Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Luft, vielleicht auch mit vor Schreck, unter meinem Griff zusammen, wurde mit seinem Gürtel gebunden und bekam den Fes, welchen er auf dem Kopf hatte, in den Mund gesteckt.
    Nun ging ich zur Stiege und stieg sehr vorsichtig, damit sie nicht knarren möge, hinauf, um zunächst zu rekognoszieren. Was ich sah, erfüllte mich mit großer Freude, denn die Umstände konnten uns gar nicht günstiger sein. Die am Ufer brennenden Feuer konnte ich zwar nicht sehen, aber sie verbreiteten einen Schein, welcher sogar das Deck genügsam erleuchtete. Ich sah, daß sich kein Mensch auf demselben befand, und stieg bald wieder hinab.
    Dort nahm ich von meinem Geld soviel heraus, wie ich für angezeigt hielt, und legte es unter die unterste Palmenmatte. Dann kehrte ich, natürlich von meinen beiden Gefährten begleitet, auf Deck zurück. Aufrichten durften wir uns nicht, da wir da möglicherweise gesehen werden konnten. Wir krochen nach der Kajüte, um unsere Waffen zu holen. Das war die Hauptsache. Es war zwar dunkel in dem Vorraum, aber mit Hilfe des Tastsinnes fanden wir schnell, was wir suchten.
    „Was aber nun?“ flüsterte Ben Nil. „Es ist natürlich gefährlich, die Leiter hinabzusteigen.“
    „Da haben sie uns beim Kragen, noch ehe wir mit den Füßen den Boden erreichen“, stimmte sein Großvater bei.
    „Aber es gibt keinen andern Weg! Am besten ist's, wir steigen nicht, sondern wir springen hinab, mitten unter sie hinein. Sie werden erstaunen, erschrecken, und ehe sie sich besinnen können, sind wir fort.“
    „Werden meine alten Beine einen solchen Sprung aushalten?“
    „Sorge dich nicht!“ tröstete ich ihn. „Wir werden weder steigen noch springen, sondern klettern. Wir steigen in das Boot des Schiffes, das nach dem Fluß zu hängt, und rudern davon.“
    „Allah, Wallah, Tallah! Das ist ein prächtiger Gedanke! Aber – es wird dennoch nicht gehen.“
    „Warum?“
    „Weil das Boot hinten am Schiff hängen wird. Da liegt es im Schein der Feuer, und wir können also nicht hinein.“
    „Ich vermute, daß es am Vorderteil hängt. Es ist ja vorgespannt gewesen, und so wird man, als nach dem Maijeh eingelenkt wurde, das Bugsiertau, an welchem es hing, einfach eingezogen haben. Man hatte die Segel einzunehmen und die Masten niederzulegen. Da gab es, zumal es dunkel war, soviel zu tun, daß man sich nicht die Zeit nehmen konnte, das Boot von vorn nach hinten zu bringen. Kommt, ihr werdet sehen!“
    Wir krochen nach vorn, nach der dem Wasser zugewandten Seite des Schiffes. Da unsere Feinde sich auf der andern Seite befanden, konnten wir, ohne von ihnen gesehen zu werden, uns aufrichten und über die Brüstung blicken. Ja, da hing das Boot an einem Tau, welches so stark war, daß der schwerste Mann sich demselben getrost anvertrauen konnte. Es lag im Schatten; wir konnten also nicht sehen, ob die Ruder sich darin befanden; jedenfalls aber hatte man sie nicht mit an Bord genommen; wenigstens sahen wir sie nicht hier oben liegen. Etwas Helles lag im Boot.
    „Was mag das sein?“ fragte Ben Nil.
    „Wahrscheinlich das Segel, welches ich heute während der Fahrt aufgerichtet gesehen habe. In diesem Fall liegt auch der Mast dabei, und das ist sehr gut, da wir uns mit Rudern nicht sehr anzustrengen brauchten.“
    Wir befanden uns in der Nähe des kleinen Vordermastes. Dort hatte ich heute früh ein Bündel Palmfaserfackeln liegen sehen, wie sie in jenen Gegenden bei verschiedenen Gelegenheiten im Gebrauch sind. Ich kroch hin. Sie lagen noch da; ich nahm einige, kehrte an die Brüstung zurück und warf sie hinunter in das Boot.
    „Wozu willst du Fackeln mitnehmen?“ fragte Ben Nil.
    „Davon später. Jetzt haben wir genug gesprochen und gezögert. Jetzt wollen wir über Bord. Steig du zuerst hinab; dein Großvater wird folgen, und ich mach den letzten.“
    Er warf seine Flinte am Riemen über den Rücken und stieg über die Brüstung, um sich am Tau hinabzuturnen. In diesem Augenblick hörte ich die Stimme Ibn Asls zu rufen:
    „Bringt auch einen Krug voll Raki mit!“
    Raki ist Schnaps, den die Mohammedaner trinken dürfen. Die Worte sagten mir, daß mehrere, wenigstens zwei Männer, unterwegs nach dem Deck seien. Ich drehte mich um. Wirklich, da kam einer gestiegen, hinter ihm ein zweiter.
    „Schnell, schnell!“ raunte ich Abu en Nil zu. „Noch haben sie uns nicht gesehen!“
    Ich kauerte mich nieder, um ihnen nicht sofort in die Augen zu fallen. Aber der alte Steuermann mußte über die Brüstung; ihm mußten sie

Weitere Kostenlose Bücher