2724 – Zeitzeuge der Zukunft
nachlässig.
Etwa eine halbe Stunde später erschien Gucky im Solaren Haus. »Natürlich gehe ich ins Happy Betty«, verkündete er. »Als wohlerzogener Bürger kann ich doch eine so prominente Einladung nicht ausschlagen.«
»Glaubst du, du kannst Perry befreien?«, fragte Cheung.
»Nein. Aber ich kann diesem verkrachten Juristen telekinetisch das Herz herausreißen.« Er schaute Leccore an. »Attilar – was will Matan von mir?«
»Gehen wir vom schlimmsten Fall aus: Er will dich töten. Warum? Weil du gefährlich bist. Warum? Deiner Parafähigkeiten wegen.«
»Töten? Das gefällt mir wenig«, sagte Gucky. »Kann ich aber auch nicht glauben.«
»Was glaubst du?« fragte Cheung.
»Vielleicht will er meine Kräfte testen.«
Leccore sah Gucky eindringlich an. »Was fürchtest du?«
Gucky sagte: »Dass er meine Kräfte nehmen will. Für sich selbst.«
»Wäre das denkbar?«
Gucky warf Cheung einen betroffenen Blick zu. »Cai – die Kräfte, die ich zurzeit habe, sind schließlich ebenfalls entwendet. Der Repulsor-Wall hat mir meine ursprünglichen Paragaben genommen. Oder sie zumindest bis zur Unkenntlichkeit deformiert. Der Wall ist Tribunaltechnik, Matan verfügt über Tribunaltechnik – da ist es doch kein absurder Schluss.«
Es ist sein Trauma, dachte Leccore. Er spürte Mitleid mit dem Ilt. Mitleid war eine aufschlussreiche menschliche Emotion. Er empfand sie eher selten, studierte sie aber mit großer Wissbegierde.
»OTHERWISE – dein Kommentar?«, fragte Cheung in den Raum.
»Guckys Schlussfolgerung ist nicht die einzige Möglichkeit, aber durchaus plausibel«, antwortete die Biopositronik.
»Wir können uns weder leisten, dich zu verlieren noch deine Kräfte«, entschied Cheung.
Leccore räusperte sich. »Oder wir schicken einen Ilt, der seine Kräfte im Repulsor-Wall verloren und keine wiedergewonnen hat.«
»Und wo soll ich seine Kräfte zwischenlagern? Im Kühlschrank von Perrys Spukschloss?«
»Wir könnten einen anderen Gucky schicken. Einen Gucky, der nachweisbar keine Kräfte hat«, sagte Leccore. Er strich sich kurz über das schüttere Haar. »Mich.«
»Oh, là, là!«, sagte Gucky. »Mit dem Fell werden die Maskenbildner allerdings ihre Müh und Not haben.«
Cheung schluckte, dann fixierte sie Leccore. »Ich glaube, du möchtest uns etwas sagen?«
»Ja«, sagte Leccore. »Es ist wohl an der Zeit.«
*
»Damit wir uns richtig verstehen«, sagte Cheung und starrte den Richter an. » Du hast um diesen Besuch Guckys gebeten. Ich lehne jede Verantwortung ab. Wenn du mit dem – hm – manchmal etwas eigenartigen Humor des Ilts nicht klarkommst, ist das nicht unser Problem.«
»Als wäre mir Humor fremd«, entgegnete Matan Addaru Dannoer. »Richte dem Ilt bitte aus, dass ich mich sehr auf seinen Besuch freue. Dass er allerdings nicht allzu enttäuscht sein soll, wenn er keinen telepathischen Kontakt zu Rhodan findet. Die beiden Fraktoren sind noch in der 232-COLPCOR, und ich habe das Schiff paramechanisch gesichert.«
Cheung starrte ihn entgeistert an.
»Das hätte dir klar sein sollen«, sagte Matan befriedigt.
*
»Sehr begabte mimische Darbietung«, lobte Leccore. »Er glaubt, er habe deine List durchschaut und deinen Plan vereitelt.«
Cheung lächelte abwesend. »Danke! Je überlegener er sich fühlt, desto besser.«
Wenn es lediglich ein Gefühl wäre, dachte Leccore.
Sichu Dorksteiger betrat den Raum. Sie nickte der Solaren Premier, Gucky und Leccore knapp zu. Die Wissenschaftlerin trug einen kleinen Koffer bei sich, stellte ihn auf den Tisch und öffnete ihn.
Auf einem Tuch ausgebreitet lagen winzigste, offenbar technische Gerätschaften.
»Alle diese Ausrüstungsgegenstände sind so weit miniaturisiert, dass sie problemlos injiziert werden können. Sie sind außerdem energetisch inaktiv. Sie ernähren sich ausschließlich durch Energien, die im Zuge biochemischer Prozesse auf natürlichem Weg erzeugt werden. Einige von ihnen werden in der Nähe des Herzens installiert, andere über die Nase beim Gehirn. Organische Schäden sind nicht zu befürchten. Der Träger wird sich allenfalls etwas abgeschlagen fühlen.«
Leccore und Gucky traten näher heran und betrachteten die Apparate. Der TLD-Direktor wies auf ein nicht einmal daumennagelgroßes, gläsernes Schächtelchen, das leer zu sein schien. »Nanofolien, vermute ich.«
»Ja«, sagte Dorksteiger. »Analyseblätter, die wir an den Fußsohlen und an einigen Fingerkuppen aufbringen werden. Also:
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