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280 - Der Untergang Washingtons

280 - Der Untergang Washingtons

Titel: 280 - Der Untergang Washingtons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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brauchen.«
    Die Männer brachen in Gelächter aus. Einer rief: »Aus dem wird was, Sarge! Der hat die richtige Einstellung!« Und sie lachten erneut.
    Lautlos und unbemerkt glitten vier Tentakel über den Jeep. Eng an allen Flächen entlang, immer außer Sicht. Als sie die andere Wagenseite erreichten, hielten sie inne.
    Jetzt! , dachte Crow. Und öffnete den Mund.
    »He, Sarge!«
    Einen Augenblick herrschte verwundertes Schweigen. Dann kamen vier Köpfe hoch, und Kroow trat in Aktion. Er umschlang den Sergeanten, stieß ihm eine Tentakelspitze in den Nacken. Die Soldaten starrten ihn an, begriffen nicht, was sie sahen. Kroows Fangarme schwangen hoch. Verwirrung wich Entsetzen. Schon öffneten sich ihre Münder zum Schrei. Da peitschten die schweren Tentakel herunter; fast simultan und mit wuchtigem Schlag.
    Kroow fing die Bewusstlosen auf, ehe sie den Boden berührten. Er holte die Männer über den Zaun und legte sie außer Sicht in den Büschen ab. Als Nächstes zog er den Jeep ein Stück näher und kippte ihn um. Dann lenkte er Sergeant Huntley, mit dem er noch immer durch den Tentakel verbunden war, an das Fahrzeug heran. Wie eine Marionette ließ er ihn ins Innere greifen, das Funkgerät in die Hand nehmen und den Schalter drücken.
    »Bravo Acht an alle. Kommen!«, sagte Kroow durch Huntleys Mund. Ungeduldig trommelte er mit den Tentakelspitzen auf den Boden, als nicht gleich eine Antwort kam. Er versuchte es erneut. »Bravo Acht an alle! Hier spricht Sergeant Huntley. Hört mich jemand?«
    »Hier Corporal Niles von Bravo Neun! Kann ich Ihnen helfen, Sergeant?«
    »Yo, das können Sie, Niles - wenn Sie in der Nähe sind. Geben Sie mal Ihren Standort durch! Kommen.«
    Der ahnungslose Corporal gehorchte. Kroow glich die hereinkommenden Informationen mit gespeicherten Daten in Huntleys Gedächtnis ab. So erkannte er, dass Bravo Neun nur ein paar Meilen entfernt war. Wieder nutzte er Huntleys Stimme und dessen Vokabular, als er antwortete.
    »Ihr steht ja praktisch gleich um die Ecke. Könnt ihr mal kurz rüberkommen? Carlson hat den Jeep in den Graben gefahren; das Ding ist umgekippt und wir brauchen ein bisschen Hilfe. Kommen.«
    »Klar, machen wir, Sergeant! Wie sind Ihre Koordinaten? Kommen.«
    »Sierra Whisky 5-0-5. Kommen.«
    »Habe verstanden, Bravo Drei. Wir sind unterwegs. Ende.«
    Na, das klappt doch wie am Schnürchen! , freute sich Crow auf mentaler Ebene. Sobald wir auch diese Soldaten in unserer Gewalt haben, bringen wir sie alle in die Bruthöhle. Dann jagen wir weiter, diesmal mit Corporal Niles und einem anderen Szenario. Bis zum Abend sollten wir eine ordentliche Truppe zusammenhaben!
    »In der Erinnerung des Sergeants konnte ich lesen, dass er annimmt, die erste vermisste Patrouille wäre desertiert«, sagte Kroow verwundert.
    »Nicht, weil er es wirklich glaubt, sondern weil es die bequemere Erklärung ist«, erklärte ihm Arthur Crow.
    Kroow schüttelte den Kopf. »Ihr Menschen seid ein eigenartiges Volk!« Er lenkte Huntley vor den Jeep, damit man ihn sehen konnte, wenn man die Straße herunterkam. Mit dem Lockvogel in Position zog sich Kroow in die Büsche zurück.
    Und wartete…
    ***
    Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, wenn es endlich geregnet hätte. Doch in den Straßenschluchten von Waashton war es heiß wie in einem Backofen; die Nächte brachten keine Abkühlung, keinen Schlaf, und das Hauptaugenmerk des Führungsstabs lag momentan auf der akuten Brandgefahr. Es war so trocken in der Stadt, dass eine einzige Unachtsamkeit genügt hätte, um eins der dicht besiedelten Viertel in ein Flammenmeer zu verwandeln.
    Die Goonshacks waren so ein Viertel.
    Eine Feuerkatastrophe dort hätte die Wohngegenden der Mittelschicht nicht erreicht, erst recht nicht das noch weiter entfernte Regierungsviertel. Aber - so lautete die Meinung des neuen Bürgermeisters Jethro Wallace - die Bewohner der Goonshacks waren genauso schützenswert wie jeder andere Waashtoner. Deshalb mussten auch dort Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.
    Aufklärung war ein wichtiges Element. Die unterprivilegierten Großfamilien kochten, was ihnen in den Topf kam - und wo Platz war. Brannte mal eine Wohnung aus, zog man eben um. Die Häuser waren ohnehin nur Ruinen.
    Bürgermeister Stock hatte sich nie in den Goonshacks blicken lassen. Das zugemüllte Pflaster mit seinen Autowracks und den Ratzen war ihm suspekt gewesen, ganz zu schweigen von den wenig vertrauenerweckenden Gestalten, die es bevölkerten. Kaum einer,

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