286 - Der körperlose Herrscher
Gedankenwelt hinein und fühlte eine warme orangeglühende Kugel, die ihr Schmerzen bereitete. Im ersten Moment begriff sie nicht, was das bedeutete, doch dann erinnerte sie sich an die Schatten und ihre Geschichten. Es ist Liebe, nicht wahr? Du liebst diesen Gilam'esh und willst ihm gefallen. Aber das ist nicht mehr wichtig, E'fah.
Sie spürte, dass sie dieses Mal mehr einsetzen musste, um E'fah nicht zu verlieren. Doch dafür benötigte sie einen Teil der Energie, die sie sich eigentlich komplett hatte aufsparen wollen. Sie wandte sich an Quesra'nol. Tritt näher.
Er gehorchte und sie badete im wohligen Glanz, den er ausstrahlte. Behutsam saugte sie an dieser Schicht, aber ohne ihn zu berühren und so den gesamten Glanz auf einmal zu absorbieren. Der glänzende Tachyonenmantel stärkte sie, und es fiel ihr schwer, wieder von ihm abzulassen. Sie wollte nur so viel nehmen, wie sie für E'fahs Kontrolle brauchte. Alles andere wäre Verschwendung gewesen und hätte ihre Pläne auf lange Sicht gefährdet.
Du kannst gehen , herrschte sie Quesra'nol an. Kümmere dich um deine Aufgabe. Ich erwarte, dass du deine Bemühungen verdoppelst. Mein Körper muss bald fertig werden!
Die Scheitelknorpel gesenkt, zog Quesra'nol sich zurück.
Mutter konzentrierte sich auf E'fahs Gedanken. Dieses Mal würde sie keine Nachsicht haben und das Fischweib ganz unter ihre Kontrolle zwingen.
E'fah wehrte sich, doch ihre geistige Abwehrgeste war nicht viel mehr, als hätte ein Mensch die Hand gehoben, um den Bolzen einer Armbrust aufzuhalten. Mutter schleuderte ihre vernichtende geistige Macht auf E'fah und drängte den letzten Rest Widerstand zurück. Die Hydritin wurde von der mentalen Macht überrollt und brach unter ihr zusammen. Die orangerote Sphäre, Manifestation ihrer Liebe zu Gilam'esh, löste sich unter dem Ansturm auf. Zurück blieb ein dunkles Grau.
Zufrieden fühlte Mutter ihren vernichtenden Sieg. E'fahs Geist war endgültig gebrochen. Sag mir, wie du heißt.
E'fahs Klacken kam wie ein Stakkato. »Ich habe keinen Namen.«
Sag mir, wen du liebst.
»Ich liebe niemanden außer dir.«
Sag mir, was du tun wirst.
»Ich werde an Land gehen und dir neue Nahrung besorgen, Mutter .«
Gut so. Beeil dich.
Mit abgehackten Schwimmbewegungen verließ E'fah die Throngrotte. Mutter war sicher, dass sie sich dieses Mal nicht ihrem Befehl verweigern würde. Schon bald würden weitere Oberflächenbewohner in Neu-Martok'shimre ankommen und ihr das geben, was sie so dringend brauchte: Leben.
***
Hykton, im Meerespalast von Gilam'esh
Quart'ol hatte eben seinen Bericht beendet und sah Gilam'esh abwartend an. Wieder waren er, Bel'ar und Gilam'esh allein in der bionetischen Prunkkammer. Gilam'esh hatte schon lange keine Pilger mehr empfangen.
»Wir müssen uns mit Kal'rag beraten«, klackte Gilam'esh zögernd. »Wir brauchen Unterstützung.«
Bel'ars Scheitelkamm verfärbte sich zustimmend. »Wir müssen eine Allianz bilden und herausfinden, was vor sich geht. Und vor allem müssen wir weiterem Unglück vorbeugen.«
Gilam'esh sah sie nacheinander an. »Was habt ihr vor?«
Quart'ol sammelte sich, er hatte auf die Frage gewartet. »Wir möchten Neu-Martok'shimre weitläufig mit Quallen observieren lassen. Wenn die Mar'osianer Menschen verschleppt haben, um sie zu verspeisen oder zeremoniell zu opfern, müssen sie diese in einer größeren, luftbefüllten Transportqualle untergebracht haben. Das Verwenden von Transportquallen ist unüblich für Mar'osianer, da sie üblicherweise Reitfische bevorzugen. Sobald wir eine Transportqualle orten, nehmen wir die Verfolgung auf und überprüfen sie. So können wir vielleicht herausfinden, ob Sar'kir selbst oder eine andere Fraktion hinter dem Landüberfall steckt. Immerhin dürfen wir nicht voreilig urteilen und können nicht automatisch davon ausgehen, dass Sar'kir die Entführungen angeordnet hat. Auch wissen wir nicht, was wirklich dahinter steckt. Natürlich liegt es auf der Hand, das Erblühen des alten Mar'os-Kultes anzunehmen und von Menschenopferungen auszugehen. Aber wir wissen nicht, ob das der Wahrheit entspricht.«
Bel'ars Blick war düster. Der Mund mit den spitzen Zahnreihen verzog sich zu einer Grimasse, die einen Menschen hätte erschaudern lassen. »Gnade ihnen Ei'don, wenn sie das gewagt haben. Dann wird es Krieg geben.«
Gilam'esh sah müde aus. »Ich wünschte, diese Sar'kir würde endlich ein Zeichen geben, doch sie scheint wie vom Meeresboden verschlungen. Ich frage mich
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