274 - Die dunkle Seite des Mondes
Möglichkeit, die ich momentan für Sie sehe.«
Die Marsianerin biss sich auf die Unterlippe. »Na schön«, willigte sie ein. »Ich sehe mir die Daten genauer an, dann treffen wir uns noch einmal.«
»Ausgezeichnet!« Der Sprecher gab ihr seine Anschrift und Telefonnummer. »Ich denke, in spätestens drei Stunden sollte ich wieder zu Hause sein. Und tun Sie mir einen Gefallen: Kehren Sie nicht in Ihre Wohnung zurück. Das ist viel zu gefährlich.«
Von den Geschehnissen mitgenommen, aber nicht mehr ganz so desolat betrat Chandra den Aufzug und fuhr nach unten. Sie verließ das Regierungsgebäude und stapfte über den breiten Vorplatz in Richtung ihres Gleiters. Wie ein wildgewordener Schwarm Buschgeller schwirrten ihr die Gedanken durch den Kopf. Geistesabwesend betrat sie die Straße - und nahm die heranrasende Taxi-Kabine erst wahr, als ihr Schatten groß vor ihr aufwuchs.
Ehe sie reagieren konnte, kam von der Seite ein anderer Schatten herangerauscht, riss sie um und rollte mit ihr über die Straße. Der Wind der vorbeijagenden Taxi-Kabine rupfte an ihren Haaren, doch bis auf ein paar blaue Flecken trug sie keinen Schaden davon.
Sie rappelte sich auf und wollte sich bei ihrem Retter bedanken. Doch die Worte blieben ihr im Hals stecken.
Vor ihr stand Silberbraue und lächelte sie an.
»Gern geschehen«, sagte er. Dann rannte er davon.
***
Kurz vorher
Silberbraue und Stoppelhaar standen im Vorraum des Regierungsgebäudes und beobachteten die Fahrstühle. Als sich die Schnüfflerin vorhin in die Menschenmenge vor dem Sitzungssaal gerettet hatte, hatten sie sich sicherheitshalber zurückgezogen. Das bedeutete aber nicht, dass sie vorhatten, sie entkommen zu lassen.
»Da ist sie!« Stoppelhaar zeigte auf einen der gläsernen Aufzüge.
Tatsächlich! Die blonde Marsianerin. Sie lief ihnen direkt in die Arme.
Cody Pierre Saintdemar würde sehr zufrieden mit seinen Agenten sein.
In diesem Augenblick meldete sich Silberbraues PAC. Das Display vermeldete, dass der Anruf von dem ProMars-Funktionär stammte.
Er tippte auf den Sensor. »Herr Saintdemar. Gerade haben wir die Schnüfflerin entdeckt. Diesmal wird sie uns nicht entwischen. Wenn sie das Regierungsgebäude verlässt, beseitigen wir sie.«
»Nein«, widersprach Saintdemar. »Das werden Sie nicht. Haben Sie ihren Auftritt vor dem Rat mitbekommen?«
Da in der Vorhalle ebenfalls ein Monitor stand, hatten sie das tatsächlich.
»Dann wissen Sie auch«, fuhr Saintdemar fort, »dass ihr im Augenblick niemand ihre Verschwörungstheorien abnimmt. Es wird schon kritisch werden, wenn sich herausstellt, dass dieser Alix Nugamm wie vom Marsboden verschluckt ist. Aber was glauben Sie, was geschehen wird, wenn ihr etwas zustößt? Nein, für ProMars-Zwecke ist es besser, wenn sie am Leben bleibt und niemand ihr glaubt.«
»Ganz wie Sie meinen. Aber was ist mit den Beweisen, von denen sie gesprochen hat?«
»Fahren Sie zu ihrer Wohnung und suchen Sie danach.« Saintdemar gab ihm die Adresse. »Hinterlassen Sie keine Spuren. Und passen Sie auf, dass sie Ihnen nicht in die Quere kommt. Ich will nicht, dass ihr etwas passiert.« Ohne Verabschiedung trennte Saintdemar die Verbindung.
Silberbraue und Stoppelhaar warteten, bis Chandra das Gebäude verlassen hatte, dann gingen auch sie hinaus. Und sahen, wie die Marsianerin gedankenverlorenRichtung Straße strebte - genau auf die Taxi-Kabine zu!
Ich will nicht, dass ihr etwas passiert.
Silberbraue seufzte und rannte los.
***
In der Mondstation
»Können Sie das Ding reparieren?«, fragte Braxton mit Blick auf die defekte Tachyonenortung.
Ric untersuchte das Gerät näher. »Keine Chance«, sagte er schließlich. »Aber vielleicht…« Er kramte in den Überresten des Packschlittens herum und zog einen kompakten schwarzen Kasten hervor. Sein zufriedenes Brummen ertönte im Helmfunk.
Damons Miene hellte sich auf, als er erkannte, was Ric plante. »Ein Energiebooster!« Er sah Braxtons ratloses Gesicht und erklärte: »Dieses… Wesen gewinnt mit jedem Opfer an Substanz. Wir kennen den Grund dafür nicht, aber ich vermute, dass es etwas mit seinem Energiehaushalt zu tun hat.«
Ric grinste und nickte, während er die schüsselförmige Antenne von der Messeinheit des Tachyonenorters löste.
Damon deutete auf den schwarzen Kasten. »Darin befindet sich eine leistungsstarke Ersatzbatterie. Wir haben sie für den Fall mitgebracht, dass es auf der Station Energieausfälle zu überbrücken gibt. Wenn wir das
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