284 - Augen der Ewigkeit
eignete sich für den Beginn ihrer Suche so gut wie jedes andere Gebäude.
Er zog die Taschenlampe hervor und setzte sich in Bewegung. Aruula folgte ihm, ohne die Umgebung aus den Augen zu lassen.
Das Wichtigste war, dass sie so lange wie möglich unbemerkt blieben.
»Ich spüre etwas«, hauchte Aruula. »Panik. Todesangst.«
Matt zeigte auf den Turm und zog die Augenbrauen fragend hoch. Die Barbarin nickte.
Wie nützlich, wenn man jemanden an seiner Seite hatte, der lauschen konnte.
Die schwere schmiedeeiserne und völlig verrostete Turmtür hing schief in den Angeln und gab einen Spalt frei, der so eng war, dass sie sich hindurchquetschen mussten. Dahinter empfing sie tiefe Dunkelheit. Das im Augenblick ohnehin spärliche Tageslicht erhellte gerade mal einen schmalen Streifen an der gegenüberliegenden Wand.
Sofort schaltete Matt die Taschenlampe ein. Die Morlocks vermochten bei Nacht ebenso gut zu sehen wie normale Menschen bei Tag. Zu versuchen, sich im Dunkeln anzuschleichen, wäre sinnlos gewesen. Sie mit dem Licht zu blenden war dagegen ein Vorteil.
Der Lichtstrahl fraß sich in die Finsternis und zeigte Matt eine Treppe aus schmalen Stufen, die sich in die Höhe schraubte, sowie zwei geschlossene Holztüren mit metallischen Beschlägen. Der kreisförmige Raum besaß einen Durchmesser von vielleicht zehn Metern und wies drei Fenster auf. Die Morlocks hatten die Lichtschutzmatten von innen zusätzlich mit einem Bretterverhau gesichert. Sie schienen die Sonne geradezu zu fürchten.
Matt leuchtete die Treppe hinauf. Im Schein der Taschenlampe tanzte aufgewirbelter Staub.
Sollten sie oben nach Onrii suchen oder erst sehen, was sich hinter den Türen befand?
Er sah zu Aruula. Sie schien seine Gedanken zu erraten. »Merkwürdig«, sagte sie. »Ich spüre die Angst aus beiden Richtungen.«
Ging sie vielleicht von den Morlocks aus? Aber wovor fürchteten sie sich? Vor den Kämpfern, die gestern ihr Opfer gestohlen hatten? Vor ihrer Taschenlampe?
Wo sollten sie den Jungen suchen?
Die Entscheidung wurde ihnen abgenommen, als die linke Tür aufflog und fünf Morlocks hereinstürmten. Matt versuchte sie mit dem Lichtstrahl auf Distanz zu halten, doch sie verteilten sich geschickt im Raum, sodass er immer nur einen anleuchten konnte. Außerdem waren sie verdammt flink und wichen aus, sobald der Strahl sie traf.
Die Morlocks waren mit langen rostigen Klingen bewaffnet. Im Schein der hin und her zuckenden Lichtlanze sah er die Wesen erstmals besser. Dünne ausgemergelte Gestalten mit einer blassen, fast grünlich schimmernden Haut. Das schlohweiße Haar hing in struppigen Mähnen bis auf die Schultern. Das Schlimmste aber waren ihre Augen: große schneeweiße Murmeln, die förmlich aus den Augenhöhlen quollen.
Sein Lichtstrahl huschte über Aruula hinweg - und über einen Morlock, der mit erhobenem Messer auf sie zustürzte. Sie rammte ihm das Schwert in den Bauch und zog es sofort wieder zurück. Noch bevor die Kreatur zu Boden sank, ließ sie bereits eine zweite von ihrem Stahl kosten.
Der Strahl zuckte weiter zur Tür. Matts Augen weiteten sich vor Entsetzen. Noch mehr der bleichhäutigen Wesen stürmten den Raum. Er kam sich mit der Taschenlampe vor wie ein Jedi-Ritter mit dem Lichtschwert, erreichte damit aber letztlich nichts.
Es gab nur eine Möglichkeit: Er richtete den Driller auf ein Ziel. Da fuhr ihm ein scharfer Schmerz durch das linke Handgelenk. Die geschleuderte Keule eines Morlocks hatte ihn getroffen. Die Lampe flog in hohem Bogen durch den Raum, knallte an die Wand und polterte zu Boden. Zum Glück war sie robust genug, den Sturz unbeschadet zu überstehen. Allerdings leuchtete der Strahl nun wirkungslos in eine andere Richtung.
Gleichgültig. Matt hatte sich gemerkt, wo das Ziel lag.
Er zog durch.
Das Drillerprojektil schlug in eine der Fensterbarrikaden und explodierte. Splitter und getrocknete Lehmklumpen spritzten durch den Raum.
Das matte Licht eines trüben Tages drang ein.
Die Morlocks schrien auf und hoben die Arme vor die Augen. Noch konnten sie die Blendung ertragen. Matt verlor keine Zeit. Mit weiteren Schüssen zerstörte er auch die Lichtschutzmatten vor den restlichen Fenstern.
Das war zu viel für die Nachtwesen. Mit schrillen Schreien, die Matt das Blut in den Adern gefrieren ließen, rannten sie zurück zur Tür und verschwanden.
Matt hob die Taschenlampe auf. Mit drei schnellen Schritten war er bei der offenen Tür und leuchtete hindurch. Eine Treppe führte steil
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