28 - Im Lande des Mahdi II
einem Vorschlag an mich wandte:
„Effendi, darf ich mit dir sprechen?“
Ich hatte ihn während des Rittes möglichst wenig beachtet und tat auch jetzt so, als ob ich seine Worte nicht gehört hätte.
„Effendi, ich habe dir etwas zu sagen!“
„Schweig!“ gebot ich ihm, obgleich ich ahnte, daß das, was er vorbringen wollte, für mich von Interesse sein werde. Er verstummte für eine Weile, begann aber bald von neuem:
„Du wirst es bereuen, wenn du mich nicht sprechen läßt. Das, was ich dir zu sagen habe, ist wichtig für dich.“
„Ich mag nichts hören. Du willst von den fünfhundert loskommen, eine Sache, welche jedenfalls von ungeheurer Wichtigkeit für deine Fußsohlen ist.“
„Aber ich biete dir auch viel dafür.“
„Was denn?“ begann ich einzulenken.
„Nachrichten über die Seribah Aliab, von welcher ihr vorhin gesprochen habt. Ich habe alles gehört und denke mir, daß es dir willkommen sein muß, über die dortigen Verhältnisse unterrichtet zu werden.“
„Das ist allerdings der Fall. Sind dir diese Verhältnisse vielleicht bekannt?“
„Vielleicht? Ganz gewiß sogar, und sehr genau.“
„Wem gehört die Seribah?“
„Soll ich diese Frage wirklich beantworten? Meinst du, daß ich es ohne Gegenleistung tun werde?“
„Ja. Ich denke, daß du für fünfzig oder sechzig Hiebe diese Geheimnisse gern verkaufen wirst.“
„Nein, nein! Effendi, nur nicht die Bastonade! Bitte mich beim Mudir von den fünfhundert los, so teile ich dir alles mit, was ich über die Seribah Aliab weiß.“
„Du wirst nicht viel wissen.“
„Nicht viel? Alles, alles weiß ich. Ich bin ja selbst dort gewesen.“
„In welcher Absicht, bei welcher Gelegenheit?“
„Das kann ich dir nur dann sagen, wenn du mir versprichst, beim Mudir für mich zu bitten. Auch darf das, was ich dir jetzt sage, mir keinen Schaden bringen.“
„Dies Versprechen kann ich dir geben. Ob aber das erstere von Erfolg sein würde, ist sehr zu bezweifeln.“
„Ich zweifle nicht. Ich habe gehört, was von dir erzählt wurde und was infolgedessen der Mudir von dir denkt. Er hält so viel von dir, daß deine Fürbitte ganz gewiß ein Erfolg sein wird.“
„Wahrscheinlich irrst du dich, doch will ich dir versprechen, ein gutes Wort für dich einzulegen. Ich mach dich aber darauf aufmerksam, daß ich mich nicht betrügen lasse. Wenn du etwa meinst, durch eine bloße Flunkerei von der Bastonade loszukommen, so befindest du dich in einem gewaltigen Irrtum. Was weißt du über diese Seribah?“
„Sie gehört Ibn Asl.“
„Dachte es mir! Das, was ich jetzt wissen will, soll dir, wie ich versprochen habe, in keiner Weise schaden; also sage mir aufrichtig: du hast mit diesem Mann Sklavenraub getrieben?“
„Ja, Effendi. Das mußtdu aber dem Mudir verschweigen.“
„Ich glaube nicht, daß ich diesen Umstand mit Stillschweigen zu übergehen vermag, aber ich verspreche dir, daß er dir auf keinen Fall angerechnet werden wird. Ich kann mich in deine Lage denken. Du hast als Moslem die Sklaverei für erlaubt und das Verbot derselben für einen Eingriff in eure uralten, angestammten Rechte gehalten.“
„So ist es, so ist es, Effendi! Denke, daß wir Baqquara nur von unseren Herden leben, und daß eine einzige Seuche, welche unter denselben ausbricht, uns leicht zu Grunde richtet. Da war es der Sklavenhandel, welcher uns bei solchen Fällen die Mittel gab, zu leben und, bis unsere Herden wieder gewachsen waren, nicht zu darben. Wir gaben den Sklavenjägern unsere Krieger als Asaker mit und bekamen für jeden gefangenen Schwarzen einen bestimmten, festgesetzten Lohn. Dieser wurde uns in Sklaven ausgezahlt, die man uns billig berechnete, wir aber verkauften sie zu einem weit höheren Preis. Das gab einen Gewinn, welcher uns willkommen war.“
„Und du hast nicht nur deine Krieger hergegeben, sondern bist persönlich mitgewesen?“
„Ja. Wir fuhren nach der Seribah Aliab, von welcher aus dann die Jagd unternommen wurde.“
„Wer gebietet dort, wenn Ibn Asl abwesend ist?“
„Ein Feldwebel, welcher Ben Ifram heißt. Ein Schuß hat ihm ein steifes Bein gebracht. Deshalb kann er an der Jagd nicht mehr teilnehmen. Daheim aber ist er sehr tüchtig, und da Ibn Asl sich auf seine Treue verlassen kann, so hat er ihm das Kommando anvertraut.“
„Für jetzt weiß ich genug. Es kann aber leicht möglich sein, daß ich später mehr von dir erfahren muß.“
„Später? Ich hoffe, daß der Mudir mich auf deine Fürbitte hin
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