2726 - Totentanz
wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. Kannst du dich ausweisen?«
Schechter legte die Identitätsmedaille ohne Zusatzfunktion auf den Empfangstisch.
Der Robot-Portier nahm sie an sich und beförderte sie zur Echtheitsprüfung in eine blau leuchtende Mulde in der Wand hinter ihm. Ein eventuell eingebautes Spionage- oder Schadprogramm wäre hierbei sofort aufgefallen. Doch diese eine Medaille war absolut sauber, wenn man davon absah, dass sie auf jemanden lautete, den es nicht gab. Das fiel dem Scanner aber nicht auf, und er bestätigte die Echtheit, indem er von Blau auf Gelb umschaltete.
»Alles in Ordnung, Habou-Ordin.« Der Robot legte den Identitätsnachweis in ein Holofeld auf dem Tresen, das die Daten aus der Medaille ablas und ins Anmeldesystem des Hotels übertrug. »Suite 1408, wie du es gewünscht hast.«
»Vielen Dank.« Schechter nahm die Medaille entgegen, ließ sie aber am linken Rand des Empfangstischs liegen. »Eine Frage noch: Ich habe gehört, in Laumhus Gäste gibt es ein Unterdruckdampfbad. Wo kann ich das finden?«
»Das ist einfach.«
Auf der rechten Seite des Tresens, so wie Choffryd es vorhergesagt hatte, baute sich ein Hologramm auf, das einen Aufriss des Hotels darstellte. Der Roboter drehte sich dorthin und erklärte den Weg.
Schechter ließ beide Arme deutlich erkennbar auf dem Tisch liegen und deutete gelegentlich auf eine Ebene, eine Suite oder ein Schwimmbad. Gleichzeitig streifte er sich einen Schuh ab, griff mit den Zehen nach der Identitätsmedaille und tauschte sie gegen das zweite Exemplar mit der Zusatzkomponente aus. Dabei änderte sich seine Körperhaltung nur so geringfügig, dass der Roboter es nicht bemerkte.
»Oh!« Der Tomopat bemühte sich um einen enttäuschten Tonfall. »In dieser Darstellung sehe ich gerade, dass ich von meinem Zimmer keinen Blick auf das Kunstwerk im Park Apsuma Zentral habe. Das ist ja sehr bedauerlich.«
Der Roboter war offensichtlich darauf programmiert, selbst bei den wankelmütigsten Gästen Geduld und Freundlichkeit zu bewahren. Getreu dem Motto Der Kunde ist Tamrat sagte er: »Wenn du willst, kann ich dich gerne auf eine Suite umbuchen, die deinen Ansprüchen gerechter wird.«
»Das wäre ganz reizend. Danke!«
Der Empfangsrobot griff nach der Identitätsmedaille.
Nun kam der entscheidende Moment; die einzige Unwägbarkeit im Ablauf. Würde der künstliche Portier die Medaille erneut auf Echtheit scannen? Eigentlich dürfte er keinen Anlass dafür sehen, aber falls sein Programm ihm stets die gleiche Routine vorgab ...
Der Robot legte sie zum Einbuchen auf das Holofeld. »Ich schlage Zimmer 217 vor.«
»Gern«, sagte Schechter, während die Medaille nicht nur die persönlichen Informationen auf das neue Zimmer übertrug, sondern im Bruchteil einer Sekunde zugleich ins Anmeldesystem eindrang und sämtliche Daten kopierte.
Gelobt sei das Sortiment des Identitätsstifters Choffryd-Sirkeret!
*
Fünf Minuten später wertete der Tomopat in seiner Suite die Beute aus.
Natürlich lautete keine Anmeldung auf den Namen Boocor Vazur. Das wäre auch zu einfach gewesen. Also studierte Schechter die verzeichneten sonstigen Serviceleistungen zur Abrechnung – und stieß auf Jaren Meveers in Zimmer 530. Der einzige Gast, der sich seit seinem Einchecken sämtliche Mahlzeiten vom Zimmerservice auf die Suite hatte bringen lassen.
Offenbar jemand, der die Öffentlichkeit scheute.
Boocor Vazur?
Denkbar, aber nicht sicher.
Leider hatte der Widerstand Schechter kein Bild des Auftragskillers besorgen können, sondern lediglich eine vage Beschreibung: nicht allzu groß, schlank, schwarze Haare, kräftige Augenbrauen. Was auf jede Menge Tefroder zutraf und zweifellos auch auf etliche von Laumhus' Gästen.
Folglich gab es nur eine Möglichkeit, mehr herauszufinden: Schechter musste sich mit eigenen Augen davon überzeugen, mit wem er es zu tun hatte.
Der Tomopat fuhr mit dem Antigravlift ins fünfte Stockwerk, suchte Zimmer 530, fand den Flur zum Glück leer. Er heftete gegenüber der Tür eine Sonde in die Kante zwischen Wand und Decke. Kurz darauf saß er wieder in seiner Suite und beobachtete.
Er musste mehrere Stunden warten, bis eine Tefroderin mit einem Schwebe-Serviertablett vor Raum 530 auftauchte und anklopfte. Ein paar Sekunden vergingen, bis eine gedämpfte Stimme fragte: »Wer ist da?«
»Zimmerservice«, flötete die Frau. Tefrodischen Maßstäben nach war sie wohl sehr hübsch; Schechter hatte Nichttomopatinnen noch nie
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