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2887 - Der Tod gab mir die Hand

2887 - Der Tod gab mir die Hand

Titel: 2887 - Der Tod gab mir die Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
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Alden?«, fragte Homer Wilcox. »Wieso ist sie nicht hier? Sie denkt, ich weiß es nicht.«
    »Was meinst du?«, fragte Wilcox. Er schob den Rollstuhl in den Fahrstuhl und drückte auf den Erdgeschossknopf. Der Lift setzte sich in Bewegung.
    »Dass sie mich mit John Hincle betrügt«, sagte der alte Mann. »Sie glaubt, ich bin ahnungslos, aber das bin ich nicht. Ich tu nur so.«
    »Mutter ist tot, Dad«, sagte Wilcox im Erdgeschoss.
    »Unsinn. Ich habe heute mit ihr telefoniert.«
    Alden Wilcox verließ mit seinem Vater das Gebäude. »Ihr Auto wurde von einem Kleinlastwagen frontal gerammt. In einem Tunnel. In Brooklyn. Vor sieben Jahren. Sie ist verbrannt.«
    »Wie ist dein Name, mein Junge?«, erkundigte sich Homer Wilcox.
    »Alden«, antwortete der Gefragte geduldig.
    »Mein Sohn heißt auch Alden.«
    »Ich bin dein Sohn, Dad.«
    Wilcox steuerte den Rollstuhl durch den gepflegten Park. Die Sonne schien. Vögel zwitscherten. Der Weg war asphaltiert. Der Stuhl rollte fast von selbst. Alden Wilcox’ Ziel war eine Bank, die vor einem Brunnen mit Wasser speienden Fröschen stand. In der Mitte ragte Neptun überlebensgroß auf, umgeben von drei zierlichen Nixen.
    »Weißt du, was, Alden?«, sagte Homer Wilcox ernst.
    »Hm?«
    »Ich habe genug.«
    »Genug wovon?«, fragte Alden Wilcox.
    »Vom Leben«, sagte sein Vater. »Ehrlich. Ich möchte nicht mehr leben. Ich bin alt. Mich freut dieses Dasein nicht mehr. Ich habe keinen Spaß mehr daran. Warum ruft mich der Herr nicht endlich zu sich? Ich möchte sterben. Aber ich kann nicht. Vielleicht sollte ich mir das Leben nehmen.«
    »Sag nicht so etwas, Dad.«
    »Weißt du, was ich möchte?«, fragte der Alte. »Einschlafen und nicht mehr aufwachen. Das möchte ich. O ja, das würde mir gefallen.«
    Wenn man das hört, möchte man nicht meinen, dass er heute tatsächlich gut drauf ist, dachte Alden Wilcox. Es kommt zwar eine Menge Müll heraus, wenn er den Mund aufmacht, aber er redet wenigstens. Für gewöhnlich sitzt er einfach nur da und sagt überhaupt nichts. Die Bank beim Brunnen war frei. Wilcox stoppte den Rollstuhl. Er fixierte die Räder, damit das Gefährt sich nicht von selbst in Bewegung setzen konnte, und setzte sich.
    »Schön hier«, sagte sein Vater. Das sagte er immer. Der Brunnen gefiel ihm. Er genoss das Sprudeln und Plätschern. »Wieso kommst du mich nie besuchen, Alden?«, fragte er vorwurfsvoll.
    »Ich war gestern hier, Dad.«
    »Du warst schon mindestens ein halbes Jahr nicht mehr hier.«
    Lass ihn reden, dachte Wilcox. Er hat keine Ahnung, was er sagt, kann sich an gestern nicht erinnern, weiß nicht einmal, was vor fünfzehn Minuten war.
    Sein alter Herr sah ihn prüfend an. »Du bist Alden Wilcox, stimmt’s?«
    »Richtig, Sir.«
    »Und ich bin …«
    »Du bist Homer Wilcox, mein Vater.«
    Der alte Mann zeigte auf seinen Sohn. »Du hast da was.«
    »Wo?«
    »Auf der Stirn.«
    »Was?«
    »Einen roten Punkt«, sagte Homer Wilcox. »Mach ihn weg.«
    Dazu kam sein Sohn aber nicht mehr, weil im selben Moment die präparierte Kugel, die der Mann aus Marrakesch abgefeuert hatte, seinen Kopf traf.
    ***
    Obwohl es Billy Bob Ocean nicht besonders gut ging, weil ihm jemand heißes Wasser über den Kopf geschüttet hatte, wie sich später herausstellte, erklärte er uns den Krieg. Er sah Phil und mich aus dem Jaguar steigen, verließ die Wohnung seines Schwagers, lauerte uns im Treppenhaus auf und eröffnete das Feuer auf uns, sobald er uns erblickte. Wir sprangen in Deckung und zogen unsere Dienstpistolen. Die erste Kugel, die BBO abgefeuert hatte, war verflixt knapp an meinem linken Ohr vorbeigezwitschert. Ich erwiderte das Feuer ohne zu zielen.
    Ich drückte einfach mehrmals ab, schoss gewissermaßen auf gut Glück um die Ecke und hoffte, dass wenigstens ein Geschoss den Gangster zur Vernunft brachte.
    Dazu kam es aber leider nicht. Wir hörten auf zu schießen. Alle drei. Auch Billy Bob Ocean beteiligte sich an dem vorläufigen Waffenstillstand. Phil und ich verständigten uns mit Handzeichen. Ich nickte. Mein Partner wagte sich aus der Deckung, und ich gab ihm Feuerschutz.
    Ocean war nicht mehr zu sehen. Er hatte sich offenbar nach oben abgesetzt. Ich trat vor, beugte mich über das Geländer, hob den Kopf, riskierte einen Blick, bemerkte den Schatten des Verbrechers und forderte ihn auf, sich zu ergeben. Er rief, ich solle mich zum Teufel scheren, und schickte ein paar Kugeln mit. Dann stürmte er die Treppe hoch. Wir hefteten uns an seine Fersen,

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