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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bemerken. Und da kam auch noch ein dritter hinterher gestiegen. Der erste, vorderste sah den Alten und infolgedessen auch mich. Er begriff die Situation auf der Stelle und schrie:
    „Auf, herbei ihr Männer! Die Gefangenen sind los! Sie wollen fort!“
    Er stürzte herbei; die beiden andern folgten. Ich blieb kauern, um nicht erraten zu lassen, was ich beabsichtigte. Als der erste noch drei Schritte bis zu mir hatte, schnellte ich mich auf und rannte ihm den Gewehrkolben in der Weise gegen den Leib, daß er zurück- und niederflog; den zweiten, welcher eben den Arm nach mir ausstreckte, schlug ich über den Kopf; er brach auch zusammen. Der dritte war mir auch schon nahe. Er war klüger als die beiden vorigen, denn er zog seine Pistole und drückte sie auf mich ab. Ich sprang zur Seite und wurde nicht getroffen; desto sicherer aber warf ihn in der nächsten Sekunde mein Kolben nieder.
    Die drei Kerls hatten aus Leibeskräften gebrüllt. Jetzt lagen sie lautlos da. Unten antwortete man. Es schrie, wer schreien konnte. Natürlich eilte man herbei; in wenigen Augenblicken konnte es zu spät für mich sein. Gleich nach dem letzten Kolbenhieb wandte ich mich um. Der alte Abu en Nil war weg. Ein Sprung nach der Brüstung, hinauf, hinüber, das Tau fassen, hinunter ins Boot, das Messer ziehen und das Tau zerschneiden – da erklang oben die brüllende Stimme Asls:
    „Wo sind sie? Sucht, sucht! Sie haben uns diese drei erschlagen. Ich sehe sie nicht. Sie werden in der Kajüte stecken, die Hunde. Greift sie; schnell, schnell!“
    Schon hatte ich das Boot vom Schiff abgedrängt und das Steuer ergriffen. Die Ruder lagen da.
    „Setzt euch!“ gebot ich mit leiser Stimme. „Ibn Asl ahnt nicht, wo wir sind. Nur erst aus dem Bereich seiner Augen; dann mag er meinetwegen schießen. Nehmt die Ruder. Macht aber leise und im Takt!“
    Sie gehorchten. Die Spitze des Bootes richtete sich im rechten Winkel vom Schiff ab. Ich durfte nicht anders steuern; ich mußte in dem tiefen Schatten bleiben, welchen der Noqer auf das Wasser warf. Als wir uns in guter Entfernung befanden, ließ ich halten. Kein Mensch befand sich mehr am Ufer. Alle, alle waren an Bord geeilt, um nach uns zu suchen. Das gab ein Schreien und Brüllen, daß ein einzelnes Wort gar nicht verstanden werden konnte. Jedenfalls hatte man den Wächter gefunden, uns aber nicht. Dann trat eine plötzliche Stille ein. Unser vollständiges Verschwinden war ihnen unerklärlich. Sie berieten, wie es schien, denn während sie vorher bunt durcheinander gerannt waren, standen sie jetzt ruhig beieinander. Wir waren nur ungefähr dreißig Bootslängen von ihnen entfernt und konnten ihre Gestalten sehen.
    „Jetzt kannst du die Stimme des Affen nachahmen“, meinte der Steuermann. „Wir sind frei.“
    „Ich werde auf diese Nachahmung verzichten“, antwortete ich, „und direkt mit Ibn Asl reden.“
    „Da hören sie, wo wir uns befinden. Viele seiner Leute haben die Gewehre in den Händen. Es ist zwar dunkel, aber wenn sie schießen, können wir aus Zufall doch getroffen werden.“
    „Ich führe sie irre, und das wird dir Spaß machen.“
    Mich nicht gegen das Schiff, sondern wasseraufwärts wendend, hielt ich die hohlen Hände an den Mund und rief durch dieses Sprachrohr, indem ich die Silben langsam ausdehnte:
    „Ibn Asl, Ibn Asl, komm, hole uns!“
    Der hohe und dichte Wald, welcher das Wasser einfaßte, machte, daß es so klang, als ob die Worte weit oben im Maijeh gerufen worden seien. Meine Stimme war deutlich zu erkennen.
    „Das ist er, der Hund, der Hundesohn!“ schrie Ibn Asl. „Da droben sind sie, auf dem Wasser! Sie müssen unser Boot haben!“
    Wir bemerkten, daß man sogleich nach dem Boot sah.
    „Ja, wir haben es!“ antwortete ich in derselben Weise. „Jetzt laß mich doch einmal singen!“
    „Hört ihr's, hört ihr's?!“ brüllte er wütend. „Sie sind mit dem Boot fort. Da oben, vielleicht achtzig Schritte von hier. Schießt, schießt, ihr Männer!“
    Viele Schüsse krachten westwärts, während wir uns in südlicher Richtung befanden. Auf die gegebene Örtlichkeit rechnend, wandte ich jetzt das Gesicht nach Osten, lachte so schallend wie möglich auf und fügte hinzu:
    „Fehlgeschossen! Wo sucht ihr uns denn?“
    Das klang von der entgegengesetzten Seite her. Alle drehten sich um, und Ibn Asl gebot:
    „Nicht da oben, sondern dort unten sind sie. Schießt dorthin, dorthin!“
    Man gehorchte ihm, natürlich ohne allen Erfolg. Ich wandte mich wieder nach

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