28 Minuten
Eingangstür?«
»Vielleicht zehn Sekunden, wenn wir rennen.«
»Ich könnte sie in meinem Hosenbein verstecken, aber was soll’s? Fünf Typen, die in Overalls und Skimützen in eine Bank gerannt kommen, erregen sowieso Misstrauen, ob sie nun Kalaschnikows bei sich haben oder nicht.«
Er legte das Gewehr weg und öffnete einen Schrank, nahm eine Handfeuerwaffe heraus, dann eine Schachtel mit Patronen. Nachdem er billige Ohrenstöpsel verteilt hatte, setzte er selbst teurere Ohrenschützer auf. Eine schmale Bahn von etwa zwölf Metern Länge erstreckte sich über den gesamten Keller. Am Ende war eine Zielscheibe an einen großen Erdhaufen gepinnt. Gordon streckte Joel die Hand hin.
»Soll ich es dir erst erklären?«, fragte Joel.
»Gib mir einfach die Knarre und ein paar Patronen.«
Joel tat es. Gordon zog das Magazin heraus, lud es, steckte es zurück, streckte die Waffe aus und wog sie ein paar Sekunden in der Hand, dann gab er fünf Schüsse ab. Joel kniff die Augen zusammen und schaute in Richtung Zielscheibe. »Drei Volltreffer, zwei knapp daneben«, murmelte er. »Gute Arbeit.«
»Ein bisschen rostig«, sagte Gordon. »Kannst du mir keinen Vorwurf draus machen. Es ist über dreißig Jahre her, dass ich geschossen habe.« Er reichte Joel die Waffe zurück.
Joel vermittelte Shrini und Dan das nötige Grundwissen, er zeigte ihnen, wie man die Pistole hielt und wie man mit Hilfe von Kimme und Korn richtig zielte. Shrini lernte schnell. Ab dem vierten Schuss traf er das Ziel. Dan konnte das verdammte Ding nicht mal sehen. Er hatte Probleme, zu fokussieren, die Zielscheibe verschmolz jedes Mal mit der schmutzigen Wand. Er leerte zwei Magazine und schoss immer noch daneben.
»Was zum Teufel ist los mit dir?«, fragte Joel. »Bist du blind?«
»Hier unten ist es zu dunkel«, sagte Dan.
»Jetzt komm mir nicht wieder mit irgendwelchen Entschuldigungen. Es ist hell genug. Wenn wir in der Bank sind, können wir auch nichts an der Beleuchtung ändern.« Joel warf Dan einen strengen Blick zu. Er nickte vor sich hin, als wäre ihm klar geworden, dass er es mit einem Problemfall zu tun hatte. »Gib mir einfach die Pistole. Du hast schon genug Munition verballert. Wenn wir in der Bank sind und du schießen musst, achte einfach darauf, dass du dicht genug vor deinem Ziel stehst, damit du nicht versehentlich mir die Rübe wegballerst. Okay?«
Alle fünf gingen wieder nach oben und verständigten sich auf Zeit und Ort für das Treffen vor dem Überfall. Als sie gingen, bat Gordon um die Skimützen, weil er meinte, die Verkleidung noch ein bisschen verbessern zu können.
Auf dem Weg zurück zum Wagen konnte Dan ein gewisses Unbehagen nicht abschütteln. Es war beinahe, als könnte er es tief in seinen Lungen spüren, wenn er atmete. Wie ein Kribbeln. Über die Jahre hatte er sich mit diesen Leuten oft in den unterschiedlichsten Kombinationen zum Biertrinken und Quatschen getroffen. Und obwohl die Zusammenkunft eben genauso schräg gewesen war, hatten sie diesmal nicht bloß über idiotische Manager und danebengegangene Projekte gejammert. Das hier würde ihr Leben verändern. Danach gab es kein Zurück mehr. Er hoffte bloß, dass es laufen würde wie geplant und genug Geld dabei heraussprang, um zu rechtfertigen, dass er einen Teil seiner Seele verlor.
Keinem von ihnen schien nach Reden zu sein. Selbst Gordon saß still auf dem Rücksitz und starrte düster vor sich hin. Als Dan ihn vor seiner Wohnung rausließ, sagte Gordon zu ihm, dass er ein paar Tage nach Jersey an die Küste fahren würde, aber Dienstagabend wäre er zurück. Als sie weiterfuhren, fragte Dan Shrini, was er von der Sache hielt.
»Dein Freund Joel ist sehr leicht erregbar«, sagte Shrini.
»So kann man es auch sagen. Wir könnten nett sein und ihn leidenschaftlich nennen. Aber es ist nicht er, der mir Sorgen macht. Was hältst du von seinem Kumpel Eric?«
»Der sah aus wie ein kleines Schwein auf zwei Beinen. Alter, irgendwas stimmt nicht mit dem.«
Dan nickte, mit jedem Ausatmen spürte er das Unbehagen. »Und was machen wir jetzt, blasen wir es ab?«
»Ich will es immer noch durchziehen«, sagte Shrini. »Unser Plan ist zu gut, um ihn fallen zu lassen. Was meinst du?«
»Ich weiß nicht, Mann. Ich muss darüber nachdenken.«
»Du bist bloß nervös, Alter. Denk nicht zu viel nach.«
»Ich versuch’s.« Dan lachte. »Mensch, ich hatte so ein gutes Gefühl bei der Sache. Ich weiß nicht, irgendetwas an Joel und seinem Kumpel macht mich
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