2887 - Der Tod gab mir die Hand
Antwort.
»Mach Druck«, knurrte Chester Banks. »Das muss schneller gehen.«
Wilcox nickte.
»Und noch etwas«, sagte Banks.
Wilcox stellte das Telefon in die Ladestation. »Ja?«
»BBO.« Banks nahm sein Glas wieder auf und trank einen Schluck.
»Ja?«, wiederholte Wilcox.
»Mach ihm klar, dass ich mit ihm nicht zufrieden bin«, verlangte der Drogenbaron.
»Okay. Und wie?«
Chester Banks zuckte mit den Achseln. »Lass dir was einfallen. Und sag ihm hinterher, dass er aus allen Geschäften rausfliegt, wenn er noch mal so schludert.«
Ich werde BBO ordentlich den Kopf waschen, dachte Wilcox grimmig.
Er verließ wenig später Chester Banks’ Apartment und rief ein paar Freunde an. Keiner konnte ihm sagen, wo sich Billy Bob Ocean zurzeit aufhielt.
Aber alle versprachen, in Umlauf zu bringen, dass Alden Wilcox dringend mit BBO reden wollte. Eine halbe Stunde verging. Dann meldete sich der Gesuchte.
»Wo bist du?«, wollte Wilcox wissen.
»Bei meinem Schwager«, gab Billy Bob Ocean ohne Umschweife Auskunft.
Schließlich war Alden Wilcox nicht irgendjemand, sondern die Nummer zwei, der Konzertmeister im großen Orchester, der gleich nach dem Dirigenten kam. Wenn der eine Frage stellte, hatte man sie zu beantworten.
»Wo wohnt dein Schwager?«, fragte Wilcox.
BBO nannte die Adresse.
»Ich bin in zwanzig Minuten bei dir.«
»Okay. Darf ich erfahren, worum es geht?«
»In zwanzig Minuten.«
»Alles klar.«
Exakt nach zwanzig Minuten stand Wilcox auf der Matte und klopfte an die Tür.
Ocean öffnete. »Alden. Komm herein.«
Wilcox kam der Aufforderung nach.
Ocean schloss die Tür. »Ich mach mir gerade Tee.« Er zeigte auf einen elektrischen Wasserkocher. »Möchtest du auch eine Tasse?«
Wilcox nickte.
Ocean musterte ihn unsicher. Er hatte ein schlechtes Gewissen, und wenn Wilcox ihn hier besuchte, hatte das bestimmt nichts Gutes zu bedeuten.
»Das Wasser ist gleich heiß«, sagte er. »Möchtest du dich inzwischen setzen?«
»Nein.«
Ocean nickte. Ist mir auch recht, wollte er damit wohl ausdrücken.
Wilcox nickte. »Weißt du, BBO, du hast ein Problem. Du bist zu weich. Du lässt allen zu viel durchgehen, und aus diesem Grund bin ich hier.« Er hielt plötzlich eine 22er in der Hand.
Ocean riss entsetzt die Augen auf. »Alden!«
Wilcox schoss nicht. Er schlug zu, und Ocean fiel wie ein Stück Holz um. Ehe er seine Benommenheit abschütteln konnte, griff sich Wilcox den Wasserkocher.
»Ich bin gekommen, um dir den Kopf zu waschen«, sagte er, und das tat er dann auch, ohne sich um Oceans Geschrei zu kümmern.
Im Anschluss daran übermittelte er Chester Banks’ Botschaft und empfahl BBO dringend, diese Warnung ernst zu nehmen, weil die Strafe bei nochmaligem Versagen nämlich sehr viel schmerzhafter ausfallen würde.
Dann ging er. Wenig später saß er wieder in seinem Wagen und war erst mal in rein privater Angelegenheit unterwegs. Zum Sonnenland . Zu seinem dementen Vater. Alles andere musste warten. Eine Stunde mit Dad muss einfach drin sein, sagte er sich.
***
Im Sonnenland wurde Alden Wilcox wie gewohnt freundlich begrüßt. »Wie geht es meinem Vater heute, Dr. Strode?«, erkundigte er sich.
Dr. Thelma Strode, eine rundliche Farbige mit millimeterkurzem Kraushaar und großen Kulleraugen, nickte zufrieden.
»Heute ist er verhältnismäßig gut drauf, Mister Wilcox«, gab sie zur Antwort.
Er rieb sich die Hände. »Dann werde ich mal mit ihm eine Runde im Park drehen.«
Er suchte seinen Vater in dessen Zimmer auf. Blass, teilnahmslos, mit leerem Blick und eingefallenen Wangen, saß Homer Wilcox im Rollstuhl und sah fern, ohne viel davon mitzubekommen.
»Hallo, Dad«, sagte Wilcox aufgekratzt, in der Hoffnung, dass der Funke auf seinen Vater übersprang.
Der Alte riss sich vom Bildschirm los und sah Wilcox neugierig an. »Darf ich fragen, wer Sie sind?«
»Ich bin Alden, dein Sohn.«
»Alden ist tot.«
Wilcox breitete grinsend die Arme aus. »Sehe ich aus, als wäre ich nicht mehr am Leben?«
»Irgendjemand ist tot«, sagte sein Vater.
»Ja«, bestätigte Wilcox. »John Hincle, dein früherer Nachbar. Den haben sie vorige Woche zu Grabe getragen.«
»Und du bist …«
»Alden, Dad.« Wilcox schaltete den Fernsehapparat ab.
Der Alte zeigte auf den dunklen Bildschirm. »Ich wollte …«
»Jetzt steht eine kleine Spazierfahrt auf dem Programm«, unterbrach ihn Wilcox. »Sie wird dir gut tun.« Er schob seinen alten Herrn aus dem Zimmer.
»Wo ist deine Mutter,
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