2729 – In eine neue Aera
Istanbul. Dieses eine Mal hatte der Galaktische Spieler eine selbst für ihn zu schlechte Kartenhand gezogen. Gucky stellte sich vor, wie sein Freund beim Erkennen der aussichtslosen Situation seinen Mund ein letztes Mal zu seinem berühmten kalten Lächeln verzogen hatte.
Dann war Perry verschwunden, verurteilt durch ein irreguläres Gericht zu einer irregulären Strafe.
500 Jahre Mobilitätsentzug auf einer Gefängniswelt.
Würde er ihn je wiedersehen? Und falls ja: Würde es tatsächlich 500 Jahre dauern oder würde er seinen ältesten Freund früher finden können?
Gucky stieß einen langen Seufzer aus. Er fühlte sich müde und ausgelaugt, obwohl die letzten Tage absolut ereignislos verlaufen waren.
Toio Zindher saß nach wie vor in Arrestzelle zwei. Orest Athapilly war schon vor Wochen ins TIPI zurückgekehrt und hatte sich dort von seiner Verletzung erholt. Weder er noch Gucky hatten mit der Tefroderin seither ein Wort gewechselt.
Dafür hatte sich zwischen Gucky und Anna Patoman ein Vertrauensverhältnis etabliert. An einem Abend im Dezember hatte sie ihm sogar von den Ereignissen erzählt, die sich damals in der Waringer-Akademie abgespielt hatten. Annas dunkelste Stunde.
Aber sonst?
Gucky wurde das Gefühl nicht los, dass dunkle Zeiten angebrochen waren. Seit den Ankündigungen von Aurora und Ertrus war klar, dass die Milchstraße bis auf Weiteres vor den Besatzern und ihrer ausgerufenen neuen Ordnung kuschen würde.
»Dunkle Zeiten ...«, murmelte Gucky.
Um sich abzulenken, schaltete er das Nachrichtenholo ein. In einer Sondersendung wurde die Einwanderungswelle der Arkoniden analysiert.
In den vergangenen Wochen und Monaten hatten immer mehr arkonidische Schiffe den Weg ins Solsystem gefunden. Die meisten Arkoniden hatten ohne Weiteres eine Aufenthaltsbewilligung erhalten.
Im öffentlichen Leben traten sie nur vereinzelt auf, meist, um auf besorgte terranische Wortmeldungen zu antworten, die Angst vor einer stillen Übernahme der Erde durch die Arkoniden hatten.
Nach mehreren Statements von Terranern und Arkoniden konzentrierten sich die Macher der Sendung auf Terceira. Die Azoren-Insel war ursprünglich 400 Quadratkilometer groß gewesen, durch schwimmende Stadtteile aber erweitert worden.
Eine Kamera stürzte aus großer Höhe auf einen Raumhafen zu, der wie eine Seerose im tiefblauen Atlantik schwamm. Von dort aus erfasste sie eine riesige Baustelle. Zwischen hoch in den Himmel ragenden Gerüsten erhob sich ein halbfertiger Wohnturm in typisch arkonidischer Trichterbauweise.
Gucky setzte sich auf.
Ein Reporter ging auf einen Terraner zu, der gerade einen Bauroboter wartete, und fragte ihn, wie das Zusammenleben mit den Arkoniden funktionieren würde.
Der Mann mit dem breiten Gesicht und einer beachtlichen Lücke zwischen den Schaufelzähnen lachte breit in die Kameraoptik.
»Weißt du, wir sind stolz auf unsere Inseln. Wir haben uns immer ein wenig gefragt, weshalb sich nicht mehr Menschen für die Azoren interessieren. Und nun sind die Arkoniden hergekommen und hauchen Terceira wieder Leben ein. Wir leben in guter Gemeinschaft miteinander. Ich persönlich bin sehr stolz darauf, an einem Projekt wie Neu-Atlantis mitwirken zu können.«
Der Mausbiber fühlte tief in sich ein Zittern. Er ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen.
Neu-Atlantis.
ENDE
Eine neue Ära scheint angebrochen zu sein, der die alten Machthaber wenig entgegenzusetzen haben. Das jedenfalls ist die Botschaft, die das Atopische Tribunal vermittelt. Doch auf Terra und vielen anderen Welten ist diese Botschaft längst nicht zur Wahrheit geworden, sondern wird von vielen als hohles Gewäsch betrachtet. Und so lässt die nächste Aktion des galaktischen Widerstands nicht lange auf sich warten ...
Mit Band 2730 gibt Oliver Fröhlich als Gastautor sein Debüt in der Erstauflage von PERRY RHODAN. Der Roman liegt in einer Woche unter folgendem Titel im Zeitschriftenhandel aus:
DAS VENUS-TEAM
Gravo-Abgrund (II)
Die Messwerte ergeben, dass das System aus Plasmawolke und vier Neutronensternen, auf das Luna zurast, etwa zwanzig Millionen Jahre alt ist – vor allem die Ausdehnungsrate und die Gesamtausdehnung der Plasmawolke liefern die Eckwerte. Weil interstellares Gas in der Nähe der Neutronensterne erhitzt wird, werden die Teilchen beschleunigt und ionisiert und bilden dadurch das Plasma. Es wird in den enormen Magnetfeldern angeregt, energetische Strahlung abzugeben. Hinzu kommt der
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