28 - Im Lande des Mahdi II
fest, wie du es nur wünschen kannst.“
„So liege still; ich werde machen.“
Ich untersuchte ihn mit tastenden Fingern, auf welche Weise er gefesselt und an das Seil gebunden war, darauf gab es einige Schnitte mit dem Messer, und er war los. Aber frei noch nicht. Falls er versuchte, aufzustehen, konnte er leicht einen seiner Nachbarn wecken. Ich ergriff ihn also unter den Armen und zog ihn aus dem Kreis heraus, langsam und vorsichtig, so daß er weder rechts noch links anstieß. Dann mußte er hinter mir her zu Ben Nil kriechen. Dort angekommen, wollte er sich in Danksagungen ergehen, ich aber schnitt ihm das Wort ab:
„Jetzt still! Später kannst du sprechen, soviel es dir beliebt. Wir müssen uns beeilen.“
Ich untersuchte den Araber. Er kam eben jetzt zu sich. Er versuchte, seine Fesseln zu zerreißen und zu schreien; es gelang ihm aber weder das eine noch das andere. Die ersteren hielten fest, und das, was ein Schrei, ein Hilferuf sein sollte, kam als leises, röchelndes Stöhnen aus der Nase. Ben Nil setzte ihm das Messer auf die Brust und drohte:
„Noch einen solchen Laut, und ich stoße dir die Klinge in das Herz!“
Das half; der Baqquara blieb still und bewegte sich von jetzt an nicht wieder, als bis wir ihn später in Sicherheit hatten.
„Nun zwei Kamele, Effendi“, meinte Ben Nil. „Für jeden eins.“
„Wir brauchen drei“, antwortete ich. „Da wir jetzt mehr Wasser haben müssen als vorher, so müssen wir ein Tier haben, welches die Schläuche trägt. Auch einige Schläuche müssen wir von hier mitnehmen, denn wir haben jetzt nur zwei.“
„Erlaube mir, die Kamele auszusuchen, Effendi! Ich kenne unsere Tiere“, sagte Hafid Sichar. „Ich werde die drei besten wählen.“
Er huschte, ehe ich ihn halten konnte, fort, und so blieb uns freilich nichts anderes übrig, als zu warten, bis er zurückkehren würde. Natürlich war ich mit seiner Entfernung ganz und gar nicht einverstanden; er konnte uns alles verderben. Glücklicherweise aber war dies nicht der Fall. Nach ungefähr einer Viertelstunde, welche mir aber wie eine ganze Stunde vorkam, kehrte er zurück und sagte:
„Ich bin fertig, Effendi. Wir können aufbrechen.“
„Fertig? – Womit?“
„Ich habe nach und nach drei Sättel und auch drei Schläuche über die Furt getragen. Hast du es nicht gesehen?“
„Nein. Du mußt sehr vorsichtig gewesen sein.“
„Das war notwendig. Und die drei besten Kamele stehen auch bereit. Wir können gehen.“
„Hast du nicht bemerkt, ob einer der Schläfer aufgewacht ist?“
„Sie schlafen alle. Kommt, und folgt mir getrost.“
„Nimm zuvor dieses Messer und diese Flinte! Ich habe beides dem Baqquara abgenommen. Du mußt ja nun auch Waffen haben.“
Ich warf den Baqquara über die Schulter, um ihn zu tragen. Hafid Sichar führte uns nach der Furt. Dort hatte er die drei Kamele angebunden. Wir durften sie nicht besteigen, da sie dabei geschrien hätten. Ben Nil und Hafid führten die Tiere; ich trug den Baqquara, und so stiegen wir in das Wasser, welches mir bis an den Gürtel ging.
Als wir drüben ankamen, löste ich dem Baqquara die Beinfesseln, damit er laufen könne. Die Sättel wurden den Kamelen im Stehen nur lose aufgelegt, was sie sich ruhig gefallen ließen; dann ging es vorwärts, an der Südseite des größeren Sees hin. Jeder von uns führte ein Tier, ich auch noch den Baqquara, während Ben Nil und Hafid die Wasserschläuche trugen.
Als wir die geeignete Strecke zurückgelegt hatten, hielten wir an, um die Kamele richtig zu satteln. Jetzt mochten sie Lärm machen, sie konnten von der Takaleh nicht mehr gehört werden. Sie mußten niederknien. Ich stieg auf und nahm den Baqquara quer vor mir über, als auch die beiden anderen saßen, ging es im scharfen Schritt fort, auch an dem anderen See vorüber und dann nach links, wo wir unsere Tiere gelassen hatten.
Würden wir sie noch finden? Ja, sie waren noch da. Wir stiegen ab und banden die mitgebrachten drei Tiere in der Nähe an, nachdem wir sie von den Sätteln befreit hatten. Wir lagerten uns unter einem Baum, an welchem der Baqquara befestigt wurde. Ich nahm ihm den Knebel aus dem Mund und fragt ihn dann:
„Ben Baqquara, weißt du nun genau, wer ich bin?“
Er gab keine Antwort.
„Ich weiß, daß du nicht taub bist, und bin gewöhnt, eine Antwort zu bekommen, wenn ich frage. Ist dir der Mund jetzt geschlossen, so kann er mit der Peitsche geöffnet werden. Also antworte!“
„Ja, ich weiß es!“ stieß er
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