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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der vorigen Richtung und ließ ein möglichst höhnisches Gelächter hören. Sofort wandten sie sich wieder um.
    „Er hat den Teufel!“ schrie Ibn Asl. „Ich hab's gewußt, daß er den Teufel hat! Nun ist er wieder dort oben!“
    Meine Absicht, sie irrezuführen, war geglückt und wir konnten nun ohne Sorge vor ihren Kugeln die Flucht fortsetzen. Das war nicht etwa etwas ganz Leichtes. Keiner von uns kannte den Maijeh. Wo befand sich der Eingang desselben, welcher, wie wir gehört hatten, durch Pflanzenwuchs markiert war? Ich hatte keine Ahnung davon, und den beiden andern ging es ebenso. Wir konnten uns nur die ungefähre Richtung denken.
    Dazu kam, daß diese stehenden Flußarme gewöhnlich von Krokodilen, weiter südwärts auch mit Nilpferden bevölkert sind. Der Maijeh es Saratin lag am linken Nilufer, das war alles, was wir wußten. Glücklicherweise kannte Abu en Nil den Fluß sehr genau. Ich fragte ihn:
    „Welche Richtung hat der Nil oberhalb des Dorfes Qaua?“
    „Er fließt nach Nordnordwest.“
    „So wollen wir versuchen, ihn zu finden. Rudert langsam.“
    Ich hielt noch mehr von dem Schiff ab, fast bis an das andere Ufer hinüber, und wendete dann nach links. Wir sahen die Sterne über uns. Der Himmel bildete einen schmalen Streifen, welchem wir zu folgen hatten. Dieser Streifen wurde immer schmaler, bis er vor uns zu Ende ging. Das Laubdach des Waldes nahm uns auf.
    „Zieht die Ruder ein!“ riet ich. „Wir müssen in der Nähe des Einganges sein. Vielleicht gibt es eine wenn auch nur geringe Strömung da. Wir wollen das Boot treiben lassen.“
    „Das ist gefährlich“, warnte der Steuermann. „Wenn wir anstoßen und kentern, werden wir von den Krokodilen gefressen.“
    „Wir werden nicht anstoßen.“
    Ich zog das Feuerzeug, brannte eine Fackel an und gab sie Ben Nil, um sie am Vorderteil des Bootes zu befestigen. Ob Ibn Asl das Licht sah, daß mußte uns gleichgültig sein.
    Beim Schein der Fackel bemerkten wir, daß wir uns unter Sunutbäumen befanden, welche, wie wir mit dem Ruder maßen, gegen zwei Ellen unter Wasser standen. Das war der Eingang zum Maijeh natürlich nicht. Wir legten an einem Stamm an, und ich warf einige Blätter in das Wasser. Sie bewegten sich; sie wurden fortgeführt. Wir folgten langsam nach, links ab von der bisher eingehaltenen Richtung. Da wurde das Wasser tiefer, so tief, daß wir den Grund selbst mit unserm Mast nicht erreichen konnten. Es bewegte sich auch schneller, aber kreisförmig.
    „Wir fahren irre“, behauptete Ben Nil. „Wir müssen zurück.“
    „Nein“, widersprach sein Großvater. „Wir sind richtig. Das Wasser läuft hier im Kreis, weil in der Nähe der Nil vorübergeht. Er ist durch die Pflanzen verdeckt. Wir müssen hindurch.“
    Hindurch! Ja, aber wo denn? Jedenfalls geradeaus. Zu beiden Seiten gab es Bäume. Das sahen wir. Die Wipfel dieser Bäume waren von Schlingpflanzen durchwuchert, welche sich von Gipfel zu Gipfel zogen und eine bis in das Wasser niederhängende Pflanzenbrücke bildeten. Da, wo diese Brücke sich links von uns aus der Flut erhob, waren die Ranken derselben vielfach zerrissen. Auf diese Stelle deutend, sagte ich:
    „Dort muß es sein. Dort sind von dem Noqer, als er hindurch geschoben wurde, die Pflanzen zerrissen worden. Nehmt die Ruder wieder. Wir wollen es wenigstens versuchen.“
    Wir hielten auf die Stelle zu. Die Ranken hingen viel höher über uns, als es vorhin den Anschein gehabt hatte. Wir kamen ganz leicht hindurch, und plötzlich lag der Wald hinter uns, der offene Fluß vor uns und der mit Sternen übersäte Himmel über uns.
    „Allah sei Dank!“ seufzte der Steuermann. „Es wollte mir beinahe bange werden. Hätten wir den Ausgang nicht entdeckt, so wären wir vielleicht doch von Ibn Asl aufgegriffen worden.“
    „Unmöglich!“ antwortete ich. „Hätten wir den Fluß nicht gefunden, so wären wir an das Ufer gegangen, und es sollte Ibn Asl wohl schwer werden, uns da zu finden und gar zu fangen. So aber ist es doch noch besser. Wir sind frei und haben offene Fahrt zum Raïs Effendina.“
    „Wo suchst du ihn? Meinst du, daß er sich noch unten an der Dschesireh Hassanieh befindet?“
    „Um das zu wissen, müßte ich allwissend sein. Zunächst gilt es, möglichst schnell zu sein. Was haben wir für Luft?“
    „Des Nachts hier meist aus Süd.“
    Wir prüften den hier am Ufer nur leise fühlbaren Luftzug und fanden, daß er uns günstig war. Darum richteten wir den Mast auf und befestigten das Segel

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