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274 - Die dunkle Seite des Mondes

274 - Die dunkle Seite des Mondes

Titel: 274 - Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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änderte aber nichts an deren schurkischen Plänen!
    Von einer Sekunde auf die andere brach sich das Entsetzen Bahn - und entlud sich in Form von Hass auf Chandra.
    »Wie können Sie es wagen, derart schreckliche Ereignisse für Ihren persönlichen Feldzug gegen ProMars zu missbrauchen?«
    »Infam!«
    »Skandalös!«
    Beleidigungen und Schmährufe flogen ihr entgegen. Selbst Maya Joy Tsuyoshi sah sie entgeistert an.
    »Hören Sie mir doch zu!«, versuchte Chandra das Getöse zu übertönen. »Ich habe Beweise für die Machenschaften von ProMars!«
    Niemand hörte ihr mehr zu.
    Der Ratssprecher betätigte mehrfach das Summersignal, aber selbst das brachte die tobende Menge nicht zum Schweigen.
    »Sicherheitsdienst!«, rief er deshalb in ein Mikrofon auf seinem Tisch. »Entfernen Sie Frau Chandra Tsuyoshi aus dem Saal!«
    Nur wenige Sekunden später wühlten sich die Ordnungskräfte, die bislang draußen gewartet hatten, durch die Marsianer und packten die Cousine der Präsidentin unter den Armen.
    »Sie dürfen diese Verbrecher nicht gewähren lassen!«, schrie Chandra. Es klang weinerlich. »Ich bitte Sie! Hören Sie mich an!«
    Sie versuchte sich loszustrampeln, wieder ans Rednerpult zu gelangen. Doch der Sicherheitsdienst hatte sie fest im Griff und schleppte sie vor die Tür. Erst vor dem Aufzug ließen die Männer sie los. »Wir müssen Sie bitten, umgehend das Gebäude zu verlassen. Zwingen Sie uns nicht, Sie bis zum Ausgang zu begleiten.«
    Tränen schossen ihr in die Augen. Wie hatte das nur so schief gehen können? War Alix völlig umsonst gestorben?
    »Aber ich muss…«
    »Frau Tsuyoshi. Bitte!«
    Mit mahlenden Kiefern fügte sie sich. Sie betätigte den Rufsensor des Fahrstuhls und versuchte die bösen Blicke zu ignorieren, die ihr die Menge vor dem Versammlungsssal zuwarf.
    Gerade als die Türen vor ihr auf glitten, hörte sie hinter sich eine Stimme: »Frau Tsuyoshi, auf ein Wort!«
    Chandra drehte sich um und schaute dem Ratssprecher ins Gesicht. Dem Mann, der sie aus dem Saal hatte entfernen lassen! »Was wollen Sie noch?«, bellte sie ihn an. »Mir Hausverbot erteilen?«
    Sein wallendes weißes Haar war in Unordnung geraten und verlieh ihm einen gehetzten Ausdruck. »Nein, nichts dergleichen. Ich muss mich dafür entschuldigen, aber mir blieb keine andere Wahl, als Sie des Saals zu verweisen. Es tut mir leid.«
    »Schön, jetzt haben Sie sich entschuldigt. Sie haben ja keine Ahnung, was sie damit angerichtet haben. Ein guter Mann hat sein Leben gegeben. Und wofür?« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, vergessen Sie es. Lassen Sie mich in Ruhe.«
    Das tat er nicht. Stattdessen trat er noch einen Schritt auf sie zu. »Diese Beweise, die Sie erwähnten«, raunte er ihr zu, »existieren die wirklich?«
    »Natürlich!«, brauste sie auf. »Wollen Sie mir etwa weismachen, dass Sie das plötzlich doch interessiert?«
    »So ist es. Wegen meiner Pflicht zur Neutralität konnte ich dort drinnen nicht Partei für Sie ergreifen. Hier draußen ist das anders.« Er gab ein freundliches Lachen von sich.
    Chandra glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. »Sie wollen mir helfen?«
    »Ja, natürlich. Wenn diese Organisation die Ermordung aller Marsianer auf dem Mond geplant hat, muss sie zur Rechenschaft gezogen werden. Haben Sie das Material bei sich?«
    Chandras Hand zuckte zur Hosentasche, doch dann hielt sie inne. Sie hatte die Daten vorhin nicht in dem Umfang prüfen können, in dem sie es sich gewünscht hätte, und den Kristall auch nicht kopieren können. Bevor sie das nicht gemacht hatte, wollte sie ihn nicht aus der Hand geben.
    »Nein«, log sie deshalb. »Es ist an einem sicheren Ort deponiert.«
    Der alte Marsianer riss die Augen auf. »Aber doch nicht etwa in Ihrer Wohnung? Dort würden die ProMars-Agenten als Erstes suchen.«
    »Vielleicht weiß die Organisation gar nicht, dass ich Beweise habe.«
    Mit dem Daumen deutete der Sprecher hinter sich auf den Ratssaal. »Spätestens, nachdem Sie es live im Fernsehen gesagt haben, weiß sie es.«
    Chandra fluchte in sich hinein. Auch wenn der Kristall nicht in ihrer Wohnung war - dorthin zurück konnte sie keinesfalls. Aber wo sonst konnte sie die Daten sichern?
    Clarice Braxton! , durchzuckte es sie. Natürlich! Die befreundete Wissenschaftlerin würde vielleicht sogar über Möglichkeiten verfügen, den Kopierschutz zu knacken.
    »Wenn Sie mir die Beweise bringen, werde ich sie dem Rat vorlegen«, fuhr der Sprecher fort. »Das ist die einzige

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