilig.«
    Die Frau mit den überroten Lippen lachte. »Ich tue es nicht direkt der Heiligkeit wegen. Ich übe zurzeit einen Beruf aus, der ...«
    Der Richter hob den linken Arm und strich ihr sanft mit der Innenfläche des Unterarms über die Wange.
    Die Frau verstummte.
    »Ich suche Schöffen«, sagte der Richter zu jedermann. »Menschen, die den Mut haben, die Zukunft nicht tatenlos geschehen zu lassen, sondern sie zu gestalten. Gerechte Menschen. Daan Berook – willst du Schöffe sein?«
    »Ja.« Berooks Stimme krächzte, als hätte ein inwendig aufgelodertes Feuer seine Stimmbänder verbrannt.
    »Und du, Mayalda Pazzafini?« Er sah die Frau mit den überroten Lippen und der Ynkelonium-Haube an.
    Berook dachte: Woher kennt er ihren Namen? Doch der Gedanke verflüchtigte sich rasch.
    Die Frau stand auf, die Wangen leicht errötet. »Nein«, sagte sie. » Für Obszönitäten bin ich nicht zu haben. So käuflich bin ich nicht.«
    Das Lächeln im Gesicht des Richters blieb gütig. Aus den Augenwinkeln sah Berook, wie die Hand mit dem Stab sich hob, aber nur ein wenig.
    Dann setzte der Stab wieder auf. »Es ist gut«, sagte der Richter. »Du kannst gehen, Mayalda Pazzafini.«

Schatztaucher
     
    Chaim Stanning musste an der Tür sein, denn niemand sonst klopfte im Solaren Haus noch leibhaftig mit den Fingerknöcheln an.
    Cai Cheung sah vom Go-Brett auf.
    »Wir unterbrechen die Partie?«, fragte OTHERWISE.
    Cheung nickte und rief: »Herein!«
    Stanning trat ein, nahm aber Cheungs fahrige Einladung, sich zu setzen, nicht an.
    Sie fragte: »Was ist so wichtig?«
    »Matan hat sich gemeldet. Ich habe ihm gesagt, du schläfst. Er hat gesagt, ich soll dich nicht wecken. Die Sache habe Zeit.«
    »Wie rücksichtsvoll von ihm«, sagte sie, gähnte und reckte die Arme. »Was wollte er?«
    »Er will mit Gucky sprechen.«
    Cheung hob die Augenbrauen. »Wozu denn das?«
    Stanning verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Hat er mir nicht gesagt.«
    Cheung stand auf und ging zur Tür. Stanning warf noch einen Blick auf das Spielbrett. »Wie steht es?«
    Sie hatte unkonzentriert gespielt; ihre Muster waren in schlechter Form, zu viele klumpige Ketten, zu viele Steine im Atari und kurz davor, geschlagen zu werden.

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