2887 - Der Tod gab mir die Hand
vollem Risiko, weil das seiner Meinung nach die einzige Möglichkeit war, mit dem Hyundai gegen den starken Jaguar zu punkten.
***
Während ich fuhr, forderte Phil Unterstützung an. Jeder verfügbare Streifenwagen sollte sich an der Jagd nach dem weißen i40 beteiligen. Phil gab das Kennzeichen durch und unsere derzeitige Position. Außerdem ließ er die Kollegen von der Metropolitan Police wissen, in welche Richtung Billy Bob Ocean fuhr. Abschließend warnte er alle vor dem bewaffneten Gangster.
»Der Mann ist gefährlich!«, sagte er. »Ich wiederhole: Billy Bob Ocean ist extrem gefährlich!«
Ich entdeckte den weißen Wagen. »Dort vorne ist er!«, informierte ich meinen Partner.
Phil gab über Funk weiter, dass wir Sichtkontakt hatten. Ich schaltete die Sirene ein und überholte eine Fahrzeugkolonne.
Ocean versuchte uns mit der Hasentaktik abzuhängen. Er schlug in unregelmäßigen Abständen einen Haken nach dem andern. Aber wir blieben trotzdem dran, und Phil ließ unsere Kollegen fortwährend wissen, wo Billy Bob Ocean ganz aktuell war. Auf diese Weise trieben wir ihn vor uns her, und die Streifenwagen beschnitten seine Möglichkeiten so lange mit Umsicht und Konsequenz, bis er sich praktisch selbst fing.
Und zwar auf dem Gelände einer aufgelassenen Lackfabrik. Hier war für ihn Endstation. Vier Patrol Cars empfingen ihn, während ihn zwei flankierten, und wir fuhren keine fünf Meter hinter ihm.
»Das war’s!«, sagte Phil.
BBO ließ den Hyundai tanzen. Der i40 drehte sich um 180 Grad, sodass uns die Scheinwerfer entgegensahen.
»Hoffentlich verliert er jetzt nicht den Kopf«, brummte Phil.
Die Cops zielten von allen Seiten auf den weißen Wagen. Es lag in Billy Bob Oceans Hand, wie diese Begegnung enden würde. Noch saß er im Hyundai und regte sich nicht.
»Was tut er?«, fragte mein Partner.
»Nichts.«
»Denkt er nach?«
»Scheint so.«
»Was gibt es jetzt noch zu überlegen?«, sagte Phil kopfschüttelnd. »Die Sache ist entschieden. Das müsste ihm inzwischen klar geworden sein.«
Vielleicht versucht er links oder rechts an uns vorbeizukommen, dachte ich, während ich angespannt die Tür öffnete und ausstieg. Phil verließ den Jaguar ebenfalls. Wir griffen nach unseren Waffen.
»Motor abstellen!«, rief ich und richtete die SIG auf den Mann hinterm Lenkrad.
BBO ließ den Motor laufen. Das war nicht sehr klug von ihm.
Ocean starrte uns hasserfüllt an. Er bewegte sich kaum merklich.
Was tut er?, fragte ich mich nervös. Greift er zur Kanone? Mach das ja nicht, Mann.
Der Motor verstummte.
»Okay«, sagte ich etwas erleichtert. »Und jetzt raus aus dem Wagen.«
Ocean bequemte sich endlich zu gehorchen.
»Hände hoch!«, befahl Phil. »Wir wollen deine Hände sehen!«
Ocean hob die Hände.
»Leg sie auf das Wagendach!«, sagte ich.
Ocean gehorchte.
Ich trat hinter ihn, durchsuchte ihn und nahm seine Waffe an mich. »Phil.«
»Ja?«
»Lies ihm seine Rechte vor.«
Das tat mein Partner. Und dann führten wir BBO ab.
***
Colin Hurt hätte mit jedem Anruf gerechnet, nur nicht mit diesem. Er hatte Willard Banks am Apparat. Früher, als die Banks-Brüder noch zusammen gewesen waren, hatte er häufig geschäftlich mit ihm zu tun gehabt, aber das war vorbei. Jetzt lief alles über Chester, weil dieser ihm die besseren Konditionen angeboten hatte.
Willard wollte wissen, wie es ihm ging.
Das interessiert dich ganz bestimmt nicht im Geringsten, dachte der Manager. Aber er sagte: »Gut. Sehr gut. Ich kann nicht klagen, habe bloß ein bisschen viel um die Ohren, aber das ist mir lieber als Däumchen zu drehen.«
»Ich habe gehört, dass in letzter Zeit so mancher Riechkolben nicht auf seine Kosten kommt«, sagte Willard Banks unvermittelt.
»Ich weiß nicht, was du meinst, Willard«, erwiderte Hurt, obwohl er es sehr wohl wusste.
»Du sitzt auf dem Trockenen, und dadurch all jene, die sich darauf verlassen, dass du sie zuverlässig versorgst«, sagte Willard Banks. »Ich könnte mir vorstellen, dass sie langsam nervös werden.«
»Ich habe noch einen kleinen Vorrat …«
»Ich möchte dir ein Angebot machen, Colin.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich es hören will, Willard.«
»Hast du etwa Angst vor Chester?«
»Ihr seid jetzt Konkurrenten.«
»Ich mag dich, Colin«, erklärte Willard Banks in gönnerhaftem Ton. »Du bist mir sympathisch. Das ist nicht bloß so dahergeredet. Ich meine es ernst. Ich nehme dir nicht übel, dass du dich damals für Chester entschieden hast.
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