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280 - Der Untergang Washingtons

280 - Der Untergang Washingtons

Titel: 280 - Der Untergang Washingtons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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der nicht irgendeine Art von Waffe bei sich trug. Kaum einer, dem der Hass auf die Reichen nicht ins Gesicht geschrieben stand.
    Wallace war anders als sein Vorgänger. Er strahlte eine Autorität aus, die nicht auf Rang und Macht fußte, sondern auf Redlichkeit. Wallace forderte nie etwas ein, das er nicht selbst bereit war, zu tun. Und er sagte nichts, woran er nicht glaubte. So auch jetzt, als er mitten auf der ehemaligen Chesapeak Street stand, im Pulk ihrer Bewohner. Es sah mehr nach umzingelt aus als nach umringt. Wallace schien es nicht zu bemerken. Im Gegenteil. Er ging auf die Leute zu, während er sprach, besonders auf jene, die ihn verbal attackierten - und er ließ jedes Mal seine bewaffneten Begleiter zurück.
    »Ich bin nicht hier, um euch dummes Zeug zu erzählen«, sagte er. »Von einer heilen Welt, die ich euch nicht geben kann. Ich habe euch nur das Krankenhaus gegeben, das die Stadt euch schuldet für eure Hilfe beim Kampf gegen das Monster.« Leiser fügte er hinzu: »Und für eure Opfer.«
    Seine Betroffenheit war nicht gespielt. Wallace hatte einen Sohn verloren in jenen dunklen Tagen.
    Er nickte fest. »Aber auf lange Sicht wird sich in den Goonshacks etwas ändern, das ist kein leeres Versprechen. Nur jetzt - hier und heute - müsst ihr erst mal am Leben bleiben! Das Militär wird hier genauso Patrouillen fliegen wie in allen anderen Teilen der Stadt, und wenn es irgendwo brennt, werden wir versuchen zu helfen. Aber einen Brand verhindern, das könnt ihr nur selbst.«
    »Pah! Als ob es schade wäre um unsere Bruchbuden!«, rief jemand verächtlich.
    »Ist es nicht.« Wallace schüttelte den Kopf. »Aber es wäre schade um euch !«
     
    Gegen Mittag kehrte Jethro Wallace ins Bürgermeisteramt zurück. Er war nass geschwitzt nach seinem Besuch in den Goonshacks, und das lag nicht allein an der Hitze. Wallace hatte sein Leben riskiert in dem gefährlichen Viertel. Das wusste er. Doch er liebte diese Stadt und ihre Menschen, und er wollte wirklich etwas verändern.
    Vielleicht hätte es gar nicht regnen brauchen. Vielleicht hätte es gereicht, wenn es jemand im Pentagon oder im Weißen Haus für angebracht befunden hätte, den Bürgermeister auf dem Laufenden zu halten. Wallace war ein Mann, der sich nicht mit dem bloßen Hören einer Meldung zufriedengab. Er hakte nach. Immer.
    So aber verstrich der letzte Tag, der noch alles hätte ändern können, ungenutzt. Niemand merkte etwas von den Weichen, die das Schicksal stellte; keiner ahnte, warum die Stunden dieses einen Tages kostbarer waren als jede andere Zeit.
    Sie waren die Lebenszeit von Waashton - und die lief ab.
     
    Kurz nach Mittag erreichte die Wachablösung Spooky Pines. Als Captain Tremonti wenig später einen Funkspruch an das Pentagon absetzte, bat man ihn nicht wieder zum Rapport ins Weiße Haus. Diesmal wurde er verhaftet und unter schwerer Bewachung nach Waashton geflogen.
    Er hatte an einem einzigen Tag, über drei Schichten verteilt, siebzehn Wachmannschaften verloren. Laut Tremonti waren sie einfach… weg , und diese Aussage brachte General Garrett an den Rand eines Herzinfarkts.
    »Weg? Was heißt das: weg? « brüllte er mit hochrotem Gesicht. Garrett strich durch sein Büro wie ein gefangener Sebezaan. Wie ein gereizter gefangener Sebezaan! Captain Roots, der ihm die unfassbare Meldung überbracht hatte, wich bis an die Tür zurück. Eigentlich vertraute er Garrett und wusste, wie klug und überlegt der Mann handeln konnte. Aber so hatte er ihn noch nie gesehen.
    »Sir…«, sagte Roots vorsichtig. »Sir!«
    »Was?«, schnappte Garrett, holte aus und knallte seine Faust auf den Schreibtisch. »Siebzehn Wachmannschaften, Roots! Das sind achtundsechzig Soldaten, die einfach« - er wedelte mit den Händen - » weg sind? Kein Notruf, kein Schusswechsel, keine Spuren? Das… das ist grotesk!«
    Garretts Atem ging stoßweise. Er rang nach Fassung, versuchte das Unbegreifliche zu begreifen. Es gelang ihm nicht.
    »Wenn vier Leute desertieren: okay. Aber achtundsechzig? Die lassen doch nicht alle ihre Familien zurück, ihre Frauen und Kinder und den verdammten Hund! Im Leben nicht, Roots! Also. Wo sind sie hin?«
    »Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte, Sir?«
    »Oh, bitte - tun Sie sich keinen Zwang an!«
    Roots nickte sacht. »Erlauben Sie mir, die Befragung zu übernehmen, Sir. Ich kenne Tremonti. Wenn er Dreck am Stecken hat, wird er Ihnen gegenüber dicht machen. Ich glaube, dass ein Gleichrangiger mehr erreichen

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