276 - Die Genesis des Arthur Crow
aus.
»Was ist das?«, fragte Aruula. »Ein… Riemen?« Sie gab das längliche Stück Leder an Matthew Drax weiter.
Der Mann aus der Vergangenheit konnte ihr nicht gleich antworten. Zu viele Gedanken überfluteten plötzlich sein Hirn. Denn er kannte diese Art von Riemen! Und fragte sich, was es zu bedeuten hatte, dass er hier gefunden worden war, an der Stelle, wo das Steinwesen verschwunden war.
»Es ist ein Teil einer Hydritenrüstung«, sagte er schließlich. »Ich habe sowas schon oft gesehen. Sie befestigen damit ihre Brustpanzer am Körper.« Er wies auf die Schnalle am einen Ende. »Hier, das ist bionetisches Material, kein Zweifel.« Er wendete das Lederstück. »Hier ist es abgerissen. Die Stelle ist noch ziemlich fest.« Er reichte es Aruula. »Was meinst du, wie lange wird es schon im Wasser liegen?«
Sie verzog den Mund. »Kann ich auch nicht sagen.«
»Gib mir das Teil!«, forderte Raagon. Er nahm es von ihr entgegen, drehte es in seinen Händen und betastete die Fasern des Risses. »Keine vier Tage, würde ich sagen. Eher weniger.«
Matt Drax konnte nicht verhindern, dass sich ein Frösteln über seine Haut verteilte. »Vielleicht ist das die Erklärung dafür, dass wir den Stein noch nicht gefunden haben«, sagte er unbehaglich. »Wenn ein Hydrit vor Ort war, als sich die Karavelle aufgelöst hat, und den Stein geborgen hat…« Er ließ den Schluss des Satzes offen.
Aruula nickte mit düsterem Blick. »Er könnte sich den Riemen aufgeschnitten haben, als er den Stein zwischen den Korallen hervorgeholt hat. Wenn es so war, ist er jedenfalls nicht versteinert worden. Damit hätten wir keine Chance, ihn zu finden.«
Matt sah sie beunruhigt an. Die Vorstellung, dass etwas so Unerforschtes und potenziell Gefährliches wie das in Bernstein gegossene Steinwesen in falsche Hände geraten sein könnte, gab Anlass zu größter Sorge. Zumal das Wesen schon bewiesen hatte, dass es sich telepathisch verständigen konnte. Würde es sich nun neue Sklaven unter den Hydriten holen?
Nach und nach waren auch die anderen Taucher an der Wasseroberfläche erschienen und gesellten sich zu ihnen. Hermon alias Grao'sil'aana enterte das Boot und besah sich das Riemenstück. Matt informierte ihn über seinen Verdacht. Doch der Daa'mure in Menschengestalt reagierte ganz anders als erwartet.
»Wir sollten froh sein, wenn das Ding tatsächlich fort ist«, sagte er nur. »Sollen sich die Fischmenschen damit herumschlagen.«
Matt teilte diese Ansicht nicht, aber er war nicht darauf aus, jetzt eine Diskussion anzuheizen. Grao war daran gelegen, dass er und Aruula möglichst rasch von hier verschwanden. Sie würden gemeinsam mit Lusaana und der Priesterin Juuneda darüber reden - auch wenn er nicht wusste, was sie letztlich beschließen sollten.
Auf alle Fälle und um sicher zu gehen, mussten sie auch noch den Rest des eingespannten Areals durchsuchen. Und dann…?
Vielleicht gelang es ihm, Kontakt zu seinem Freund Quart'ol aufzunehmen, oder zu Gilam'esh. Dann würde er die Hydriten wenigstens warnen können.
Matt befürchtete, dass die Gefahr keinesfalls gebannt, sondern möglicherweise nur auf ein neues Level gehoben worden war.
Er wies auf das Meer. »Bis zum Abend ist es noch lang. Machen wir weiter mit der Suche!«
7.
Mai 2525, im eisfreien Teil der Antarktis
Milos spielte, bis es zu schneien anfing.
Der Lärm der fallenden Flocken hallte in seinem Kopf wider. Milos verzog das Gesicht. Er wollte heim. Neuschnee war schlecht. Neuschnee tat weh. Das entstehende Geräusch war hässlich - nervenaufreibender als alles, was Milos sonst kannte.
Milos war sauer. Er fluchte. Ein paar Mal boxte er in die Luft. Wenn er Schneeflocken traf, entstand das gleiche Geräusch wie beim Fall auf den Boden. Es brachte Milos zur Raserei. Er atmete keuchend. In der Ferne, hinter dem Hügel, lag sein Zuhause. Auch dort war ständig Lärm, der ihm zusetzte, ihn ganz krank machte. Deshalb flüchtete er, wann immer es ging.
Mit Schneefall hatte er nicht gerechnet. Obwohl er ihn normalerweise roch , bevor er herunterkam. Milos hatte eine unglaubliche Nase. Er selbst merkte es nicht einmal, aber die anderen sagten das. Die anderen waren anders als er, mochten ihn nicht leiden - obwohl er oft Kunststücke für sie machte.
Er wünschte, sie wären nicht mehr da.
Eigentlich gab es keinen, den er brauchte. Eltern nicht, Nachbarn nicht, Hunde nicht.
Ja, selbst die Hunde hassten ihn.
Milos war traurig. Er konnte sich gar nicht erinnern,
Weitere Kostenlose Bücher