2725 - Preis der Gerechtigkeit
für einige Stunden auch ein anderer Agent überwachen.
Er würde sich die Leiche selbst ansehen. Etwas ging vor in dieser Stadt. Irgendetwas war faul, und es hatte mit den geplanten Attentaten am zwölften Oktober zu tun.
Er, Uvan-Kollemy, würde an diesem Tag bereit sein, den Tamaron zu verteidigen.
4. Oktober 1514 NGZ
»Patron«, sagte Schechter, »ich habe eine Bitte.«
Gador-Athinas saß in seinem privaten Raum im Tamanischen Heilkunsthaus, und er war froh über jede Abwechslung. Im Unterschied zu dem Tomopaten, der keine Gelegenheit ausließ, sich in der Stadt umzusehen, blieb Gador stets im Raum.
In Sicherheit.
Oder so sicher, wie ein Mann in seiner Situation eben sein konnte.
Diese relative Sicherheit brachte allerdings nicht geringe Einsamkeit und Langeweile mit sich, vor allem, weil ihm Khaika nicht aus dem Sinn ging. Deshalb ließ er sich von Schechter nur zu gern stören. Er bat den Tomopaten einzutreten und schloss die Tür hinter ihm. »Wenn ich dir helfen kann, gern.«
Schechter schaute ihn an. Er sah aus wie ein Tefroder, keine Frage, sowohl im Gesicht als auch ... überall. Er nutzte die künstlichen Arme, als wäre er mit ihnen geboren worden, als er den einzigen Stuhl im Raum beiseiteschob und sich mit absoluter Selbstverständlichkeit daraufsetzte.
Gador-Athinas ließ sich auf der Bettkante nieder, der einzigen anderen Sitzgelegenheit im Raum. Es quietschte leise; ein eigentlich enervierendes Geräusch, das er inzwischen allerdings kaum noch wahrnahm. Erstaunlich, wie schnell man sich an derlei Details gewöhnte. »Worum geht es?«
Der Tomopat antwortete nicht direkt darauf, sondern setzte zu einer ausschweifenden Erklärung an. »Ich bin den Plan des Widerstands in allen Einzelheiten durchgegangen und habe ihn an diversen Stellen ... verfeinert.«
»Weiß Caus-Iver davon?«
»Er weiß alles, was er wissen muss«, sagte Schechter. »Denn nicht er wird den Anschlag ausführen und sein Leben riskieren, sondern ich. Weshalb ich mich nicht blind auf die Vorbereitungen anderer verlasse. Das war schon immer meine Regel. Sie hat mich zu dem Besten meiner Zunft gemacht.«
»Und dich schließlich ins Gefängnis gebracht.«
»Das war ... etwas anderes. Ich wurde nie bei einem Auftrag erwischt.«
»Du hast gewonnen. Ich bin mit deinen Verfeinerungen einverstanden«, sagte Gador-Athinas, dem ohnehin keine andere Wahl blieb. »Also, wie kann ich dir beistehen.«
»Ich benötige für das Attentat ein Gerät.«
»Ja?«
»Ich habe es noch nie gesehen, geschweige denn benutzt.« Schechters operiertes, tefrodisiertes Gesicht lächelte schief, indem sich der rechte Mundwinkel hob. Eine solche Mimik hatte Gador-Athinas im originalen Gesicht des Tomopaten nie gesehen. Schauspielerte er so perfekt? Passte er sich so gut an typisch tefrodische Mimik an?
»Aber ich brauche es«, fuhr der Tomopat fort. »Den Widerstand kann ich aus diversen Gründen nicht darum bitten. Oder sagen wir es so: Ich will es nicht.«
»Welches Gerät? Reden wir von einer Waffe? Oder einem Störsender?«
Schechter stand so abrupt auf, dass die Stuhlbeine schmerzhaft schrill über den Boden schrammten. Er ging die drei Schritte bis zu dem Tefroder, beugte sich über ihn und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
»Oh«, meinte Gador-Athinas. »Eine ungewöhnliche Bitte. Ich kann es dir nicht versprechen, aber ich werde es versuchen. Es gibt jemanden hier auf Tefor, mit dem ich bereits Geschäfte gemacht habe. Jemanden, der angeblich alles besorgen kann. Bei ihm werde ich es versuchen. Er ist ein guter Mann.«
»Wie heißt er?«
»A. C. Blumencron. Du wirst noch nichts von ihm gehört haben. Ich habe bei ihm etwas ... etwas Privates gekauft.« Schechter fragte nicht nach, und Gador-Athinas wusste nicht, ob er sich darüber freuen oder ob er es bedauern sollte. »Es war ein Verlassenheitsgewand«, hörte er sich selbst sagen. Was mache ich da? Schütte ich tatsächlich ausgerechnet Schechter mein Herz aus? »Eine spezielle Kleidung für einen Trauerfall.«
»Ich kenne diese tefrodische Sitte«, sagte der Tomopat. »Und ich bedauere deinen Verlust.«
Das Seltsame daran war, dass Gador-Athinas es dem Auftragsmörder durchaus glaubte.
5. Oktober 1514 NGZ
Der Mann war klein, massig und dick, hatte ein fleischiges Gesicht und trug ein speckiges Hemd – A. C. Blumencron, wie er leibte und lebte.
»Gador-Athinas«, sagte der terranische Händler, dessen Schiff FRANCESCO DATINI auf dem tefrodischen Sternhafen
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