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285 - Am Nabel der Welt

285 - Am Nabel der Welt

Titel: 285 - Am Nabel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Platz. Noch bevor er dort ankam, entfaltete sich sein Helm und schloss den Anzug.
    Calora und Damon sahen sich verwirrt an. Was hatte das nun zu bedeuten gehabt? Im nächsten Moment hörten sie ein Geräusch, das sie von Übungsmanövern kannten.
    Jetzt erlebten sie den Ernstfall! Über, unter und neben ihnen öffneten sich Ventile, aus denen Gallertmasse hervorschoss.
    »Verdammt! Schnell…!« Calora drängte Damon zur nächstgelegenen Wand und pflückte zwei Anzüge von den Halterungen. Einen warf sie Damon zu, in den anderen stieg sie selbst, während das Dämpfungs-Gel bereits die untere Hälfte der Kugel füllte. Der Pegel stieg in atemberaubendem Tempo.
    Calora verhaspelte sich in einem Hosenbein. Mit dem anderen Bein stand sie kniehoch in der superdichten Flüssigkeit, die in die Kapsel gepumpt wurde.
    Damon war schneller, glättete bereits die vom Nabel bis zum Kragen reichende Naht des Anzugs, die sich selbsttätig versiegelte. »Brauchst du Hilfe?«
    Calora schüttelte wild entschlossen den Kopf. Dann war auch sie im Anzug und hatte ihn versiegelt. Sie schlossen die Helme synchron. Atemluft füllte die allseitig transparenten Schutzglocken. Das Gel stand ihnen jetzt bis zur Brust und selbst die wenigen Meter zu den noch freien Liegen wurden zu einem kräftezehrenden Akt.
    Calora hatte das Gefühl, in Treibsand zu stecken und überhaupt nicht von der Stelle zu kommen. Doch irgendwann lag sie auf der Liege. Als sie den Kopf drehte, sah sie durch die schlierige Masse Damon, wie er ebenfalls die Gurte schloss.
    Sie hatte keinerlei Zeitgefühl mehr. Aber ihr war klar, dass der Crash, der die CARTER IV in Grund und Boden stampfen würde, unmittelbar bevorstehen musste.
    Und dann - geschah es.
    Selbst innerhalb der gelgefüllten Kapsel war der Aufschlag so brutal hart, dass Calora vorübergehend das Bewusstsein verlor.
    Und als sie es wiedererlangte, wusste sie sofort, dass der normale Rettungsablauf ins Stocken geraten war. Die Warnlichter, die durch das Gel leuchteten, verhießen nichts Gutes. Die Kapsel, so begriff sie, war zur Falle geworden, in der sie jämmerlich ersticken würden.
    Aus dem Augenwinkel sah sie eine Bewegung - als sie genauer hinsah, bemerkte sie, dass die Liege, auf der Damon sich festgeschnallt hatte, leer war.
    Hatten ihn die Gewalten aus den Gurten gerissen?
    Verzweifelt suchte ihr Blick nach ihm. Aber sie fand ihn nicht. Sie lag eingebettet in Dämpfungs-Gel und hatte das Gefühl, das volle Gewicht dieser Masse auf sich zu spüren, ganz allmählich von ihr zerquetscht zu werden.
    Nach und nach erloschen die blinkenden Lichter um sie herum, und irgendwann schwand ihr das Bewusstsein.
    Sie akzeptierte ihr Schicksal. Ihre Gedanken versuchten sich an Damons Gesicht zu klammern, während sie in das große schwarze Nichts hinüberglitt, von dem sie annahm, dass es der Tod war.
    ***
    »Komm schon, beeil dich - wir sind gleich da!«
    Jelle blieb immer wieder stehen, damit Enno zu ihm aufschließen konnte. Nach und nach hatten sie alle anderen aus dem Dorf überholt, die durch die Vollmondnacht auf den Feuerschein zuhielten.
    »Sollen wir nicht auf die anderen warten?«
    Jelle lachte heiser. »Warten? Warum? Ist es nicht besser, der Erste zu sein?«
    Das war seine Einstellung, um die Enno seinen Zwilling immer beneidet hatte. Wie oft hatte er sich die Frage gestellt, ob er ebenso stark und wagemutig geworden wäre, wenn es den Zwischenfall mit der Ratze nicht gegeben hätte… Eine Antwort darauf würde er nie finden, aber sein Selbstmitleid nährte sich daraus wie aus einem nie versiegenden Quell.
    »Vielleicht ist es gefährlich «, wandte Enno ein. »Wir sollten -«
    Jelle schnitt ihm mit verächtlicher Geste das Wort ab. »Reiß dich zusammen! Hör zu: Heute Nacht lernst du deine Lektion, ist das klar? Du lernst sie von mir ! Es geht darum, dass man es zu nichts bringt auf der Welt, wenn man sich immer nur feige versteckt oder im Hintergrund hält. Der Erfolg liebt den Wagemutigen! Und das hier ist die Gelegenheit, dich den anderen so zu präsentieren, wie du schon immer sein wolltest!«
    Hinter ihnen wurden Stimmen lauter. Die anderen holten auf.
    Enno gab sich einen Ruck. Er begann zu rennen - so schnell, dass er sogar seinen Bruder überholte, was dieser mit einem Ruf quittierte. »Ja! So gefällst du mir!«
    Weniger später erreichten sie das Gelände, wo die Flammen hochschlugen und etwas umzüngelten, das aussah wie das Skelett eines gigantischen Ungetüms. Ein Hammer der Götter wie

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