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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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groß es noch keine gegeben hat. Wo aber, das ist selbst für mich ein Geheimnis geblieben. Er behandelte diesen Zug sehr geheimnisvoll. Wohin er gerichtet sein werde, sollte ich erst in Faschodah erfahren.“
    „Wolltet ihr lange dort bleiben?“
    „So lange, bis unsere Ausrüstung beendet sein würde.“
    „Wie ich gesehen habe, war euer Schiff, die ‚Eidechse‘, leer. Sollte sie in Faschodah die nötigen Tauschwaren aufnehmen?“
    „Ja, und die andern Schiffe auch.“
    „Was? – Es sollten mehrere Schiffe ausgerüstet werden?“
    „Ja. Wie viele aber, auch das wurde mir vorher nicht gesagt.“
    „Ibn Asl muß in Faschodah sehr vertraute Geschäftsfreunde besitzen. Kennst du sie?“
    „Er pflegt selbst gegen seine nächsten Untergebenen stets sehr vorsichtig und verschwiegen zu sein. In seine Freundschaften und Verbindungen hat er mich nie blicken lassen. Darum kenne ich in Faschodah nur einen einzigen Mann, von dem ich mit Sicherheit sagen kann, daß Ibn Asl mit ihm verkehrt, er heißt Ibn Mulei und ist Major der Arnauten, welche in Faschodah stehen.“
    „Das genügt. Nur noch eins: Wo habt ihr euer Schiff gelassen, als ihr euch auf den Weg nach hier machtet?“
    „Es liegt im rechten Arm des Nils bei der Dschesireh Mohabileh. Zehn Mann blieben zurück, um es zu bewachen.“
    „Genug! Ich sehe dir an, daß du mir die Wahrheit gesagt hast, und ich bin mit dir zufrieden.“
    „Ich danke dir, Effendi! Wirst du nun die Gnade haben, Fürbitte bei dem Emir einzulegen?“
    Der letztere antwortete anstatt meiner:
    „Da du uns nicht belogen hast, will ich dir hiermit versprechen, daß du vor den Krokodilen sicher bist; aber mehr kann ich nicht tun. Wehe dem, der wehe tut! Straflos könnt ihr unmöglich bleiben. Es ist gut!“
    Der Oberleutnant kehrte, wenigstens nun für den Augenblick beruhigt, an seinen Platz zurück, und es wurden jetzt die Vorbereitungen zum Abmarsch getroffen. Meine Erkundigungen hatten Erfolg gehabt, aber einen solchen, daß ich mir sagte, es werde wohl außerordentlich schwierig, wo nicht gar unmöglich sein, den Bruder des Führers von Maabdah aufzufinden. Es gab nur eine einzige Person, von der ich den Aufenthaltsort dieses unglücklichen Mannes erfahren konnte, nämlich Ibn Asl selbst. Und vorausgesetzt, daß es mir gelang, diesen zu ergreifen, so war es doch sehr zweifelhaft, ob es mir gelingen werde, ihm die gewünschte Auskunft abzuzwingen. Ich mußte mich eben auch in dieser Angelegenheit auf meinen guten Stern verlassen.
    Der ‚Falke‘, das Schiff des Raïs Effendina, lag in gleicher Höhe mit dem Sumpf am linken Ufer des Nils. Um es zu erreichen, mußte ein Fußgänger vielleicht zwei Stunden lang marschieren. Das konnten die Gefangenen sehr wohl aushalten. Sie sollten unter Deck gebracht werden. Da man die vorhandenen Kamele nicht verladen konnte, sollten dieselben auf dem Landweg nach Karthum transportiert werden, wozu zehn oder zwölf Asaker vollständig genügten.
    Es war kurz vor Mittag, als wir aufbrachen. Der Emir hatte sich an die Spitze des Zuges gesetzt, und ich stieg mit Absicht zuallerletzt in den Sattel. Das geschah des Fakir el Fukara wegen. Er lag hilflos am Sumpf, den Myriaden Stechfliegen, dem Hunger und dem Durst preisgegeben. Das erregte mein Mitleid, obgleich er es nicht verdiente. Ich besaß zwar einen Wasserschlauch, wollte ihn aber nicht opfern; darum hatte ich einen andern, ohne daß man darauf achtete, an meinen Sattel gehängt. Er war noch halb voll.
    Als die letzten des Zuges sich schon eine Strecke entfernt hatten, ritt auch ich fort, aber nicht ihnen nach, sondern zum Maijeh. Ich wußte die Stelle nicht, wo der Fakir el Fukara sich befand und bei welcher man jedenfalls auch Abd Asl in den Sumpf geworfen hatte, konnte sie aber gar nicht fehlen, weil eine sehr deutliche Spur zu ihr führte. Man hatte den Fakir ja nicht getragen, sondern über das Gras geschleift.
    Ich sah ihn neben einem häßlichen Oscherbusch liegen, welcher ganz hart am Ufer stand. Der Sumpf war hier mit stinkendem Grün bedeckt, auf und in welchem riesige Krokodile in träger Ruhe lagen. Das waren die Totengräber und auch – die Gräber des alten Abd Asl!
    Als der Fakir mich kommen hörte, wandte er den Kopf nach mir und stierte mich aus seinen blutunterlaufenen Augen an. Über sein tiefdunkles Gesicht ging ein beinahe tierisch zu nennendes Grinsen. Seinen Lippen entfuhren einige röchelnde Silben, jedenfalls Schimpfwörter, welche ich nicht verstand. Die Hände waren

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