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278 - Der Gott der Mar'osianer

278 - Der Gott der Mar'osianer

Titel: 278 - Der Gott der Mar'osianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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gab es keine Erklärung.
    Ein irrationales Gefühl von… heiliger Ehrfurcht breitete sich in Kal'tar aus. Dieser Stein war weit mehr als ein totes Ding. Der Hydrit konnte sein Gefühl nicht begründen, aber er war überzeugt, auf etwas Großes gestoßen zu sein.
    Nie hatte er ein Ding gesehen, das so schön war. Er wollte es besitzen. Er musste es mitnehmen und den anderen zeigen. Wenigstens einigen Ausgewählten.
    Hastig nahm er die zweite Hand zu Hilfe und zog an dem Stein - doch der hatte sich zwischen den Korallen verkeilt. Kal'tar fasste nach, beugte sich weit hinab und schob die Hände unter den Brocken. Mit aller Kraft zerrte er daran.
    »Was ist mir dir?«, klackerte er in der Sprache seines Volkes. »Willst du nicht mit mir kommen?« Unbewusst gestand er dem Stein damit eine eigene Persönlichkeit zu, ohne dass es ihm auffiel.
    Kal'tar fluchte, als eine der scharfkantigen Korallen ihm über den Brustpanzer schrammte und dabei einen der Halteriemen zerschnitt, der mitsamt der Schnalle hinab trudelte. Doch eine Sekunde später war das Malheur vergessen, denn endlich löste sich der Stein. Der Hydrit presste ihn fest an den Brustpanzer aus Riesenhummerschalen. Er sah sich um, ob ihn jemand beobachtete. Noch war er allein. Besser, er verschwand von hier, bevor die Oberflächenkriecher oder der Daa'mure zurückkehrten.
    Mit dem Siliziumwesen in den Armen brach Kal'tar auf, um das Verderben in die Unterwasserwelt zu tragen…
    ***
    Kal'tar musste lange schwimmen, ehe er mit seinem schweren Fund beladen die Kolonie der Mar'osianer erreichte, die er vor zwei Zyklen verlassen hatte, um dem Schattenschiff nachzujagen. Doch unterwegs aufzugeben war keine Option gewesen; eine innere Stimme hatte es ihm befohlen und ihm keine Ruhe gelassen.
    Erst jetzt, kurz vor dem Ziel, erinnerte er sich wieder daran, dass er vor seinem Aufbruch mit Qua'don, dem Anführer der Kolonie, aneinandergeraten war. Doch seltsam - obwohl er wusste, dass Qua'don aufbrausend und nachtragend war, sorgte er sich nicht. Er wusste, dass ihn der Schatz in seinen Händen beschützen würde.
    Er fand die anderen bei einer kleinen Insel, die auf dem Weg Richtung Neu-Martok'shimre lag, dem sie folgten. Sie waren gerade beim Mahl und beachteten ihn nicht weiter. Fischblut verfärbte das Wasser und Kal'tar musste sich beherrschen, sich nicht ebenfalls an den silbernen Her'in-Fischen zu bedienen, die in einem großen Fangnetz zappelten. Er wollte Abstand halten, bis er wusste, ob Qua'dons Wut inzwischen verflogen war.
    Rig'az hielt im Fressen inne, als sie ihn entdeckte. Sie löste sich von der Gruppe und schwamm auf ihn zu. »Kal'tar! Endlich bist du zurück. Wo warst du so lange?«, klackte sie aufgeregt.
    Kal'tar schwamm weiter von ihr fort, sodass sie ihm folgen musste, wenn sie mit ihm reden wollte. Rig'az war eine der wenigen, der er innerhalb der Kolonie vertraute.
    Sie zogen sich in den Sichtschutz hinter einem Felsen zurück, der vor der Insel aus dem Wasser ragte. Kal'tar drückte sich eng an das raue, von kleinen Muscheln und Schnecken übersäte Gestein. »Ist Qua'don noch wütend?«
    »Er hat sich beruhigt und er weiß, dass er dich braucht. Du hast von allen Mar'os-Jün-gern die beste Sehkraft bei Dunkelheit.«
    Kal'tar verzog unwillig sein breites Maul und spürte, wie der Flossenkamm auf seinem Kopf anschwoll. »Qua'don wird die Phase(eine Phase entspricht einer hydritischen Stunde) verfluchen, in der ich zur Kolonie zurückkehrte«, klackerte er, darum bemüht, die harten Schnalzlaute so leise wie möglich zu halten, da sie im Wasser weit trugen.
    Rig'az schwamm näher heran. Auch sie senkte ihre Stimme. »Was hat das zu bedeuten? Warum sollte Qua'don deine Rückkehr verfluchen?«
    Kal'tar dachte an das Reiseziel der aufgebrochenen Kolonie. Seitdem der legendäre Prophet Gilam'esh aufgetaucht war und Geschichten über die gewalttätige Vergangenheit der angeblich so moralischen und friedlichen Hydriten in Umlauf waren, herrschte Unruhe im Reich der unterseeischen Rasse. Breite Ströme von Pilgern zogen Richtung Hykton. Und die geächteten Mar'osianer schwammen nach Neu-Martok'shimre, zu Sar'kir, der »Herrin der Meere«, wie sie sich nennen ließ.
    Sar'kir hatte unweit von Hykton eine Mar'os-Kolonie gegründet, wie es sie seit Hydritengedenken nicht mehr gegeben hatte. In den Meeren munkelte man, sie sei eine Verbündete Dry'tors, des mächtigsten Mar'os-Jüngers, der ein Geistwanderer war.
    Die Kolonie wuchs mit jedem Zyklus - und wurde

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