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274 - Die dunkle Seite des Mondes

274 - Die dunkle Seite des Mondes

Titel: 274 - Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Oberkörper stürzte zu Boden und zerbrach. Die Beine hingegen kippten einfach um.
    In einer fremden Sprache begann der Unheimliche zu schreien. Aus Gründen, die wohl für immer sein Geheimnis bleiben würden, drosch er mit dem Säbelgriff auf den steingefüllten Overall ein. Wie in Trance packte er das Textil und schleifte es nach draußen in eines der Module.
    Chandra war fassungslos. Sie vermochte nicht zu glauben, was sie da sah. Dieser Film konnte nicht echt sein. Er durfte nicht echt sein!
    »Eine Fälschung«, murmelte sie. »ProMars-Propaganda.«
    Und doch hatte sie einige der Opfer erkannt. Sie gehörten tatsächlich zur Besatzung der Mondstation.
    Schließlich brach der Film ab. Die Bildschirme zeigten neuerlich das Live-Bild aus der Zentrale. Nun war es nicht mehr Henry Braxton, der in die Kamera schaute, sondern ein Mann, den Chandra nicht kannte. Offenbar war ihm nicht aufgefallen, dass die Übertragung des Archivmaterials abgebrochen war, denn er fummelte an den Konsolen herum und brummte vor sich hin. »Wie lässt sich dieses blöde Ding wieder stoppen?«
    Plötzlich tauchte hinter ihm ein Schatten auf.
    Der Pirat!
    Ein kollektiver Aufschrei brandete durch den Ratssaal.
    »Vorsicht!« - »Hinter dir!« - »Pass auf!«
    Vermutlich war einigen der Anwesenden nicht bewusst, dass die Warnung einige Minuten unterwegs sein würde, bis sie den Mond erreichte. Und dass das Bild, das sie sahen, ebenso lange bis zum Mars gebraucht hatte und das Geschehen bereits Vergangenheit war. Dennoch riefen alle durcheinander, während sie hilflos mit ansahen, wie der Unheimliche hinter dem Marsianer stehen blieb und ihm den Säbel so heftig in den Rücken stieß, dass er aus der Brust wieder austrat. Als er die Waffe zurückzog, hatte sich sein Opfer zu Stein verwandelt.
    Der Unheimliche schaute direkt in die Kamera. Er sagte etwas von Margarita und Madre , dann hieb er die Klinge in das Gerät. Die Monitore füllten sich mit Schwärze.
    ***
    Run, rabbit run
    Dig that hole, forget the sun
    (Pink Floyd - Breathe)
     
    In der Mondstation, 20 Minuten zuvor
    Damon Marshall Tsuyoshi starrte mit offenem Mund auf den Bildschirm. Die Archivaufzeichnungen, die sie gleichzeitig zum Mars sendeten, zeigten ihnen den Schuldigen. Den, der für die Versteinerungen verantwortlich war.
    Es schien tatsächlich ein Geist zu sein! Anders konnte Damon das Gesehene nicht interpretieren. Das Wesen ging durch Wände, zumindest anfänglich. Mit jedem Opfer fiel ihm das allerdings schwerer, bis es irgendwann so viel Substanz gewonnen hatte, dass es ihm gar nicht mehr gelang.
    Die Erkenntnis traf Damon mit der Wucht eines Meteoriteneinschlags. »Die Tachyonenortung!«, sagte er. »Kann es sein, dass wir vom Schiff aus dieses… dieses Gespenst geortet haben?«
    Braxton musste nicht lange überlegen. Er wandte sich Ric zu. »Haben wir auf dem Packschlitten ein Gerät, mit dem wir Tachyonen anmessen können?«
    Ricard L. Pert nickte sofort. »Es ist nicht allzu leistungsstark, sollte aber ausreichen.«
    »Gut. Tsuyoshi, Pert, Mobar, Sie kommen mit mir zum Schlitten.«
    Damon brauchte einen Augenblick, bis er erkannte, dass mit Mobar der Soldat Larry gemeint war.
    Waltar Rejo Shang war nur wenig davon angetan, die Gruppe aufzuteilen. »Wir haben doch die Monitorwand, mit der wir die Station überwachen können. Wozu brauchen wir da noch ein Messgerät?«
    »Er hat die Kameras beim Shuttle zertrümmert. Wer weiß, ob er nicht noch weitere zerstört.«
    Der Soldat Curly erhielt den Auftrag, mit einem der Techniker und der Ärztin Calora Stanton die Mondstation nach möglichen Waffen gegen den Unheimlichen zu durchsuchen.
    »Holen Sie mir alles, was helfen könnte. Schwere Werkzeuge, Equipment zum Aufbau von Magnet- oder Schutzfeldern, Medikamente, Gift…« Für einen Augenblick stockte Braxton in seiner Aufzählung und runzelte die Stirn. »Denken Sie nach, was diesem Ding vielleicht schadet, und bringen Sie es mir.«
    Die beiden anderen Techniker sollten mit Waltar Rejo Shang in der Zentrale bleiben und den Funkkontakt zum Mars aufrechterhalten, wenn die Übertragung der Archivbilder beendet war.
    Damon setzte den Helm auf und machte sich mit seinen drei Begleitern auf den Weg. Erneut kamen sie an dem mit Steinen gefüllten Overall vorbei. Übelkeit kroch in Damon hoch, als er daran dachte, dass es sich bei den Brocken um Teile eines Marsianers handelte.
    Sie hatten etwa die Hälfte der Strecke hinter sich, als sich Shangs Stimme im Helmfunk meldete.

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