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276 - Die Genesis des Arthur Crow

276 - Die Genesis des Arthur Crow

Titel: 276 - Die Genesis des Arthur Crow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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zurückzog. Irgendwie unterstrich es auch die Besonderheit des Mädchens, von dem er insgeheim bezweifelte, dass es einmal den Pfad einer Kriegerin beschreiten würde. Ivee wirkte zu gewitzt, zu unbeschwert, als dass er sie sich mit einem Schwert in der Hand vorstellen konnte.
    »Kommst du oft hierher?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich ist es erst das zweite Mal.«
    »Du machst Witze.«
    »Warum sollte ich?«
    Ja, warum? Weil geheime Plätze eigentlich lang gehütete Geheimnisse sind? Matt war verwirrt. »Wann war denn das erste Mal?«, fragte er.
    »Gestern.«
    Matt konnte sich den Schauer nicht erklären, der ihm plötzlich über den Rücken lief. Irgendwie erschien ihm das Gespräch irreal. Obwohl es dafür eigentlich keinen nachvollziehbaren Grund gab.
    Hatten ihn die Geschehnisse der letzten Tage mehr mitgenommen, als er sich eingestehen wollte?
    Er ließ es dabei bewenden und erhob sich ächzend. »Wird Zeit, dass ich meinen nächsten Tauchgang antrete«, meinte er, obwohl durchaus noch Zeit gewesen wäre.
    Ivee seufzte vernehmlich. »Zu schade, dass ich nicht mitmachen darf«, sagte sie, einen unüberhörbaren Vorwurf in der Stimme. »Ich bin wirklich die beste Taucherin im ganzen Dorf!«
    Matt hatte keine Lust, die Diskussion wieder aufleben zu lassen. »Ja, zu schade - aber nicht zu ändern«, sagte er bestimmt.
    Ivee machte nicht den Eindruck, als wäre sie eingeschnappt. »Ich bleibe noch ein bisschen hier und schaue euch beim Tauchen zu - wenn das okay ist.«
    »Klar.« Er grinste kurz. »Ich bringe dir eine schöne Muschel mit, wenn ich eine -«
    Er brach ab, als plötzlich ein heiserer Schrei vom Meer her herüberwehte. Alarmiert hob er die Hand über die Augen und spähte hinab.
    Einer der Männer war aufgetaucht und winkte heftig. Er hielt etwas in den Händen!
    Matt wandte sich an Ivee. »Du bleibst hier!«, befahl er ihr. Dann rannte er los, die Düne hinab.
    ***
    Wasser war für Aruula ein unsicheres Element, das sie mied, wann und wo immer es ging. Die Entführung ihres ungeborenen Kindes war am Ufer des Kratersees geschehen, vielleicht lag es daran. Ein Trauma besaß scharfe Zähne mit unzähligen Widerhaken; hatte es sich erst einmal in eine Seele verbissen, war es schwer, es je wieder ganz loszuwerden.
    Es wäre auch jetzt möglich gewesen, das Wasser zu meiden, aber Aruula hatte gelernt, damit umzugehen. Sie wusste als eine der Wenigen, wie das Steinwesen aussah, deswegen war es wichtig, an den Tauchgängen teilzunehmen.
    Eben war sie wieder aufgetaucht und hatte sich in eines der Boote gezogen, um zu verschnaufen. Im anderen, einen halben Speerwurf entfernt, stand Raagon aufrecht und blickte aufmerksam über die Wasserfläche.
    Der junge Mann in ihrem Boot, Sveen mit Namen, nickte ihr zu, dann stürzte er sich in die Fluten. Das Boot begann zu schaukeln. Aruula setzte sich auf die Ruderbank und legte den Kopf in den Nacken, um etwas Sonne zu tanken. Augenblicklich überkam sie die Müdigkeit und sie musste mit Mühe der Versuchung widerstehen, sich auf der Bank auszustrecken.
    Ein durchdringender, heiserer Schrei riss Aruula aus der beginnenden Lethargie. Sie blickte alarmiert um sich. Ein gerade aus den Fluten aufgetauchter Dörfler reckte die Faust weit über sich, schüttelte sie ein paarmal, um zu demonstrieren, dass sich etwas darin verbarg… und schwamm dann zügig auf Raagon zu.
    Aruula war wie elektrisiert. Hatte er den Stein gefunden? Unwahrscheinlich - die Taucher hatten strikte Anweisung, das Siliziumwesen nicht zu berühren. Außerdem hätte es samt der Bernsteinhülle nicht in dessen Faust gepasst.
    Aruula griff zu den Rudern und lenkte ihr Boot an das andere heran. »Was habt ihr da?«, rief sie Raagon zu, der den Gegenstand bereits entgegengenommen hatte.
    Der Mittvierziger sah sie ein wenig ratlos an. »Sieh selbst«, erwiderte er und hielt ihr das Etwas entgegen.
    Im gleichen Moment hörte Aruula eine Stimme aus Richtung des Strandes. Sie drehte den Kopf und erkannte Maddrax, der mit kräftigen Schwimmzügen auf die beiden Boote zuhielt. Zwischendurch verhielt er kurz und rief: »Warte, Aruula! Nicht anfassen!«
    »Keine Sorge!«, gab sie zurück. »Es ist nicht der Stein!« Trotzdem wartete sie ab, bis Maddrax ihr Boot erreicht hatte, und half ihm an Bord. Er prustete außer Atem und wischte sich das Salzwasser aus dem Gesicht. Dann schauten sie sich gemeinsam an, was der Taucher gefunden hatte. Was Raagon ihnen entgegenhielt, sah eher unspektakulär

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