2887 - Der Tod gab mir die Hand
Angesprochene senkte schuldbewusst den Blick. »Tut mir leid, Chester …«
»Tut mir leid«, fuhr Banks ihn an. »Tut mir leid. Davon habe ich nichts.« Er trank wieder. »Ich habe dir eine klare Anweisung gegeben – oder etwa nicht?«
Wilcox nickte zerknirscht. »Doch, das hast du. Und ich habe sie an BBO weitergeleitet.«
»Das war ein Fehler«, befand Chester Banks. »So etwas leitet man nicht weiter. Um so eine wichtige Sache kümmert man sich selbst.«
»Bisher konnte ich mich immer auf BBO verlassen.«
Banks bewegte sein Glas und ließ die Eiswürfel kreisen. »Er hat einen Schwachkopf angeheuert.«
»Ich werde das jetzt selbst in die Hand nehmen.«
»Das hättest du von Anfang an tun sollen, dann hätten die G-men ihre Strafe längst bekommen.«
»Ich werde einen Mann auf sie ansetzen, der noch nie versagt hat«, versprach Alden Wilcox.
»Ich will die Namen dieser respektlosen FBI-Bullen in der Zeitung lesen!«, polterte der Drogenbaron. »In fetten Lettern. Und ich will lesen, dass sie tot sind!«
Alden Wilcox nickte ernst. Ihm war klar, dass er Banks schnellstens zufriedenstellen musste, weil er sonst selbst mit höchst unangenehmen Konsequenzen rechnen musste.
Man ist nur so lange gut bei Chester Banks angeschrieben, solange alles wie geschmiert läuft, dachte er. Kommt Sand ins Getriebe, kann man beim großen Boss sehr schnell unten durch sein.
Das Telefon läutete. Alden Wilcox nahm den Anruf entgegen. »Ja, er ist da«, sagte er.
»Wer ist dran?«, wollte Chester Banks wissen.
»Colin Hurt.«
Banks machte ein Gesicht, als hätte er Seifenwasser getrunken. Er stellte sein Glas ab und gab Wilcox mit Handzeichen zu verstehen, dass er ihm das Telefon bringen solle.
»Colin, wie geht’s?«, erkundigte sich der Drogenbaron gleich darauf freundlich.
»Schlecht.«
»Wieso geht es dir schlecht?«, fragte Chester Banks.
»Weil ich noch immer auf Dr. Doolittle warte«, sagte Colin Hurt.
Sie hatten vereinbart, am Telefon nie von Drogen zu sprechen, sondern von »Dr. Doolittle«. Die Idee war von Hurt gekommen, und Banks war damit einverstanden gewesen.
»Der Doktor ist überfällig«, beklagte sich der Top-Manager.
Banks Miene verfinsterte sich. »Das ist mir bekannt«, sagte er.
»Alle, die mit seinem rechtzeitigen Eintreffen gerechnet haben, werden langsam ungeduldig«, erklärte Colin Hurt.
»Ich bin für sein Ausbleiben nicht verantwortlich«, entgegnete der Drogenbaron. »Es war höhere Gewalt im Spiel, wie wir alle wissen.«
»Mir sind die Gründe für Dr. Doolittles Ausbleiben durchaus bekannt, und ich habe grundsätzlich auch Verständnis für derartige Pannen. So etwas kann passieren. Was mich bekümmert, ist das Ausbleiben eines vollwertigen Stellvertreters. Lässt sich denn kein brauchbarer Ersatz auftreiben? So etwas muss sich doch arrangieren lassen. Ich meine, es müsste doch möglich sein, jemanden zu finden, der für Dr. Doolittle einspringt.«
»Daran wird gearbeitet«, erklärte Chester Banks spröde. Er verabscheute es, unter Druck gesetzt zu werden. Selbst dann, wenn es sich dabei um eine so große Nummer wie Colin Hurt handelte.
»Wie lange wird es dauern …«
»Gib mir achtundvierzig Stunden.«
» Achtundvierzig Stunden?« Es klang wie ein wütender Aufschrei.
»Gemessen an der Ewigkeit ist das doch gar nichts«, entgegnete Banks trocken.
»Ich weiß nicht, ob ich meine Freunde so lange hinhalten kann, Chester«, sagte Colin Hurt bedenklich. »Sie scharren schon ziemlich kräftig mit den Hufen, wie du dir sicher vorstellen kannst. Wie soll ich sie vertrösten?«
»Was wäre die Alternative, Colin?«, erkundigte sich Chester Banks, seine Gereiztheit mühsam unterdrückend.
»Ich könnte jemand anderen anrufen und fragen, ob er zufällig einen Doppelgänger von Dr. Doolittle für mich parat hätte.«
Wut stieg in Chester Banks hoch. »Ich kann dich nicht daran hindern, Colin, möchte dir aber nicht vorenthalten, dass mir das nicht gefallen würde.« Das war eine unmissverständliche Drohung.
Colin Hurt ruderte auch sofort zurück. »Ich habe nicht gesagt, dass ich es tun werde.«
»In spätestens achtundvierzig Stunden treibe ich einen vollwertigen Ersatz für den abhandengekommenen Dr. Doolittle auf«, sagte der Drogenbaron. »So lange werden sich deine Freunde gedulden müssen.«
Damit beendete er das Gespräch.
Chester Banks sah ihn an. »Wie sieht es mit einer Ersatzlieferung aus?«
»Es wird daran gearbeitet«, lautete Alden Wilcox’
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