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285 - Am Nabel der Welt

285 - Am Nabel der Welt

Titel: 285 - Am Nabel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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haben sich zu einem unlesbaren Brei vermischt.«
     
    Später führte Matt seine beiden verbliebenen Begleiterinnen zu der Stelle, wo er Lady Victoria gefunden hatte. Von hier aus lag ihnen das Tal zu Füßen - und damit das Szenario, das Aruula schon ansatzweise aus Willard Gedankenbildern kannte. Nur Xij wurde komplett überrascht von dem Treiben.
    »Eine Halle. Sie ist riesig! Habt ihr eine Vermutung, was darin vor sich geht?«
    Matt und Aruula mussten passen.
    Eine Weile beobachteten sie die Aktivität im Tal durch ihre Ferngläser. Doch die Lichtverhältnisse waren zu schlecht, um Details der dort arbeitenden Personen zu erkennen - obwohl viele von ihnen die Kapuzen zurückgeschlagen hatten.
    »Wir müssen näher ran«, sagte Matt. »Einwände?«
    »Im Gegenteil«, sagte Xij. »Ich dachte schon, du willst die ganze Nacht hier verplempern. Bei Tag haben wir schlechte Karten, aber jetzt können wir uns relativ gefahrlos anschleichen.«
    »Das bezweifle ich«, widersprach Aruula. »Sie haben uns schon einmal aufgespürt. Scheinbar ohne jede Mühe.«
    »Ich glaube, sie haben Lady Victoria aufgespürt«, widersprach Matt.
    »Wie meinst du das?«
    »Sie wurde von ihnen wie ein verlorenes Kind begrüßt und aufgenommen. Die Kuttenträger agieren wie ein Kollektiv, zu dem Victoria offenbar Zugang hat - warum auch immer. Wir hingegen…«
    »Wir nicht«, sagte Xij schnell. »Aber warum nicht?«
    »Das mit dem Kollektiv«, sagte Aruula, »meinte ich vorhin, als ich von Gedankenbrei sprach. Es klingt verrückt, aber die Vermummten denken, als wären sie miteinander verschmolzen - zumindest auf der Ebene, die ich erreichen kann. Ihr oberflächliches Denken muss dagegen normal verlaufen, sonst könnten sie überhaupt nichts Sinnvolles tun. Sie würden orientierungslos durch die Gegend irren.«
    »Sehen wir sie uns aus der Nähe an«, bekräftige Matt. »Und finden wir heraus, ob Victoria wirklich so freiwillig mit ihnen gegangen ist, wie sie es vorgab.«
    »Du zweifelst daran?«, fragte Xij.
    »Momentan zweifele ich an so gut wie allem und jedem.«
    »Na, wenigstens ist auf uns drei noch Verlass«, witzelte Xij.
    Matt war sich nicht sicher, ob das zutraf - zumindest, was Xij Hamlet anging. Trotzdem nickte er. Dann stiegen sie hinab ins Tal und pirschten sich an die rätselhaften Kuttenträger und ihr noch rätselhafteres Bauwerk heran.
    ***
    Die Halle war etwa sechs Meter hoch, zwanzig Meter breit und gut vierzig Meter lang. An einer der Schmalseiten befand sich ein Anbau von etwa sechs mal sechs Metern, der halb so hoch wie die Haupthalle war.
    Aus einer Entfernung von knapp fünfzig Metern betrachtet schwanden auch die letzten Zweifel, aus welchem Material das Bauwerk errichtet worden war. Es handelte sich zweifellos um die Außenhülle der CARTER IV.
    Über die Situation im Inneren des Gebäudes konnte bislang nur spekuliert werden - außen jedenfalls tummelten sich durchschnittlich zwanzig bis dreißig Gestalten, und das, obwohl immer noch kein Lichtschimmer am Horizont vom neuen Tag kündete.
    Es gab niemanden, der Däumchen drehte; alle schienen exakten Befehlen zu folgen. Die meisten waren offenbar immer noch damit beschäftigt, der Halle von außen den letzten Schliff zu geben. Sie nieteten oder schraubten Verblendungen fest oder legten Wege und Flächen an. Rings um die Halle standen etliche Aggregate, die sich mit etwas Fantasie ebenfalls auf die CARTER IV zurückverfolgen ließen. Entweder warteten sie darauf, ihren Platz in der Halle einzunehmen, oder sie sollten in separaten Unterständen außerhalb untergebracht werden. Möglicherweise hatte man aber auch erst hier an Ort und Stelle gemerkt, dass sie unbrauchbar waren.
    Unbrauchbar wofür? , dachte Maddrax. Was zur Hölle tun die hier? Richten sich die Marsianer für einen längeren Erdaufenthalt ein - oder versuchen sie etwas zu bauen, womit sie einen Hilferuf zum Mars abstrahlen können? Unwillkürlich suchte er nach etwas, das einer Parabolantenne ähnelte.
    In diesem Moment entstand Bewegung bei der Halle: Ein großes Rolltor öffnete sich. Sofort presste Matt sein Fernglas an die Augen und versuchte einen Blick ins Halleninnere zu erhaschen.
    Es gelang ihm nicht. Aber er bekam etwas anderes vor die Linsen. Schnell machte er Aruula und Xij auf die Gruppe aufmerksam, die zum Ausgang strebte und von der kein einziges Mitglied seine Kapuze übergestreift hatte.
    Fast kam es Matt wie eine Schichtablösung vor, denn Kuttenträger, die draußen gearbeitet hatten,

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