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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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meine Begleiter. Vier davon kannte ich nicht; den fünften aber kannte ich desto besser; es war – Ibn Asl.“
    „Wie? Er wagte es, vor dein Angesicht zu treten?“
    „Oh, er wagte noch viel mehr. Er hatte die Stirn, mir alles zu sagen. Ohne diese geradezu unvergleichliche Frechheit und ohne seine Anwesenheit damals wüßte ich heute noch nicht, wie damals alles gekommen ist. Er erzählte mir mit lachendem Mund, daß man meines Geldes zum Sklavenfang bedürfe, daß er und Barjad el Amin Kompagnons seien und den Ertrag der Jagden teilen würden. Er selbst sei dafür gewesen, daß ich getötet würde, aber Barjad habe die Schwachheit besessen, dies nicht zuzugeben, weil er meinem Bruder große Gefälligkeiten zu verdanken habe. Da ich aber unschädlich gemacht werden müsse, wolle man dafür sorgen, daß ich niemals einem Bekannten begegnen und auch nie zurückkehren könne. Was man damit meinte, erfuhr ich erst am Ende der Reise, als wir in das Land der Takaleh kamen und ich dem Mek dieses Volkes als Sklave übergeben wurde. Er brauchte nichts für mich zu bezahlen, hatte aber dafür zu sorgen, daß mich niemand, dem ich vielleicht bekannt sei, sehen könne. Ich hörte noch, daß Ibn Asl mit dem Mek den Vertrag abschloß, daß der letztere ihm jährlich zweimal an ganz bestimmten Terminen Sklaven nach Faschodah zu senden habe, welche sofort mit gewissen Waren zu bezahlen seien. Dann wurde ich fortgeschafft.“
    „Wohin?“
    „An einen schrecklichen Ort, welchen ich seit jenem Tag nur verlassen habe, um jetzt nach Faschodah transportiert und Ibn Asl wieder ausgeliefert zu werden. Weißt du vielleicht, daß es bei den Takaleh berühmte Kupferwerke gibt?“
    „Das ist mir allerdings bekannt.“
    „Nun, in eine solche Grube wurde ich geschafft, um gefesselt, in derselben zu arbeiten. Ich habe von jenem Tag an die Sonne nicht mehr gesehen. Und als man mich vor kurzem von der Kette löste, sagte mir einer, der wenig Erbarmen mit mir hatte, daß man mich jetzt dem Tod entgegenführe.“
    „Wieso dem Tod?“
    „Beim letzten Sklaventransport hat Ibn Asl mich zurückverlangt. Er ist mit Barjad el Amin uneinig geworden und führt nun sein Geschäft auf seine eigene Rechnung fort. Er hat auf die Wünsche seines früheren Kompagnons nicht mehr Rücksicht zu nehmen und glaubt sich sicherer, wenn ich nicht mehr lebe. Er könnte zwar dem Mek sagen, daß derselbe mich töten lasse, traut ihm aber nicht. Darum hat er meine Auslieferung verlangt, welche für mich mit dem Tod gleichbedeutend ist. Soll ich dir erzählen, was ich erlitten und ausgestanden habe? Jetzt nicht, aber vielleicht später einmal. Und soll ich dir nun sagen, welche Wonne ich jetzt empfinde, da ich gewiß bin, der bisherigen Sklaverei und dem auf mich wartenden sicheren Tod entgangen zu sein? Ich sehe in dir einen Engel, von Allah gesandt, welchem ich –“
    „Sprich nicht so!“ fiel ich ihm in die Rede. „Allah hat es gefügt. Ihm allein hast du zu danken. Fühlst du dich stark genug, den Ritt nach Faschodah auszuhalten?“
    „Ja. Hätte ich doch sonst durch die Wüste dahinmarschieren müssen! Die schwere Arbeit hat meine Muskeln gestählt. Du brauchst um mich keine Sorge zu tragen. Wann werden wir in Faschodah sein?“
    „Ich hoffe, in vier Tagen dort anzukommen.“
    „Und Ibn Asl ist dort?“
    „Sehr wahrscheinlich.“
    „Dann wehe ihm! Ich werde mich rächen. Ich werde ihn nicht etwa dem Mudir übergeben, sondern ich will –“
    „Erlaube, daß ich dich unterbreche! Zerbrich dir nicht den Kopf mit dem Gedanken, wie du dich an ihm rächen willst. Du bist nicht der einzige, der mit ihm abzurechnen hat. Ich werde dir davon erzählen. Jetzt wollen wir ruhen. Wir haben einen weiten Ritt vor uns, und ich denke, daß du des Schlafs nicht entbehren darfst.“
    „Ich schlafen? Effendi, welch ein Gedanke! Einer, der tot war und wieder lebend wurde, soll im Augenblich des Erwachens an den Schlaf denken! Nein, nein! Wenn ich auch wollte, ich könnte nicht schlafen. Schlaft aber ihr. Ich will hier sitzen, still und ohne mich zu regen, und die Seligkeit durchkosten, das Firmament und den Himmel Allahs über mir zu haben und tausend und abertausend Sterne in mir aufgehen zu fühlen.“
    „Nun wohl, ich sehe allerdings ein, daß du viel, viel lieber wachen als schlafen willst. So wache; aber wecke uns beide, kurz ehe der Tag zu grauen beginnt, später ja nicht, damit wir die Takaleh beobachten können. Und paß gut auf diesen Baqquara auf; er darf uns

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