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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vorhin im Tokul der Asaker gefunden hatten. Ich ergriff sie und trat in die vorderste Abteilung zurück, wo zu meiner Freude alles lag, was man mir und Ben Nil abgenommen hatte. An der Wand hingen einige gute Gewehre, mehrere Pistolen und zwei Säbel. Wir nahmen auch diese Waffen an uns und begaben uns, nachdem ich die Lampe zurückgetragen hatte, wieder hinaus in das Freie.
    „Bis jetzt ist alles gutgegangen“, meinte Ben Nil. „Jetzt fragt es sich, wie wir die zehn Menschen in unsere Gewalt bekommen, ohne daß wir uns in große Gefahr begeben.“
    „Das allerbeste ist, wir schießen sie nieder“, antwortete sein Großvater. „Waffen haben wir genug dazu.“
    „Das werden wir nur im Notfall tun“, entgegnete ich. „Ihr wißt, daß ich nicht gern Blut vergieße. Begeben wir uns zunächst nach dem Eingang, um zu sehen, was die Leute machen.“
    Als wir an die erwähnte Stelle kamen, zeigte mir der Steuermann den Busch, welcher das Schlupfloch verbarg. Ich schob ihn zur Seite und sah hinaus. Die beiden Boote, dasjenige, welches zur Seribah gehörte, und jenes, welches man uns weggenommen hatte, hingen gerade vor mir unten an der Mischrah. Man hatte sie durch einige Querhölzer verbunden, auf denen ein Feuer brannte, welches seinen Schein eine Strecke über das Wasser hinwarf und die Fische anlockte. In den Booten standen die Männer, um die Beute mit den Speeren, welche mit Widerhaken versehen waren, anzustechen.
    „Wir haben Zeit zum Überlegen“, sagte ich. „Jetzt, da wir sicher sind, wenigstens nicht wieder in die Hände dieser Menschen zu geraten, könnt ihr uns nun sagen, wie es euch beiden gelungen ist, in die Seribah zu dringen und uns aus der ‚Grube der Strafe‘ zu holen. Ihr hattet natürlich das Geschrei Ben Nils gehört?“
    „Ja“, antwortete der alte Steuermann. „Wir hörten nicht nur, sondern wir sahen auch. Der Mond war heraufgekommen und schien so hell, daß wir alles genau beobachten konnten. Die Kerle krochen mit euch durch das Loch. Als wir das sahen, besann sich Agadi auf dieses Schlupfloch. Er hatte es, als er hier war, gesehen, und auch oft benutzt, uns aber nichts davon gesagt. Er forderte mich auf, mich durch dieses Loch mit ihm in die Seribah zu schleichen, um zu versuchen, euch zu befreien. Er behauptete, daß nur ganz wenig Asaker in der Seribah seien, und so stimmte ich bei. Wir stiegen aus dem Boot, huschten die helle Mischrah hinauf und krochen durch das Loch, als wir uns jenseits derselben befanden, schien der Mond uns gerade in das Gesicht. Wir eilten also weiter, um in den Schatten der Bäume zu kommen. Wir sahen, daß man euch aus einem Tokul brachte und in die Grube gleiten ließ. Dann sahen wir zehn Personen die Seribah verlassen. Ein elfter setzte sich bei der Grube nieder, um euch zu bewachen. Da verloren wir keine Zeit und gingen auf den Kerl zu. Er rief uns an; er befahl uns, stehenzubleiben; aber der Dinka schnellte auf ihn zu, drückte ihn nieder und preßte ihm die Gurgel zusammen. Was nachher geschah, das wißt ihr ja selbst. Jedenfalls gibst du zu, daß wir unsere Sache ziemlich gut gemacht haben, Effendi?“
    „Ja, ich erkenne es dankbar an und werde es euch nie vergessen.“
    Wir hatten während dieses Gesprächs hinter dem Busch gesessen, und ich schob denselben von Zeit zu Zeit mit dem Gewehr zur Seite, um die Fischenden zu beobachten. Der Türke besaß keine Übung, stieß stets fehl und hatte deshalb sein Boot verlassen, um sich am Ufer niederzusetzen und dem Fang zuzusehen. Das schien ihm nach und nach langweilig zu werden, denn er stand auf und kam langsam die Mischrah emporgestiegen.
    „Vielleicht kommt er herein!“ flüsterte Ben Nil.
    „Wahrscheinlich“, antwortete ich. „Lauf schnell nach der Grube! Dort liegen noch die Stricke, mit denen wir gebunden waren. Und in dem Tokul der Asaker liegen, wie ich gesehen habe, auch welche. Ihr andern weicht zur Seite, damit er euch nicht gleich sieht, wenn er den Kopf in die Öffnung steckt.“
    Sie gehorchten dieser Aufforderung. Ich selbst drückte mich neben dem Busch hart an die natürliche Umfriedung und legte die Flinten, welche mich hinderten, weg.
    Der Türke kam, bog das Gezweig weg und schob sich herein, was nur in gebückter Haltung geschehen konnte. Noch ehe er sich aufrichtete, hatte ich ihn gepackt, zog ihn vollends herein und drückte ihn auf den Boden nieder. Er konnte nicht schreien, wollte sich aber wehren, doch griffen Abu en Nil und der Dinka schnell mit zu und hielten ihm die

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