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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Antwort; wir vernahmen sie zwar, konnten aber die Worte nicht verstehen.
    „Habt ihr euch denn anders angezogen?“ fragte er dann. „Ich kenne euch doch nicht. Es ist ein Schwarzer dabei. Bleibt stehen, sonst – o Allah, Allah!“
    Dieser letzere Ruf erstickte in einem Röcheln. Wir hörten ein Stampfen und Strampeln; es wurde still; dann fragte eine halblaute Stimme in die Grube herab:
    „Effendi, seid ihr da unten?“
    „Ja“, antwortete ich. „Wer ist's?“
    „Ich, der Steuermann, Abu en Nil. Allah sei Dank, daß wir dich haben! Ist mein Enkel mit bei dir?“
    „Ja. Leg die Leiter an und komme herab, um uns die Stricke loszuschneiden!“
    „Gleich, gleich!“
    Er schob die Leiter herein und kam herabgestiegen. In wenigen Sekunden befanden wir uns wieder in dem Besitz unserer Freiheit.
    „Wunderst du dich nicht, mich hier zu sehen?“ fragte er. „Wir sind –“
    „Jetzt nicht erzählen!“ unterbrach ich ihn. „Erst hinauf! Eher fühle ich mich nicht sicher.“
    Ich stieg hinan. Großvater und Enkel folgten mir. Oben angekommen, sah ich unsern Wächter am Boden liegen. Der Dinka kniete bei ihm und hatte beide Hände um seinen Hals geschlungen.
    „Ist er tot?“ fragte ich.
    „Nein“, antwortete der Schwarze. „Er bewegt noch die Beine.“
    Und der Steuermann fügte hinzu:
    „Wir wollten ihn nicht ganz erwürgen, weil er uns sonst keine Auskunft erteilen kann.“
    „Das war sehr klug von euch. Laßt ihn los! Wollen sehen, ob wir ihn zum sprechen bringen.“
    Der Dinka nahm seine Hände weg, und ich kniete bei dem Mann nieder, nur seinen Arm ergreifend, damit er nicht plötzlich aufspringen und fortlaufen könne. Er holte wieder frei Atem, bewegte den Kopf, öffnete die Augen und sah mich an.
    „Weißt du, wer ich bin?“ fragte ich.
    „Der Effendi“, stieß er, noch mühsam sprechend, hervor.
    „Wo ist der Murad Nassyr, der Türke?“
    „Fischen, unten gleich an der Mischrah.“
    „Wo ist der Feldwebel?“
    „Auch fischen mit acht Asakern.“
    „So ist noch ein Askari hier in der Seribah. Wo befindet er sich?“
    „Am Eingang. Wenn ich pfeife, so kommt er.“
    „Wo sind die Sachen, welche man uns abgenommen hat?“
    „Im Tokul des Türken, da rechts, der zweite von hier.“
    „Der Tokul ist sehr groß. Wohnt die Schwester des Türken mit bei ihm?“
    „Ja, mit ihren Dienerinnen.“
    „Sind die Männer, welche fischen gegangen sind, mit Pistolen und Flinten bewaffnet?“
    „Nein. Sie haben nur ihre Messer und die Fischlanzen mit. Gewehre und Pistolen befinden sich in dem Tokul, den wir zehn bewohnen. Es ist die erste Hütte links hier.“
    Ich hatte den Mann gar nicht darauf aufmerksam gemacht, uns nur die Wahrheit zu sagen. Er antwortete in solcher Angst, daß man seinem Ton anhörte, er getraue sich nicht, eine Lüge zu ersinnen. Ich nahm ihm alles, was er bei sich hatte, ab, gebot meinen drei Gefährten, sich einstweilen hinter der nächsten Hütte zu verstecken, und befahl dem Askari, als sie fort waren:
    „Nun pfeif deinem Kameraden!“
    Er tat es und bekam vom Eingang her einen Pfiff zur Antwort.
    „Jetzt schnell hinab in die Grube mit dir!“ gebot ich ihm. „Schnell, sonst werfe ich dich hinunter! Und wenn du einen Laut von dir gibst, ist es um dich geschehen!“
    Er stieg eiligst hinab. Ich glaubte, die Leiter noch empor ziehen zu können, fand aber keine Zeit dazu, denn ich sah den zweiten Askari schon kommen. Ich setzte mich nieder, damit er nicht meine ganze Gestalt sehen und an derselben erkennen könne, daß er es mit einem andern zu tun habe.
    Er sah das Ende der Leiter aus der Grube ragen, was seine Aufmerksamkeit von mir ablenkte. Er war noch fünfzehn Schritte entfernt, da rief er schon:
    „Was ist das! Du hast ja die Leiter angelegt! Sollen die Gefangenen entkommen? Heraus damit!“
    Er sprang herbei und faßte die Leiter an. Da schnellte ich auf und nahm ihn bei der Kehle, riß ihn nieder und gebot ihm:
    „Schweig! Keinen Laut, sonst bist du des Todes!“
    Der Schreck war ihm in die Glieder gefahren; er bewegte sich nicht. Als ich ihm den Hals freigab, starrte er mich an und murmelte:
    „Der Effendi! O Allah, Allah!“
    Ich winkte meine Gefährten herbei. Wir leerten dem Mann den Gürtel und die Taschen; dann mußte auch er in die famose Dschura ed dschaza hinab, und wir zogen die Leiter heraus.
    Jetzt galt es zunächst, uns der Waffen der Asaker zu versichern, weshalb wir uns in den uns bezeichneten Tokul begaben. Der Dinka war hier bekannt. Er suchte

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