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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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besten Absicht geleitet. Er sollte in sich gehen; er sollte jetzt in der Grube einige böse Stunden verbringen er sollte Todesangst ausstehen, um dadurch vielleicht zur Erkenntnis zu kommen.
    Nun hatten wir sie alle zwölf da unten. Welch ein Unterschied gegen vorhin, als ich mit Ben Nil unten lag! Dieser letztere, welcher trotz seiner Jugend sehr bedächtig, sogar umsichtig war, machte mich aufmerksam:
    „Hast du vielleicht vergessen, daß die zwei Asaker, welche wir zuerst hinabschafften, nicht gefesselt waren? Wenn sie nun die andern losbinden, vermögen sie sich zu befreien. Wenn drei sich aufeinander stellen, kann der oberste heraus!“
    „Wir halten Wache. Durch jeden Kopf, der hier am Rande der Grube erscheinen sollte, schicken wir eine Kugel. Mögen sie sich losbinden; heraus kommt keiner.“
    Es galt nun, den Emir zu benachrichtigen. Ich gab dem Steuermann den Auftrag, dies zu tun, weil er fahren konnte. Ich begleitete ihn an die Mischrah, wo die Boote noch zusammenhingen; das Feuer war erloschen. Wir warfen die letztgefangenen Fische in das zur Seribah gehörige Boot und machten das unsrige von demselben los. Er stieg ein und steuerte auf die im Mondstrahl glänzende Mitte des Stroms hinaus. Ich ging in die Seribah zurück, um nun die ‚Turteltaube‘ wieder aufzusuchen.
    Sie empfing mich wie vorhin, unverschleiert. Sie gab mir die Versicherung, daß ihr aus Sorge um den Bruder der Kaffee nicht geschmeckt habe.
    „Was hast du mit ihm gemacht?“ fragte sie. „Wo ist er? Warum kommt er nicht? Hast du mit ihm gekämpft?“
    „Ja, aber ich habe ihn nur niedergeworfen und gebunden. Nun ist er unser Gefangener und wird sehr ruhig schlafen in der Dschura ed dschaza.“
    „Dort? Mein Bruder in der Dschura ed dschaza? So ein Mann! So ein vornehmer und hoher Herr!“
    „Hälst du mich für einen gewöhnlichen Mann?“
    „Nein, Effendi. Das bist du nicht, ganz und gar nicht. Wärst du kein Christ, so würde man dich für noch vornehmer und höher als meinen Bruder halten.“
    „Und dennoch warf er mich in dieses Loch! War ich nicht zu vornehm für die Grube, so ist er es nun auch nicht. Ich habe stets getrachtet, auf dem Weg des Gesetztes zu wandeln; er aber ist ein Verbrecher.“
    „Ist denn Sklavenfang wirklich ein Verbrechen?“
    „Eines der schrecklichsten, die es gibt.“
    „Das habe ich nicht gewußt. Ich habe stets geglaubt, der Weiße habe das Recht, den Schwarzen zu fangen und zu verkaufen. Kann mein Bruder bestraft werden?“
    „Er muß sogar bestraft werden.“
    „Allah, Allah! Doch nicht etwa mit dem Tod? Ich weiß, daß der Raïs Effendina ihn fangen will und daß du ein Freund desselben bist. Ist dieser entsetzliche Mann vielleicht mit da?“
    „Er ist da und du wirst ihn am Morgen sehen.“
    „So sage mir schnell eins, nur eins! Man hat mir erzählt, daß der Raïs Effendina alle Sklavenhändler tötet. Ist das wahr?“
    „Ich kann dir nicht verschweigen, daß ich es erlebt habe, daß er eine Schar von Sklavenfängern erschießen ließ.“
    „Welch ein Schreck, welch ein Entsetzen für meine Seele! Er wird doch meinen Bruder nicht auch erschießen lassen?“
    „Ich befürchte sehr, daß er diese Absicht hat.“
    „Dann mußt du ihn retten, Effendi! Hörst du, du mußt! Ich habe dich ja auch gerettet!“
    Sie hob, wie vorhin, die Hände flehend zu mir empor.
    „Ja, du hast mich aus der Gefangenschaft befreit, und ich bin kein undankbarer Mann. Ich werde den Emir bitten, ihm das Leben zu schenken.“
    „Dann ist ja alles, alles gut! Ich danke dir, Effendi, und werde mir nun nochmals Kaffee kochen. Den vorigen verbitterte mir die Angst; diesen aber werde ich mit ruhigem Herzen genießen, und sein Duft wird die Freude, die du mir bereitet hast, erhöhen. Ich erinnere mich, daß du vorhin auch eine Tasse haben wolltest?“
    „Ich bat dich allerdings darum, du antwortetest mir aber nicht.“
    „Ich war von Angst und Sorge beklemmt; jetzt aber bin ich getröstet. Du sollst Kaffee haben.“
    „Koch einen großen Topf voll! Ich habe zwei Gefährten, welche sich geradeso wie ich sehnen, von deiner Güte bedacht zu werden. Fatma, dein Liebling, mag uns den Trank und die Tassen hinaus an die ‚Grube der Strafe‘ bringen.“
    „Dürfen wir denn jetzt den Harem verlassen?“
    „Ja. Ich will mein Verbot zurücknehmen. Nur mußt du mir versprechen, nicht etwa einen Versuch zur Befreiung deines Bruders zu machen. Wenn du dies wagtest, würde der Raïs Effendina dich augenblicklich

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