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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kehrte ich nach meinem früheren Standort zurück und schritt dann dem Hegelikwald zu, wo des Raïs Effendina mich in großer Spannung erwartete. Die vierzig Mann standen schon bereit.
    „Allah! Es ist gelungen“, sagte er. „Effendi, du bist ein sehr gefährlicher Kameldieb; man sollte dich lebenslänglich einsperren lassen!“
    „Verzeih mir, hoher Vertreter der ägyptischen Gerechtigkeit; ich stehle nur bei Dieben und Räubern!“ lachte ich. „Ich werde sofort aufbrechen. Aber, sind diese Leute mit Material versehen? Wir werden sehr wahrscheinlich vierzig Gefangene zu binden haben.“
    „Es ist alles da. Wir haben das Nötige vom Schiff mitgebracht.“
    „So lebe wohl, und morgen früh ein siegreiches, fröhliches Wiedersehen!“
    „Allah gebe es!“
    „Laß Ibn Asl nicht entkommen!“ warnte ich ihn noch; dann ging es vorwärts; einer der Asaker führte mein Kamel, ein anderer hatte das weiße Hedschihn am Halfter.
    Erst den einzelnstehenden Hegelik aufsuchend, schlug ich dann denselben Weg ein, den ich gekommen war. Natürlich ging es jetzt viel langsamer als vorher, da ich ritt. Es vergingen mehrere Stunden, ehe wir das Nordende des Sumpfes erreichten und dasselbe dann westlich umschritten. Jetzt sahen wir die dunkle, kompakte Masse des Berges vor uns liegen. Ich nahm meine Erinnerung zusammen, um das Regenbett nicht zu fehlen. Zweimal ging ich irre, fand es dann aber doch.
    Jetzt galt es zunächst, die beiden Kamele, welche wir nicht weiter mitnehmen konnten, zu verstecken. Ich führte sie eine genügende Strecke fort, pflockte sie dann fest und ließ einen Wächter bei ihnen zurück. Dann stiegen wir das Regenbett empor, bis wir den Kessel erreichten.
    Die Wände desselben waren nicht allzu steil. Dreißig Mann mußten hinauf und sich dort rundum verteilen. Sie erhielten den Befehl, sich völlig laut- und geräuschlos zu verhalten, bis ich selbst den Angriff beginnen würde. Sie sollten möglichst hinter Steinen Deckung suchen, um falls die Feinde sich verteidigen würden, von deren Kugeln nicht getroffen zu werden. Sollte einer der Gegner noch während der Dunkelheit hinaufgestiegen kommen, so war er von zweien oder dreien zu empfangen, am Hals festzuhalten, um nicht schreien zu können, und mit dem Messer unschädlich zu machen.
    Mit den vierten Zehn ging ich eine kurze Strecke zurück und erstieg dann die halbe Höhe des Ufers des Regenbettes. Dort setzten wir uns nieder, um den Scheik el Beled mit seiner Schar vorüberzulassen und dann zu folgen.
    Elf Uhr nachts hatte er aufbrechen wollen; unser Marsch hatte kurz nach zehn Uhr begonnen. Wir hatten also höchstwahrscheinlich eine Stunde zu warten; aber es dauerte länger, viel länger. Er kam erst kurz vor Tagesgrauen. Er hatte sich nicht zu sehr beeilt, da er ja wußte, daß meine Karawane erst eine Stunde nach der Morgenröte kommen werde. Wir hörten sie an uns vorüberschreiten, stiegen dann leise von der Höhe herab und folgten ihnen. Nahe am Eingang des Kessels blieben wir halten. Die Sklavenjäger glaubten sich natürlich allein und sprachen laut miteinander. Sie lagerten sich um und zwischen die Büsche und bewiesen durch ihr munteres Lachen, daß sie sich in sehr guter, siegesgewisser Stimmung befanden.
    Der Scheik war in Beziehung auf die Lustigkeit trotz der Würde, welche er eigentlich zu bewahren hatte, allen voran. Er scherzte übermütig und sprach von der Beute, welche zu machen sei, und von der Verteilung derselben. Wie ich später erfuhr, war ihm für seine Mitwirkung ein reicher Anteil versprochen worden. Der brave Mann hatte sich verspekuliert; er bekam etwas ganz anderes.
    Der Tag mußte in ganz kurzer Zeit anbrechen, da hörte ich ihn sagen, daß er nach der Morgenröte ausschauen wolle. Ich glaubte, er werde innen, an der Wand des Kessels, emporsteigen, aber er kam durch den Ausgang heraus und auf uns zu.
    „Bückt euch nieder!“ raunte ich meinen Leuten zu, indem ich mich selbst schnell niederkauerte. Der Scheik sollte uns nicht zu früh bemerken. Er kam in langsamen Schritten heran; fast stieß er schon an mich, da fuhr ich vor ihm auf und nahm ihn mit beiden Hände am Hals.
    „Nur die Hände binden, nicht die Füße!“ befahl ich den Asakern. Sie gehorchten.
    Ich drückte ihm den Hals nicht so fest zu, daß er die Besinnung verlor, und drohte ihm leise an das Ohr:
    „Ein Laut von dir, und das Messer fährt dir in das Herz! Willst du schweigen, so nicke!“
    Er nickte. Es war von ihm kein Widerstand zu fürchten; der

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