Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
277 - Xij

277 - Xij

Titel: 277 - Xij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
überall Erdhöhlen, in denen sie hausen.«
    Sie mustert dich so eingehend, dass du den Eindruck hast, dass sie Gefallen an dir findet.
    Wie schön. Das muss man ausnutzen. Sei brav. Sei anschmiegsam. Du kannst Freunde brauchen, gerade in diesen grässlichen Zeiten. »Wer seid Ihr, Miz Axya?«
    Die Frau kommt näher. Ihr Haar ist rot und lockig. Ihre Haut hell, ihre Lippen sinnlich schmal, ihre Augen grün. Sie sieht, obwohl sie es nicht weiß, wie Maureen O'Hara aus. »Sprich mich nicht so an. Wir sind keine feinen Leute. Sag Axya zu mir. Mein Vater ist…« Hüsteln. »Duncayn von Loxlee.« Sie sagt es in einem Tonfall, als müsse die Welt ihn kennen. »Diese Lumpen da sind Toom, Digg und Arry, seine Freunde. Er hat noch mehr davon, nimmt sie also nicht zu wichtig.«
    Toom, Digg und Arry murmeln Worte, die man für eine Begrüßung halten kann. Aber auch für Verwünschungen.
    Sie schauen wenig freundlich drein, was aber angesichts der Dresche, die sie gerade bezogen haben, verständlich ist. Es wäre vielleicht nicht schlecht, sich bei ihnen zu entschuldigen, denn es gibt auf der Welt nichts Nachtragenderes als Männer, denen man ihre Grenzen gezeigt hat. Und das noch vor den Augen der Tochter ihres Herrn.
    »War nicht so gemeint, Leute.« Verlegenes Räuspern. »Ich hab euch für… Räuber gehalten.«
    Toom, Digg und Arry schauen sich verblüfft an, dann lachen sie. »Wir sind Räuber.« Auch Axya lacht. »Vielleicht sieht man es uns nicht an.« Auch sie hüstelt verlegen. »Tut uns leid, dass wir dich… für ein Piig gehalten haben.«
    »Hätte schlimmer kommen können…« Ein Lächeln ist nun wohl angebracht. So was lockert die Stimmung.
    »Wie ich gesehen habe…«, ein Räuspern aus Axyas Kehle, »weißt du dich deiner Haut zu wehren, Kleiner.«
    »Danke.« Triumph? Stolz? Beides. »Nenn mich Xij.«
    »Ein eigenartiger Name.«
    »Ja. Selbst ausgedacht.«
    »Schön.« Nicken. Ein Schmunzeln, das Axyas Lippen kräuselt. »Burschen wie dich kann mein Vater brauchen.«
    Toom, Digg und Arry stöhnen gequält auf. Axyas wirft ihnen einen vernichtenden Blick zu. »Was hältst du davon?«
    Übe dich in Zurückhaltung. »Wovon?«
    »In seine Bande einzutreten.«
    Bande klingt nicht sehr seriös. Doch andererseits… Ist es etwa seriös, mit knurrendem Magen durch die Wälder fremder Inseln zu robben, während auf dem Kontinent ein reiches Erbe auf einen wartet? Frisst der Teufel in der Not nicht sogar Fliegen?
    Axya ist die Tochter eines mächtigen Mannes.
    Na schön, vielleicht ist Duncayn von Loxlee nur ein Eierdieb. Aber er befehligt Männer, die dir, wenn du zu ihnen gehörst, gegen bezahlte Mörder beistehen.
    Es ist gut, Freunde zu haben, auch wenn es Strauchdiebe sind. Vermutlich haben sie in ihrem Lager, das sich gewiss in der Nähe befindet, sogar etwas zubeißen…
    »Offen gesagt…« Ein schneller Blick zur Hügelkuppe hinauf. »Offen gesagt, bin ich eigentlich nur nach Croobai gekommen, um Räuber zu werden.«
    ***
    Das Lager, in dem Axya und ihre Begleiter die Schlafsäcke ausgerollt hatten, befand sich knapp hundert Meter entfernt in einer schützenden Mulde.
    Reste eines Feuers glühten in der Mitte. Am Boden liegende Tornister enthielten alles, wonach ein seit Tagen durch die Wälder streifender hungriger Magen verlangte.
    Wenige Minuten nach der Ankunft im Lager kam aus Richtung der Fußangel ein mörderisches Krachen und Quieken und schreckte alle um die Feuerglut hockenden Personen auf.
    Xij, mit vollem Mund, machte große Augen und griff zum Schwert. Axya spitzte die Lauscher und winkte ab. Toom grinste erfreut. Digg zischte: »Was für'n Glück!«
    Arry sprang schon mit einem Spieß in der Hand aus der Mulde und jubelte »Piig! Piig! Piig!«. Er lief dorthin, wo er und seine Gefährten die Falle neu gespannt hatten.
    Toom und Digg packten ihre Waffen und folgten ihm. Kurz nachdem das Dunkel sie verschluckt hatte, wurde aus dem säuischen Quieken und Toben ein Todesröcheln.
    Axya klatschte in die Hände und warf einen Blick auf den allmählich grau werdenden Himmel. »Wenn die Sonne aufgeht, bringen wir die Beute in unser Quartier.«
    »Wo ist das?«, fragte Xij.
    »'n halber Tagesmarsch.« Axya räusperte sich. »Mit Beute beladen sagen wir mal 'n ganzer Tagesmarsch. In der Bucht von Croobai. Nicht fern von der alten Tschörtsch.«
    »Tschörtsch?« Xij runzelte fragend die Brauen.
    »'ne Art Festung aus großen Quadern«, erklärte Axya, »in der die Menschen vor der Eisigen Zeit den Herrn

Weitere Kostenlose Bücher