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280 - Der Untergang Washingtons

280 - Der Untergang Washingtons

Titel: 280 - Der Untergang Washingtons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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eine Nacht gewesen!
    Und was für ein Glück, dass er keine Kopfschmerzen hatte. Manuel sah sich um: Wo waren eigentlich seine Freunde abgeblieben? Hatten sie ihn schlafen lassen und waren nach Hause gefahren? Er nickte nachdenklich. Musste wohl so sein, denn Justins Buggy war fort. Na, egal. Er hatte ja noch das Bike. Er musste es nur finden.
    Entschlossen marschierte er los, über wucherndes Kraut zwischen den Bäumen durch und vorbei an wildem Buschwerk. Schließlich erreichte er eine Lichtung, halb begraben unter einer umgestürzten Föhre. Über den Sträuchern an ihrem Rand hingen Zaunreste, und dahinter - nur stellenweise zu sehen - verlief eine Straße. Er runzelte die Stirn: Ihm war, als hätte er hier schon mal gestanden! Doch die Bildfetzen, die durch sein Gedächtnis huschten, waren zu schnell vorüber, um sie zu erfassen. Manuel hatte auch keine Lust, sich mit ihnen aufzuhalten. Er musste sein Bike finden.
    Es dauerte eine ganze Weile, bevor er das schwarze Motorrad entdeckte. Als er es auf die Straße schob und aufsaß, wurde ihm das Ausmaß seines Alkoholkonsums erst richtig klar: Waashton war erheblich weiter weg, als er es in Erinnerung hatte! Genau genommen war die Stadt überhaupt nicht mehr zu sehen!
    Wenigstens konnte sich Manuel vage entsinnen, dass er auf dieser Straße unterwegs gewesen war. Er brauchte also nur auf ihr zurückfahren, dann kam er wieder nach Hause. Er stöhnte innerlich, als er an das Donnerwetter dachte, das ihn erwartete. Seine Eltern kochten garantiert schon auf kleiner Flamme und warteten nur darauf, mit einem Riesendoppelknall zu explodieren. Wenn er das überleben wollte, durfte er keinesfalls auch noch nackt heimkehren!
    Er musste seine Klamotten finden! Vielleicht waren Teile davon weiter unten am Fluss wieder angespült worden. Jetzt, bei Tageslicht, würde er sie bestimmt finden.
    Manuel drehte den Lenker des Bikes in Position. Zog die Kupplung, nahm den Gang heraus und tastete nach dem Starter, während sein Blick schon vorauseilte in die hitzeflirrende Ferne.
    »Zum Fluss!«, befahl er sich selbst und fuhr los.
    ***
    Kroow ahnte nichts von dem verlorenen Sohn. Als der Manuel-Klon zum Potomac aufbrach, bereitete er sich oberhalb von Hollow Creek auf seinen Schlag gegen die erste Militärpatrouille vor.
    Die Soldaten hatten ihren Jeep ein Stück neben dem Straßenrand geparkt. Sie saßen im Gras, auf der Schattenseite des Fahrzeugs, und löffelten ihr Mittagessen.
    Bei den unverkennbaren Geräuschen, mit denen das Essbesteck in den Blechdosen herumschrammte, wurde Crow beinahe sentimental. Er dachte zurück an sein Leben als General und erzählte seinem anderen Ich, dass das Militär schon zu allen Zeiten darauf geachtet hatte, nur ja kein wohlschmeckendes Essen auszugeben. Soldaten sollten gesättigt sein, aber nicht gut gelaunt. So erreichte man, dass sie dem Feind stets mit der nötigen Aggression begegneten.
    Plötzlich, als hätte ihn Crows lautloser Vortrag inspiriert, sagte einer der Soldaten: »Der Fraß ist echt widerlich! Ich hab noch nie so schlecht gegessen wie in der Armee!«
    Jemand antwortete: »Das Funkgerät ist im Wagen, Carlson! Wenn du dich beschweren willst, ruf das Pentagon und lass dich zu General Garrett durchstellen.« In die ruhige Stimme mischte sich ein Kältehauch. »Oder soll ich das für dich tun?«
    »Äh - das wird nicht nötig sein, Sarge!«(Kurzform von Sergeant; »Saadsch« gesprochen)
    Beide Bewusstseine in Kroow konzentrierten sich darauf, näher an den Sperrzaun heranzuschleichen. Wie in Zeitlupe, behutsam einen Fuß vor den anderen gesetzt. Es dauerte schon eine gefühlte Ewigkeit, war aber notwendig, denn noch hätten die Soldaten die Möglichkeit gehabt, zu den Waffen oder nach dem Funkgerät zu greifen. Kroows erster Überfall hatte das Militär kalt erwischt, die Reaktion kam viel zu langsam und war nicht zielorientiert. Beim nächsten Notruf einer Patrouille würde das anders sein.
    »He, Sarge! Fahren Sie morgen auch nach Waashton, wenn die Ablösung kommt?«, hörte Kroow, als er den Zaun erreichte. Vorsichtig hob er seine Tentakel an.
    »Worauf du deinen Arsch verwetten kannst, Booth! Was ist mit unserem Neuen? Yo, Sanders! Fährst du heim zu Mom oder ziehst du die Bequemlichkeiten von Bravo Eins und die herrliche Natur rings um das Basiscamp vor?«
    »Ich… ich weiß nicht, Sergeant Huntley.« Sanders klang unsicher. »Eigentlich wollte ich nach Hause, aber ich bleibe natürlich gern hier, wenn Sie mich

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