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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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uns nicht.
    Der Strom war hier am Einfluß des Rohl sehr breit. Die Sonne brannte förmlich nieder, und kein bewaldetes Ufer bot Schatten. Es gab nur Schilf und nichts als Schilf. Die Leute hatten sich mit den Stoßstangen anstrengen müssen und waren ermüdet; darum hatten wir Anker geworfen, um auszuruhen und die größte Hitze vorüber zu lassen. Das war mir zu langweilig, und ich beschloß, das kleine Boot zu besteigen, um irgend etwas Eßbares zu schießen. Ich wurde nämlich als Proviantmacher des Schiffes betrachtet, da ich meist im Boot voraus war, um zu jagen.
    Ben Nil begleitete mich wie gewöhnlich. Ich nahm ihn gern mit, da man nicht gut stets schußfertig sein kann, wenn man das Ruder zu führen hat. Zuweilen bat mich der kleine Djangeh-Knabe, ihn mitzunehmen, und ich erfüllte ihm dann und wann die Bitte, weil er sich kindlich über alles freute, was ich schoß. Dieser Knabe und seine Schwester waren, wie bereits früher erwähnt, ihrem Djangeh-Stamm geraubt und nach Kairo gebracht worden, wo sie im Dienste des Mokkadem arbeiten, ihm alles Geld abliefern mußten und dafür Hunger zu leiden hatten und Prügel bekamen. Ich hatte sie aus dieser Sklaverei befreit und auf den ‚Falken‘ gebracht, wo sie sich jetzt noch befanden. Sie wurden ihren Kräften angemessen beschäftigt, gut verpflegt und mit Liebe behandelt. Da sie mir ihre Befreiung zu verdanken hatten, war es kein Wunder, daß sie mir eine ganz besondere Zuneigung erwiesen. Wir hegten die Absicht, sie ihrem Stamm zurückzubringen, hatten aber noch keine Gelegenheit dazu gefunden.
    Jetzt schlief der Knabe, weshalb ich nur Ben Nil aufforderte, mich zu begleiten. Wir stiegen in das Boot und stießen vom Schiff ab. Der Bahr el Dschebel hatte mir schon viel Beute geliefert, darum steuerte ich jetzt dem Rohl entgegen, um zu sehen, ob ich auf diesem Nebenfluß ebenso glücklich sein werde.
    Leider war die Zeit nicht günstig. Die Hitze war zu groß und die Tierwelt lag wie zu Tode erschöpft. Um die Glut ohne Schaden auszuhalten, mußten wir uns von Zeit zu Zeit Kopf und Brust befeuchten. So glitten wir wohl eine Stunde lag zwischen Omm-Sufah-Inseln aufwärts; dann meinte Ben Nil, daß es wohl geraten sei, nun umzukehren. Ich wollte aber nicht ohne Beute zurückkommen und stand im Boot auf, um besser Umschau halten zu können. Da sah ich oberhalb der Stelle, an welcher wir uns befanden, einen Gegenstand, welcher sich abwärts auf uns zu bewegte. Oben hell und unten dunkel, konnte er aus solcher Entfernung für einen großen Schwimmvogel mit dunklem Körper und weißem Kopf und Hals gehalten werden. Ich setze mich schnell wieder nieder, um nicht gesehen zu werden, und gebot Ben Nil, das Boot an eine Schilfinsel anzulehnen, wo wir hinter den hohen Stengeln versteckt waren.
    Ich nahm das Gewehr in die Hand, bereit, dem Vogel einen Schuß zu geben, ganz gleich, zu welcher Art er gehöre. Nach einiger Zeit hörten wir ein schnell sich näherndes Plätschern. Ich legte an. Der Vogel erschien, und zwar gerade in Schußlinie. Herrgott, fast hätte ich abgedrückt! Es war kein Vogel, sondern ein Mensch, ein Schwarzer. Der Neger saß in einem leichten, dunklen Kahn und war nur mit einer westenartigen Leinwand bekleidet, welche seine schwarzen, muskulösen Arme frei ließ. Den Kopf hatte er in ein weißes Tuch gehüllt. Darum hatte er in seinem Kahn, von vorn gesehen, einem Vogel mit weißem Kopf und Hals geglichen.
    „Ein Mensch, ein Neger!“ flüsterte Ben Nil. „Wollen wir ihm nach?“
    „Natürlich! Vielleicht erfahren wir von ihm etwas über die Seribah Aliab. Lege dich in das Zeug! Er rudert schnell, und wir müssen ihn einholen.“
    Ben Nil griff in die Riemen. Wir schossen hinter der Schilfinsel hervor und dann im Fahrwasser des Schwarzen dahin. Ben Nil war, wie bereits erwähnt, ein tüchtiger Ruderer, wir näherten uns dem Neger so schnell, daß er bald das Geräusch hörte. Er drehte sich um, sah uns, erschrak und begann nun, zu rudern, als ob er fliegen wolle. Er wollte uns entkommen. Das war verdächtig.
    Von jetzt an kamen wir ihm nicht näher. Wir vertauschten daher die Plätze. Ich nahm die Ruder, und Ben Nil setzte sich an das Steuer. Ich war kräftiger als er. Die Ruder bogen sich unter meinem Druck.
    „Wir holen ihn, Effendi, wir holen ihn! Mach so fort!“ meinte Ben Nil.
    Nach einer Minute sagte er, daß die Entfernung nur noch die Hälfte betrage. Darauf aber rief er:
    „Er will zur Seite entkommen, zwischen die Schilfinseln

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