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273 - Die Wandlung

273 - Die Wandlung

Titel: 273 - Die Wandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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die Ware kümmern.«
    Bahafaa sah ihn zweifelnd an. Sie traute dem Frieden nicht. »Versprich mir, Aruula und Maddrax nichts zu tun. Sie sind Gäste der Königin. Wenn du ihnen Gewalt antust, musst du die Inseln verlassen, und das will ich nicht.«
    »Ich verspreche es«, sagte Grao eine Spur zu schnell.
    Bahafaa verschränkte unwohl die Arme vor der Brust und sah zu, wie Grao einen roten Stoffballen auf einem alten Teppich ein Stück aufrollte und mit den Fingern die Qualität prüfte. Er schnitt ein Stück Stoff mit seinem Nagel ab, zog einen der frisch gelieferten Feuerdaumen hervor und entzündete die Wolle mit einer kleinen Flamme, die aus dem Feuerdaumen herausschoss. Der Wollstoff zerfaserte und zerfiel, brannte aber nicht.
    »Hervorragend.« Er sah zu Bahafaa, schien ihren misstrauischen Blick zu bemerken und richtig zu interpretieren. »Mach dir keine Sorgen. Mefju'drex und Aruula interessieren mich nicht mehr.«
    Bahafaa nickte zögernd. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Gefährte meinte, was er sagte.
    ***
    Aruula spürte ein warmes Gefühl im Bauch, während Dykestraa sie durch die Festung führte, hin zu dem Saal, in dem die Königin sich mit ihren engsten Vertrauten aufhielt. Sie sog jedes Detail ihrer Umgebung in sich ein, weil sie fürchtete, dass sie vielleicht viele Jahre davon zehren musste. Die hohen steinernen Wände waren mit Bildern und wenigen Teppichen behängt, auf denen Gerfalken und Szenen des Krieges gegen Lokiraas Krieger zu sehen waren. Das alles erschien ihr vertraut und zugleich fremd, denn seit ihrem letzten Besuch war vieles erneuert worden. Es gab weit mehr Luxus, als Aruula sich erinnern konnte. Exotische Öllampen hingen in metallenen Halterungen und Vorhänge aus schweren roten Stoffen veredelten die Flure. Anscheinend betrieben die Inseln weit mehr Handel, als Aruula in Erinnerung hatte.
    Sie schritten durch einen zugigen Gang hinein in einen karg eingerichteten Saal, in dessen Mitte unter einem Rauchfang ein Feuer brannte. Lusaana und zwei weitere Kriegerinnen saßen auf weichen Fellen am Boden. Aruula erkannte Juuneda, die Priesterin, die ganz in eine Näharbeit vertieft war, und zwei jüngere Frauen, die die Königin schon von Kindesbeinen an begleiteten. Die Königin selbst sprach gerade. Ein paar Worte hörte Aruula. Es ging um längst vergangene Schlachten gegen Lokiraas Krieger und den Befreiungskampf der frühen Tage. Offensichtlich erzählte sie aus der Chronik der Königinnen.
    Die Frauen im Saal blickten auf, als Dykestraa mit ihren Begleitern näher trat. Auf Lusaanas Gesicht spiegelte sich freudige Überraschung.
    »Aruula! Wudan sei gepriesen. Heute ist ein guter Tag«, sagte sie mit kräftiger Stimme, während sie so leichtfüßig aufsprang wie ein junges Mädchen. Dabei fiel Aruula auf, dass die Königin gealtert war. Graue Haarsträhnen durchzogen ihr dunkles Haar und tiefe Falten lagen auf dem freundlichen Gesicht. Doch ihr Körper war schlank wie eh und je unter dem leichten Pelzmantel.
    Die Königin schloss sie herzlich in die Arme. Beide Frauen kannten einander schon lange, denn es war Lusaana gewesen, die Aruula als Kind beigebracht hatte, Netze zu knüpfen und Angelhaken zu schnitzen.
    Nachdem auch die anderen sie und Maddrax begrüßt hatten, lag der Blick der Königin auf Tumaara. In ihrem Gesicht meinte Aruula ein Wiedererkennen zu sehen. Die Königin schien sich an Tumaara zu erinnern, sie aber nicht einordnen zu können. Ihre Stimme klang spröde. »Wer ist eure Begleiterin?«
    Aruula sah, wie ihre Schwester den Blick senkte, und sprang für sie ein. »Das ist Tumaara, die einst im Auftrag der großen Stammesfürstin Kaia deren Kind Ludmeela beschützen sollte. Da sie gescheitert ist und das Kind zu Tode kam, wählte sie aus eigenem Willen die Verbannung. Wir sind gekommen, um euch zu bitten, Tumaara wieder in eurer Mitte aufzunehmen und ihr zu helfen, sich mit Kaia zu versöhnen. Sie war lange Jahre in Rooma im Exil und sehnte sich sehr nach der Heimat.«
    Die Königin runzelte die Stirn. Sie musterte Tumaara eingehend. »Was die Stammesfürstin Kaia betrifft… die ist tot. Sie starb vor einigen Jahren bei Kämpfen gegen die Besatzer. Ein Großteil ihrer Sippe lebt nun mit uns auf dieser Insel. Zwar bin ich in diesem Sinne als ranghöchste Frau der Inseln Kaias Nachfolgerin, doch sehe ich mich nicht in der Position, über dich zu richten, Tumaara.«
    Aruula runzelte die Stirn. »Wer sonst als die Königin der Dreizehn Inseln sollte darüber bestimmen

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