28 Minuten
fertig.«
»Ist bloß die Nervosität, Alter. Alles läuft bestens.«
Dan ging mit Shrini hoch, und sie tranken ein paar Tequila. Nach dem dritten nahm das Unbehagen deutlich ab.
Kurz vor fünf fuhr Dan in seine Auffahrt und stellte überrascht fest, dass Carols Wagen bereits dort stand. Normalerweise hatte sie erst um fünf Schluss. Sie saß allein in der Küche, vor sich eine offene Flasche Wein. Carol war keine große Trinkerin, aber es sah aus, als hätte sie schon mehrere Gläser intus. Sie sah zu ihm auf, Tränen in den Augen, das Gesicht abgespannt und blass, und berichtete ihm, dass man sie gefeuert hatte.
»Sie haben bis vier gewartet, bevor sie es mir sagten. Sie behaupten, es sei eine verhaltensbedingte Kündigung. Weil ich zu spät zu einem Meeting gekommen bin. Drei Minuten zu spät.«
»Deswegen kündigen sie dich?«
»Das ist die offizielle Begründung. Die Wahrheit ist, dass ich danebenstand, als Nancy dem Seniorpartner gesagt hat, er soll sich ins Knie ficken. Dieser kleine egoistische Wichser konnte wahrscheinlich nicht mit der Vorstellung leben, mich weiterhin um sich zu haben.«
Dan rieb sich mit der Hand über den Kiefer und dachte nach. »Scheiß drauf«, sagte er schließlich. »Es hat dir da sowieso nicht gefallen. Du suchst dir was Neues, kassierst Arbeitslosengeld ...«
»Du verstehst das nicht. Ich wurde gefeuert, nicht gekündigt. Sie werden Widerspruch gegen einen Antrag auf Arbeitslosengeld einlegen.«
»Können sie das?«
»Sie werden es jedenfalls versuchen. Und wie soll ich mich gegen ein Büro voller Anwälte zur Wehr setzen?«
Sie sah Dan an, und ihr leerer Blick wurde durch nackte Hoffnungslosigkeit abgelöst. Sie schien absolut und vollkommen verloren. »Bitte sag mir noch einmal, dass dein Gespräch gut gelaufen ist.«
Er starrte sie einen Augenblick an, bevor ihm wieder einfiel, was sie meinte. »Ja«, sagte er. »Ich glaube, es war ganz gut. Nächste Woche wissen wir mehr. Das zweite Gespräch ist für nächsten Donnerstag vorgesehen.«
»Ich will dich nicht unter Druck setzen, aber wenn du diesen Job nicht kriegst, weiß ich nicht, was wir machen sollen. Wir haben jetzt kein Einkommen mehr, und ich weiß nicht, wie ich einen neuen Job finden soll. Andere Firmen werden sehen, dass ich gefeuert worden bin.«
Er bemühte sich, etwas Vernünftiges zu sagen.
»Bitte«, sagte sie, »was immer du tust, sag jetzt nicht, es wird alles gut werden. Was immer du tust, sag es nicht. Sonst drehe ich durch. Ich schwör’s bei Gott.«
Dan nickte. »Wo sind die Kinder?«, fragte er mit leiser Stimme.
»Brandons Vater hat Gary zu einem Baseballspiel mitgenommen. Susie hat einen Zettel hingelegt, dass sie bei Julie ist und um sieben kommt.« Carol setzte ein trauriges Lächeln auf. »Komm mit mir nach oben ins Bett. Bitte versuch mir die nächste Stunde einfach nur beizustehen.«
Er folgte ihr aus der Küche die Treppe hoch. Als sie ins Schlafzimmer kamen, zogen sie sich beide aus, keiner von ihnen sagte ein Wort. Eine Stunde lang war er völlig losgelöst.
12
Gordon stellte den Wecker auf sechs und war Viertel nach bereits unterwegs. Um halb zwölf erreichte er den Strand von Asbury Park. Zwei Teenager, die an einem Mustang-Cabrio lehnten und Gangsta-Rap hörten, grinsten ihm hinterher. Gordon ignorierte sie, suchte sich eine freie Stelle und plumpste in den Sand. Er zog sein T -Shirt aus, sah, wie weiß und weich sein Bauch war, und zog das T -Shirt wieder an.
Nachdem er ein paar Minuten die Sonne im Gesicht genossen hatte, öffnete er die Augen, gerade als zwei Mädchen vorbeispazierten. Beide waren etwa achtzehn, schlank, langbeinig, braungebrannt. Beide trugen String-Bikinis. Die eine hatte langes schwarzes Haar, das ihr bis über die Schultern reichte, die andere hatte ihr Haar blond gefärbt.
Gordon rief ihnen hinterher, ob sie Brasilianerinnen seien. Sie blieben stehen und schauten ihn mit geöffneten Mündern entgeistert an. »Was hast du uns gefragt?«, fragte die Blondgefärbte. »Was willst du uns damit sagen?«
»Gar nichts.« Gordon begann zu schwitzen. »Ich werde mit einer Frau aus São Paulo ausgehen und wollte bloß fragen, ob ihr aus Brasilien seid.«
»Sehen wir aus, als kämen wir aus Brasilien?«, fragte das dunkelhaarige Mädchen verärgert.
»Ich weiß nicht. Ihr seid beide dünn und groß und hübsch. Ich dachte, vielleicht seid ihr aus Brasilien.«
»Wir sind beide hier in New Jersey geboren, du Arschloch!«
»Ich wollte euch nicht
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