278 - Der Gott der Mar'osianer
Maddrax.
»Ich hörte von Gilam'esh. Er ist zurückgekehrt. Der große Prophet kam durch den Zeitstrahl der Hydree und hat in Gilam'esh'gad einen Klonkörper erhalten.«
»Glaubst du das wirklich?« Iman'jas Augen glänzten. »Mein Vater und ich sind aufgebrochen, um ihn selbst zu sehen. Wir hoffen, dass die Geschichten wahr sind. Wir pilgern den langen Weg nach Hykton ohne Hilfsmittel, werden weder eine Röhre noch einen Mantaa(rochenartiges Reittier der Hydriten) oder einen Reitfisch benutzen, wenn es nicht sein muss. Wir folgen damit einer alten Tradition aus der Zeit nach dem dritten Krieg.«
»Kann ich mit euch reisen?« Quesra'nol wünschte sich nichts sehnlicher, als unter anderen zu sein, die nichts von seiner Vergangenheit wussten. Er hatte als Gründer der Gruppe »Rotgrunds Retter« viele Hydree umbringen müssen, um sein Volk zu retten. Der schwarze Kristall hatte sie größenwahnsinnig werden lassen. Seine Schwingungen ließen die Intelligenz einiger Hydree anwachsen, machten sie aber zugleich zu Monstern. Ihre Vernichtung war der einzige Weg gewesen.
Iman'jas Flossenkamm verfärbte sich zustimmend. »Gerne. Wir freuen uns über jeden Mitreisenden. Der Weg ohne Hilfsmittel ist gefährlich. Wir haben nur ein paar Schockstäbe bei uns, ansonsten sind wir unbewaffnet. Du bist uns als Mitstreiter willkommen.«
Von da an begleitete Quesra'nol die Gruppe. Nach und nach kamen weitere Hydriten hinzu. Es waren andere Pilger, die sich ihnen anschlossen. Einmal trafen sie auch auf Heimkehrer, die von Hykton zurückkamen und Gilam'esh bereits gesehen hatten. Iman'ja lauschte ihren Erzählungen mit großer Hingabe.
Auch in Quesra'nol wuchs die Neugier auf Hykton, die Hauptstadt des Neun-Städte-Bundes, auf das Hydrosseum und all die Wunder, die es dort geben sollte.
Dabei fiel ihm auf, dass er sich nicht mehr so viel merken konnte wie noch zu Beginn seiner Aufnahme in den Pilgerbund. Als er noch allein durch das Meer geschwommen war, hatte er es nicht bemerkt, doch inzwischen verstand er, was mit ihm geschah.
Er hatte sich von dem schwarzen Kristall entfernt und trug auch keinen Splitter des Steins mehr bei sich. Jetzt verließ ihn die Intelligenz, die ihm der Kristall verliehen hatte. Nach und nach verlor er die Gabe, stundenlang zuzuhören und sich alle Dinge bis ins kleinste Detail zu merken.
Er versuchte darüber nicht betrübt zu sein. Immerhin hatte er einen Platz unter den Hydriten von Ork'huz gefunden. Seine Zeit als genialer Wissenschaftler auf dem Mars war vorüber, und er begrüßte den neuen Abschnitt seines Seins mit Freude.
***
Hykton, Palast des Propheten, September 2526
»Nein!« Die junge Hydritin stand mit angeschwollenem Flossenkamm am Versammlungstisch aus roten Korallen. Durch die zahlreichen Lichtdurchlässe in den Wänden und an der Decke fielen Sonnenstrahlen in die Wellen und beleuchteten ihr breites Gesicht. »Ich sage, wir müssen endlich handeln!«
Quart'ol seufzte innerlich. E'fah mochte dramatische Auftritte, und seit sie in Hykton waren, führte sie sich mehr und mehr auf, als gehöre ihr die Stadt samt dem neu gezüchteten Bionetikpalast.
Man merkt, dass sie einmal als Königin unter den Menschen lebte (als Nefertari, Frau des ägyptischen Pharaos Ramses II.), dachte der hydritische Wissenschaftler. Sie kann es einfach nicht ertragen, in Gilam'eshs Schatten zu schwimmen.
»E'fah, nimm bitte deinen Platz wieder ein.« Gilam'esh wies auf die Muschelschale, aus der E'fah aufgeschwommen war.
Die Hydritin hörte nicht auf seine Bitte. »Es verschwinden Hydriten! Gesunde und Kranke! Wo kommen wir hin, wenn wir zulassen, dass innerhalb der Stadt Hydriten von Mar'os-Jüngern entführt werden?«
Das Muscheltor der großen bionetischen Halle öffnete sich, und herein schwammen zwei Hydriten, die ebenfalls zur Sitzung eingeladen worden waren.
»Entschuldigt die Verspätung«, klackerte Kal'rag, der Höchste des Neun-Städte-Bundes, »aber wir mussten noch etwas besprechen.« Er sah seinen Begleiter Skorm'ak abwertend an und machte kein Geheimnis daraus, dass er ihn verachtete.
Skorm'ak tat, als würde er die Blicke des anderen nicht spüren, aber Quart'ol sah das leichte Zucken um seinen Mund. Der Oberste des Gilam'esh-Bundes schien verärgert zu sein.
Was ist jetzt wieder vorgefallen? Streiten sie sich immer noch um den Aufbau des Pilgerviertels?
Quart'ol fühlte sich müde. Das Leben in Hykton forderte ihn. Dennoch bedauerte er es nicht, die Stelle als Gilam'eshs Berater
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