281 - Bausteine des Lebens
Pritschen im Panzer nächtigen müssen, aber heute konnten sie im Gästezimmer von Pieroo und Jenny schlafen, und zwar in einem geräumigen Bett mit einer warmen Decke aus Shiipfell.
Matt dämmerte bereits ins Land der Träume hinüber, als Aruula ihn unsanft mit dem Ellenbogen anstieß. »Hey! Noch nicht!«, zischte sie. »Oder hast du vergessen, dass wir noch einen Job zu erledigen haben?«
»Nein, nein…«, murmelte er. »Schließlich hast du ihn uns ja eingebrockt. Lass mich nur kurz die Augen ausruhen.«
»He, das ist unfair!«, protestierte Aruula, richtete sich abrupt auf und setzte sich in den Schneidersitz. »Du weißt genau, dass ich es nicht gern heimlich mache. Aber bei diesem Ruuk konnte ich nicht anders. Und es hat sich ja auch ausbezahlt. - Jetzt komm, bleib wach!«
Matt stöhnte, knautschte das Kopfkissen zusammen und lehnte sich mit dem Rücken an das Brett am Kopfende des Bettes. »Reicht es nicht, wenn Xij Wache hält? Wo ist sie überhaupt?«
»Sie wollte im Panzer schlafen«, sagte Aruula. »Dort fühlt sie sich an sichersten.«
Matt gähnte herzhaft. »Sicher wovor? Mir kam alles in Corkaich den Umständen entsprechend normal vor. Kein Vergleich zu den Entsteinerten in deiner Heimat. Oder hast du irgendetwas Gegenteiliges erspürt?«
Die schöne Barbarin schüttelte den Kopf. »Nein. Hier scheint alles ganz normal zu sein.« Sie zögerte kurz. »Hätten wir Jenny und Pieroo nicht Bescheid sagen sollen? Schließlich ist es ihr Dorf.«
Matt blinzelte sie mit müden Augen an. »Aber es ist nicht ihre Angelegenheit. Schlimm genug, dass wir uns wieder mal einmischen. Die Bewohner von Corkaich sollten wir aus der Sache raushalten. Und jetzt gönn mir noch ein paar Minuten Ruhe…« Er schickte sich an, wieder unter die Decke zu kriechen.
»Nichts da!«, knurrte Aruula und warf sich mit einem triumphierenden Lächeln auf ihren Gefährten. »Na gut, du lässt mir keine andere Wahl! Wenn ich dich nur so wachhalten kann…« Ihre Hände wanderten unter die Bettdecke.
Mit einem Mal war der Mann aus der Vergangenheit wieder hellwach.
Zwei Zimmer weiter lagen Jenny und Pieroo jeweils auf ihren Hälften des großen Doppelbetts und schauten sich in die Augen.
»Es ist hart«, sagte die blonde Frau, und es klang, als spräche sie zu sich selbst. »Das Kind hat geweint, als es mich sah.«
»Ich weiß. Hast deine Sache gut gemacht«, meinte Pieroo. »Sieht aus, als wenn wir richtig reagiert hätten. Sie ham nix gemerkt. Ich hab schon befürchtet, Aruula würde uns belauschen .«
»Sie kann nur Empfindungen und Stimmungen spüren, keine Gedanken lesen. Für einen tieferen Scan braucht sie den direkten Kontakt«, erwiderte Jenny. »Wenn wir uns verstellen und positiv denken, wird sie nichts bemerken.« Sie seufzte. »Ich habe mich daran erinnert, wie es war, Ann zu lieben. Das hat mir geholfen, diese starken Emotionen abzurufen.«
»Auch ich hab Erinnerungen daran«, stimmte der bärtige Hüne zu. Er drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. »Hoffentlich gehen'se bald wieder weg. Sie gefährden unsere Aufgabe. Wir verlier'n fast die Hälfe unserer Arbeitskräfte deswegen.«
»Ich wünschte, sie würden das Mädchen wieder mitnehmen«, flüsterte Jenny ohne jede Regung in der Stimme. »Ann ist uns nur im Weg. Sie ist keine von uns.«
»Wir finden schon 'ne Lösung. Schlaf jetzt. Morgen müssen wir weitermachen.«
***
27.10.2526, zwischen 2 und 3 Uhr morgens
»Warum musst du mich nur immer wieder enttäuschen, Bruder?«, rief eine Stimme in der Dunkelheit.
Ruuk, der gerade dabei war, im Schein einer dünnen Mondsichel mit einem Messer das Skelett des Hüters vom Totem zu schneiden, schrie überrascht auf.
»Teggar!«, fluchte er. »Wo, bei allen Dämonen, steckst du? Wie hast du ahnen können, das wir…?«
Fackeln wurden entzündet. Erst eine, dann zwei, vier. Ruuk kletterte vom Totempfahl in der Mitte des Dorfplatzes herunter und drehte sich um die eigene Achse. Sein Blick flog. Seine Anhänger, die am Boden gewartet hatten, um das Gerippe aufzufangen und in einen bereitliegenden Sack zu stopfen, blinzelten verwirrt in das flackernde Licht.
Überall, wo er hinblickte, erkannte Ruuk Menschen aus Teggars Clan. Sie hielten Äxte, Schwerter und Schaufeln in ihren Händen. Ruuk zählte rund ein Dutzend Frauen und Männer, die sich breit gestaffelt in einem Kreis um die Mitte des Dorfplatzes aufgestellt hatten. Aus diesem Rund gab es für sie kein kampfloses Entkommen.
Wie hatten
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