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281 - Bausteine des Lebens

281 - Bausteine des Lebens

Titel: 281 - Bausteine des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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achten, die größtenteils angstgeprägt waren und ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagten. Hatten es die Menschen bewusst erlebt, zu Stein zu werden? Anzunehmen.
    Pita keuchte erschrocken auf, als er sich am Ellenbogen einer der Statuen den Arm stieß. »Mist, verfluchter!«, schimpfte er und atmete einmal tief durch. Jetzt stell dich nicht so an! Die können dir nichts anhaben!
    Er passierte die letzte Reihe, eilte zum Stapel mit den Spaten und schnappte sich drei der neueren Exemplare, deren Schaufelblätter noch nicht von Rost überzogen waren und noch nicht locker am Stiel saßen.
    »Und jetzt nichts wie raus hier…« Pita schulterte die Werkzeuge, nahm die Lampe in die andere Hand und machte sich auf den Rückweg. Vorsichtig lavierte er zwischen den Reihen der Steinmenschen hindurch, immer darauf bedacht, nirgendwo anzuecken.
    Er schaffte es nicht ganz. Drei Reihen vor dem Scheuentor stieß er erneut an eine der Figuren - und erstarrte. Was er gefühlt hatte, war kein Stein gewesen! Dort, wo er den Arm der Statue berührt hatte, gab das Material nach. Es fühlte sich weich an, wie Moos, wie Moorboden, wie… Fleisch?
    Langsam wandte sich Pita um und leuchtete in das Gesicht des Versteinerten, gegen den er gelaufen war. Er konnte nicht glauben, was er sah: Die Haut im Gesicht des bärtigen Mannes hatte nur noch wenige Spuren von Grau. Er konnte dabei zusehen, wie seine Wangen erst blass und dann leicht rosa wurden. Die harten farblosen Murmeln der Augen wurden wässrig und glänzten dann auf.
    Pita näherte sich weiter atemlos der Gestalt und starrte auf diese Augen, die immer lebendiger aussahen und… blinzelten!
    Der alte Barbar schrie auf und ließ die Petrool-Lampe fallen. Sie zerschellte klirrend auf dem Scheunenboden. Die auslaufende Brennflüssigkeit spritzte umher und entzündete sich sofort. Die Kleidung einiger umstehender Statuen fing Feuer.
    Im flackernden Flammenlicht sah Pita, wie sich die Augen der erwachenden Statue panisch weiteten. »Was tust du?«, brüllte eine Stimme, und der alte Mann konnte nicht glauben, dass sie tatsächlich aus dem Mund der Figur gekommen war. Er fühlte, wie er von hinten gepackt wurde. Verzweiflung schoss in ihm hoch. Das ist das Ende! , dachte er. Die Dämonen zerreißen mich, und selbst der Hüter wird mir nicht mehr helfen können.
    Hilflos musste er mit ansehen, wie immer mehr der Steinmenschen zum Leben erwachten. Der bärtige Mann löste sich aus seiner Starre und schlug mit der flachen Hand auf die kleinen Brandherde auf der Kleidung der anderen. Dann trat er auch die restlichen Flammen auf dem Boden der Scheune aus.
    Rings herum ertönten panische Schreie, verwirrtes Murmeln und atemloses Keuchen. Pita nahm in dem Gewirr von Rufen nur einzelne Satzfetzen wahr:
    »… sind wir?«
    »Warum ist es so dunkel? Es war doch gerade noch…«
    »Feuer!«
    »Pieroo? Ann? Wo seid ihr?«
    Pita fühlte, wie sich die Griffe um seinen Arm verstärkten und er vorwärts zum Ausgang der Scheune gestoßen wurde. Das Licht der tief stehenden Sonne blendete den Alten, der nun einen Tritt in den Allerwertesten bekam und in den Staub vor der Scheune stürzte.
    Hustend kam er auf die Knie und wandte den Kopf.
    Die versteinerten Menschen - sie waren alle auf einmal zum Leben erwacht! Einige schüttelten verwirrt die Köpfe, andere schrien unkontrolliert, wiederum andere rannten umher, panisch nach rechts und links blickend, wie auf der Suche nach einem Feind.
    Pita blickte gen Dorfmitte zum dort aufgestellten Totem des Hüters. Er sah, wie Mecdoof gerade einen Wakuda-Bullen am Strick aus einem Stall auf die Weide führen wollte, jetzt aber geschockt zur Scheune starrte. Angelockt von den Schreien der Erwachten stürzte Chiiftan Teggar aus seinem Haus, verhielt kurz im Schritt und lief dann auf Pita zu. Der Clanchef half dem alten Mann auf die Beine und stellte sich schützend vor ihn, als eine Frau mit langen blonden Haaren und blauen Augen auf sie zukam und zischte:
    »Wo sind die Schatten? Wer zum Teufel seid ihr? Und was macht ihr in unserem Dorf?«
    ***
    Das Misstrauen auf beiden Seiten saß tief.
    Jennifer Jensen fühlte sich wie damals vor zehn Jahren, als sie nach dem Zeitsprung an Bord ihres Jets in einer völlig veränderten Welt wieder zu sich gekommen war. Das hier war ähnlich, nur nicht ganz so allumfassend.
    Sie erinnerte sich, in ihrem Haus gewesen zu sein und etwas aufgeschrieben zu haben. Es war kalt gewesen, Winter, wenn sie nicht alles

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