2728 – Die Gravo-Architekten
PERRY RHODAN-Serienautoren berufen worden – der erste »Neue« seit dem Einstieg von William Voltz Anfang 1963. In der Heftserie debütierte er am 18. Juni 1965 mit Band 198 »Die letzte Bastion«, in der er die Situation auf Opposite, einer Geheimwelt Iratio Hondros, des einstigen Obmanns von Plophos, zu schildern hatte. Eindrucksvoll erzählte er in einem der Handlungsstränge des Romans die Geschichte des aus dem Stützpunkt vertriebenen Majors Merk Nateby, den man ohne Wasser und Nahrung in der Wüste zurücklässt und der dennoch Angst davor hat, von den Terranern zum Verrat am Obmann gezwungen zu werden. Ausgerechnet der Schuss, mit dem der Verzweifelte seinem Leben ein Ende setzt, bringt jedoch die terranischen Schiffe auf die Spur von Hondros letzter Bastion.
H. G. Ewers schrieb nun regelmäßig PERRY RHODAN-Heftromane, wurde zu einem der fleißigsten Autoren im Team. Insgesamt steuerte er im Laufe der Zeit 250 Hefte zur größten SF-Serie der Welt bei.
Betrachtet man Ewers' Beiträge zum Perryversum, die überwiegend von einem tiefen Pazifismus geprägt sind, in ihrer Gesamtheit, so muten einige seiner frühen PERRY RHODAN-Hefte irritierend an. Bei kaum einem anderen Autor ist der Kommandoton an Bord der Solaren Schiffe so rigide, sind die Offiziere so zackig und die Raumschlachten so gewaltig wie beim frühen Ewers. Man hat streckenweise das Gefühl, einen besonders hart ausgefallenen Scheer-Roman zu lesen. Offenbar war dem Neu-Autor bewusst, dass er sich zunächst zu bewähren hatte. Er ging auf Nummer sicher und kopierte den »Meister« und damaligen Herrn der Serie. Später hat er eingestanden, dass es für ihn nicht einfach war, sich in das Gefüge der Serie hineinzufinden, das unter Scheer stark von militärischen Aspekten dominiert wurde. Doch schon bald emanzipierte er sich und übte behutsam Kritik, indem er beispielsweise anmerkte, dass die immensen Militärausgaben des Solaren Imperiums auf anderen Gebieten durchaus sinnvoller eingesetzt werden könnten.
Und von Anfang an baute er einen Bestand an eigenen Figuren und Handlungshintergründen auf, den er immer weiter ergänzte und ausbaute, den eigenen PERRY RHODAN-Kosmos, die Serie in der Serie – ein phantastisches Binnen-Universum, angereichert mit Sense-of-Wonder. Ein erstes Element war das Dull, das in Band 205 seine Zeitschale öffnete und das Ewers dann in einem weit gespannten Bogen mit dem Zeitauge Angekok, dem skurrilen Psi-Roboter Lucky Log, dem obskuren Erbgott des Lokoshan-Clans und schließlich dem Zeitkind Shiva verband, einer Kette, die bis in die 1300er-Bände reichte.
In Band 210 stellte H. G. Ewers mit dem legendären Omar Hawk den ersten Oxtorner vor, zwei Jahre später lieferte er 1967 in dem gelungenen Taschenbuch-Doppelroman »Die Festung der Raumfahrer« und »Die Katakomben der Besessenen« die Geschichte dieser Umweltangepassten nach, die er in der Folge immer wieder zu Helden seiner Romane machte und die heute aus dem PERRY RHODAN-Kosmos nicht mehr wegzudenken sind. Dabei trat zugleich Ewers' naturwissenschaftliche Ausbildung zutage. Während bei Epsalern und Ertrusern immer nur verschwommen von einer »Umweltanpassung« die Rede gewesen war, sprach Ewers von genetischer Manipulation und führte so in den späten Sechzigerjahren die Gentechnik in die PERRY RHODAN-Serie ein.
Angesichts seiner wissenschaftlichen Bildung und seiner Fähigkeit, seine Kenntnisse auch verständlich zu vermitteln, war es nur konsequent, dass man ihm die Redaktion des Perry Rhodan-Lexikons anvertraute, das sich von Heft 278 der Erstauflage an wöchentlich mit einer eigenen Seite an den Romantext anschloss. Die ersten Beiträge behandelten die Themen Kybernetik, Kybernetiker und Elektronengehirn. Auch in der ersten gebundenen Ausgabe des Lexikons, die, von Ewers und K. H. Scheers Ehefrau Heidrun gemeinsam erstellt, 1971 als Paperback auf den Markt kam, waren noch viele Beiträge zu allgemein-naturwissenschaftlichen Themen enthalten. Erst bei den späteren Ausgaben beschränkte man sich ausschließlich auf Perry Rhodan-Themen.
Nur wenige Wochen nach dem Erscheinen der ersten Lexikon-Seite stellte H. G. Ewers in Band 297 »Superfestung Tamanium« den Lesern erstmals die vielleicht wichtigste Figur seines privaten Kosmos vor: Tengri Lethos, den Hüter des Lichts. Der weise Hathor ist die Allegorie schlechthin für das Werben des Autors für die Werte von Versöhnung und Völkerverständigung. Von Tengri Lethos ausgehend, dem
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