281 - Bausteine des Lebens
sie misstrauisch und wandte sich zu seinen Getreuen um. Diese winkten ihn zu sich. Der Chiiftan trat zu ihnen hin und sie steckten die Köpfe zusammen. Leise tuschelnd berieten sie wohl, was sie mit diesen Informationen anfangen sollten.
Kurz darauf löste sich Teggar aus dem Kreis und kam wieder zu Jenny und Pieroo. Er wollte zum Reden ansetzen, wandte sich dann aber doch noch einmal unsicher an seine Begleiter. Mecloot sah seinen Chiiftan eindringlich an. »Frag sie!«, verlangte er. »Deswegen sind wir doch überhaupt hier!«
»Weswegen seid ihr hier?«, wollte Pieroo wissen.
Teggar räusperte sich erneut und sprach dann Jenny an. »Wir sind den weiten Weg von unserer Heimat gekommen, weil wir etwas… von einer Unsterblichen gehört haben. Sie soll hier in Corkaich leben. Bist… bist du diese Unsterbliche?«
Jenny Jensen spürte, wie sie von Pieroo am Arm ein Stück zurückgezerrt wurde.
Sie gingen ein paar Schritte und Pieroo stellte sich mit dem Rücken zu Teggar und seinen Leuten, um ihnen den Blick auf Jenny zu verstellen. »Hat sich wohl rumgesprochen, dass du nicht alterst«, murmelte er. »Und jetzt sind diese Leute hier, um rauszukriegen, wie das sein kann.«
Jenny erinnerte sich unwillkürlich an die Wochen nach der Ankunft in dieser postapokalyptischen Zukunft, als ihr das selbst aufgefallen war. Nachdem sie bei den Amazonen von Berlin die Erinnerung wiedererlangt hatte. Und nachdem die Frawen ihren Staffelkameraden Matthew Drax als ihren von den Göttern bestimmten Partner bestimmt und ihn zum Beischlaf mit ihr gezwungen hatten. Eine kurze Verbindung, aus der Ann hervorgegangen war. [6]
Sie hob die Schultern. »War ja klar, dass das irgendwann auffallen würde. Und? Was machen wir jetzt mit ihnen?«
Pieroo warf einen Blick über die Schultern zurück, »'s sind etwa zwei Dutzend Leute. Wennde mich fragst, könnten sie uns bei 'ner Sache helfen, die wir zu erledigen ham.«
Erneut nickte Jenny. »Daran hatte ich auch schon gedacht. Aber wie bringen wir sie dazu?«
Pieroo grinste. »Sie woll'n wissen, wie man unsterblich wird. Sag ihnen, dass du's ihnen sagst, wennse uns dafür 'n Gefallen tun.«
»Und was machen wir, wenn sie uns diesen Gefallen getan haben?«
»Du weißt, was wir dann machen…«
Ja, Jenny wusste, was sie dann tun würden… tun mussten . Es würde notwendig sein, sonst hätten sie vor den Clan keine Ruhe mehr. »Einverstanden«, stimmte sie zu. Es fiel ihr leichter, als sie gedacht hatte. Nur das Ziel war wichtig, sonst nichts.
Gemeinsam wandten sie sich wieder an Teggar. »Ihr habt gefunden, wonach ihr gesucht hattet«, verkündete Jenny. »Ich bin diese Unsterbliche!«
»Sie ist es!«, schrie Mecdoof und drehte sich zum Rest der Truppe um »Sie ist es!« Diese Eröffnung sorgte für ausgelassenen Jubel und erleichterte Gesichter. Jenny und Pieroo blickten sich amüsiert an. Schön, wie leicht man simplen Gemütern eine Freude machen kann…
»Und ihr seid hier, um das Geheimnis von der Unsterblichkeit rauszufinden?«, fragte Pieroo und kratzte sich seinen Bart.
»Nicht… direkt«, entgegnete Teggar und sorgte damit für Stirnrunzeln bei Jenny. Sie schaute fragend ihren Gefährten an.
»Wir möchten das Geheimnis deiner Freiheit erfahren«, fuhr Teggar fort.
»Meiner Freiheit?« Jenny hatte keine Ahnung, was damit gemeint sein sollte.
»Wir Kinder des Hüters sind ebenfalls mit der Unsterblichkeit gesegnet«, eröffnete ihnen der Chiiftan, »aber wir sind an den Bewahrer gebunden.« Dabei deutete der Anführer des schottischen Clans auf das Skelett am Totempfahl. »Entfernen wir uns zu weit von ihm, ereilt uns der Schwarze Tod. Bei dir ist das nicht so. Du kannst gehen, wohin du willst, sagt man.«
Darum also ging es! Die Frau aus der Vergangenheit hatte zwar keine Ahnung, ob Teggar und seine Leute einer Wahnvorstellung oder irgendeinem kruden Glauben folgten oder ob es sich tatsächlich so verhielt, wie der Chiiftan sagte: dass der Clan ebenfalls nicht alterte, wie es bei ihr durch den Zeitsprung der Fall war.
Wichtig war jetzt, dass sie trotzdem ihren Plan ausführten, die neuen Bewohner des Dorfes für ihre Sache zu gewinnen.
»Es stimmt, ich bin frei«, gab sie zu. »Ich kann bleiben oder gehen, wohin ich will.«
Ruuks Augen bekamen einen eindeutig gierigen Ausdruck. »Verrate uns, wie das geht! Erlöse uns von dem Fluch, der uns an den Hüter bindet!«
Pieroo trat einen Schritt vor und funkelte Ruuk böse an. »Ganz ruhig, mein Freund, ganz ruhig. Auf
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