2725 - Preis der Gerechtigkeit
Schechter. Mit seinen künstlichen Händen strich er einige Tropfen der weißen Schlangenarmmilch ab und barg sie. Dann band er binnen weniger Sekunden seine echten Arme mit dem Ghyrd. »Diese Flüssigkeit vermag zu heilen – oder in deinem Fall die Schmerzen zu lindern. Ich verspreche dir, dass ich dich behandle, sobald du zu reden beginnst, und dich danach rasch und schmerzlos töte. Sprich! Wie bist du auf mich aufmerksam geworden?«
»Du bist schön«, sagte der Tefroder.
Er hätte keine seltsameren Worte sprechen können. »Was meinst du damit?«
»Du wärst ein ...« Er ächzte, und etwas Blut gurgelte in seinem Mund.
Schechter strich die Schlangenarmmilch über den Kehlenschnitt.
Aacyr-Cughams verkrampfte Körperhaltung entspannte sich ein wenig. »Du wärst ein ideales Modell gewesen«, sagte er. Sein Gesicht war totenbleich. Die schwarze Mütze war verrutscht und gab schütteres Haar frei. »Ich bin Maler.«
Da begriff Schechter seinen Irrtum. »Es tut mir leid«, sagte er und brach dem Mann das Genick.
Ein Fehler. Schechter hatte tatsächlich einen Fehler begangen, aber nur aus der Angst heraus, entdeckt zu werden. Dieser Milizionär wäre keine Gefahr gewesen, und Schechters Fehler hatte darin bestanden, ihn voreilig zu töten.
Der Tomopat fühlte leichtes Bedauern, als er die Gasse verließ.
3. Oktober 1514 NGZ
Uvan-Kollemy studierte wieder einmal die Daten in seinem Spiegel. Er hatte sich ein Zimmer in dem Hotel gemietet, das dem Laumhus Gäste gegenüberlag, und in jeder einzelnen Minute verfluchte er den Killer Boocor Vazur dafür, dass er sich das bessere Hotel ausgesucht hatte.
Denn Uvan-Kollemys Hotel war kaum mehr als eine billige Absteige. Der Raum war klein, das Badezimmer ein Witz. Die Zimmerpositronik funktionierte wohl schon seit der Hyperimpedanz-Erhöhung nicht mehr, und in all den Jahren hatte es die Leitung dieses Hauses nicht für nötig befunden, sie auszuwechseln.
Aber was sollte es? Als Agent der Gläsernen Insel war er es gewohnt, in buchstäblich jeder Lebenslage zurechtzukommen. Trotzdem ärgerte es ihn, dass der Abschaum, den er observierte, mehr Luxus genoss als er selbst.
Einige Spionsonden behielten sämtliche Ausgänge des Laumhus Gäste unter Beobachtung; wann immer Vazur das Hotel verließ, wurde Uvan-Kollemy darauf aufmerksam. Doch damit war momentan nicht zu rechnen – Vazur war erst vor zwei Stunden zurückgekehrt und vorher zwölf Stunden in der Stadt unterwegs gewesen; er schlief mit großer Wahrscheinlichkeit.
Auch Uvan-Kollemy würde schlafen – bald. Sobald er alle Nachrichten und Daten überprüft hatte. In Sachen zwölfter Oktober gab es nichts Neues; natürlich nicht. Also las er sämtliche anderen relevanten Nachrichten. Die Positronik des Spiegels filterte für ihn vor, nach zuverlässigen Parametern, die er selbst programmiert hatte.
Er schaute sich eine Rede der Sorgfaltsministerin Ashya Thosso an, die das Atopische Tribunal und seine segensreiche Verhandlung gegen die Fraktoren Perry Rhodan und Bostich I. pries. Uvan staunte, wie selbstverständlich sie den onryonischen Begriff Fraktor benutzte, der bereits in Allgemeingut überging: solche, die den Lauf der kosmischen Entwicklung besonders beeinflussten.
Vetris selbst gab in einer anderen Nachricht eine Stellungnahme zu der vorübergehenden Schwäche seiner schwangeren Partnerin Amyon Kial ab.
Weiter. Es hatte vier Morde in der Stadt gegeben – nichts Außergewöhnliches.
Oder doch? Die Positronik verwies ihn auf einen dieser Mordfälle, der weniger als einen kompletten Tag zurücklag. Uvan-Kollemy seufzte, studierte die vorliegenden Fakten. Etwas daran musste auffällig sein, sonst wären diese Daten nicht durch die Filterung gerutscht.
Und je länger er las, umso mehr wich die Müdigkeit von ihm. Der Tote war ein gewisser Aacyr-Cugham, einer dieser Narren, die freiwillig als Milizionäre durch die Straßen zogen. Ein Künstler.
Natürlich wurden in einer Großstadt wie Apsuma hin und wieder Tefroder ermordet, aber dieser Mann war auf eine seltsame, ungeklärte Art und Weise gestorben – zumindest, wenn man hinter die Kulissen schaute. Ein Schnitt durch die Kehle und ein Genickbruch – das war nichts Aufregendes. Aber das ungewöhnliche genetische Material, das bei einer genaueren Untersuchung in der Wunde gefunden worden war, schon.
Uvan-Kollemy nahm Kontakt zur Gläsernen Insel auf und forderte weitere Informationen an. Mehr noch – den Killer Boocor Vazur konnte
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