2887 - Der Tod gab mir die Hand
hinauslief, dass er straffrei davonkam.
***
»Alain.« Willard Banks umarmte den Franzosen. »Mein Freund. Komm herein.«
Der Mann aus Marrakesch betrat das Haus. Der Drogenbaron schloss die Tür, führte seinen Gast in sein großes Arbeitszimmer und füllte zwei große Schwenker mit uraltem Cognac.
»Lass uns auf das Ableben meines Bruders anstoßen«, sagte er zufrieden und reichte dem Franzosen sein Glas.
Sie tranken.
»Sind wir allein?«, erkundigte sich Hosse.
»Das Haus ist so leer, als wäre es wegen eines Bombenalarms geräumt worden.«
Der Franzose nickte. »Gut.«
»Du musst mir alles ganz genau erzählen, darfst nicht die kleinste Kleinigkeit auslassen«, sagte der Drogenbaron. »Schließlich bekommst du heute eine Menge Geld von mir.« Er wies mit dem Kinn zum Schreibtisch und auf das offene Notebook. »Ich habe alles für die Geldtransaktion vorbereitet. Ein Knopfdruck, und du bist um eine Million US-Dollar reicher. Aber zuerst möchte ich deine Geschichte hören. Wie bist du vorgegangen? Was hast du getan? Wie ist Chester gestorben? Ich hoffe, du hast ihm den Abgang so schwer wie möglich gemacht.«
»Das habe ich.«
»Lass es mich genießen, Alain«, verlangte Willard Banks fiebrig. »Wie bist du an Bord gekommen?«
Sie gingen zu einer wuchtigen Sitzgruppe aus braunem Büffelleder und setzten sich, während der Franzose anfing zu erzählen. Alain Hosse fütterte den Drogenbaron wunschgemäß mit sehr vielen Details, und Banks hörte ihm mit vor Begeisterung leuchtenden Augen zu.
Wie ein Kind, dem man ein spannendes Märchen erzählt. Willard Banks hing förmlich an Alain Hosses Lippen. Er saugte jedes Wort gierig in sich hinein und versuchte sich alles so plastisch wie möglich vorzustellen.
Endlich war er seinen verhassten Bruder los. Endlich konnte ihm Chester das Leben nicht mehr schwermachen. Endlich gab es in New York nicht mehr zwei Drogenbarone, sondern nur noch einen.
Als Alain Hosse über die letzten Minuten in Chester Banks’ Leben sprach, verlieh er seiner Geschichte eine bühnenreife Dramatik, damit sein Gegenüber voll auf seine Kosten kam. Er machte immer wieder kurze Pausen, und der Drogenbaron platzte beinahe vor Spannung.
Schließlich nickte Willard Banks höchst zufrieden. »Ja«, sagte er heiser. »Ja, mein Freund. Ein besseres Ende hätte ich mir für Chester nicht vorstellen können. Du hast ihm genau das gegeben, was er verdiente. Großartiger Job, Alain. Ein Meisterstück. Ich wusste von Anfang an, dass kein anderer dafür in Frage kommt. Es war richtig, dich in Marrakesch zu besuchen und in die Staaten zurückzuholen.« Er leerte sein Glas. Heute war ein Feiertag für ihn. Der größte in seinem Leben. »Wie lange wirst du noch in New York bleiben, Alain?«
Alain Hosse zuckte mit den Achseln. »Kann ich noch nicht sagen.«
»Du könntest bleiben und für mich arbeiten.«
Der Franzose schüttelte den Kopf. »Das ist vorbei, Willard.«
Der Drogenbaron hob lächelnd die Hände. »War nur ein Vorschlag«, sagte er. »Weil du so ein wertvoller Junge bist. Mit Gold nicht aufzuwiegen.«
Alain Hosse schwieg.
»Mit deiner Unterstützung könnte ich mich in wenigen Monaten zu New Yorks Drogenkaiser krönen«, träumte Willard Banks.
Hosse sagte nichts.
»Ich würde deine Taschen so prall mit Geld füllen, dass sie zu platzen drohen«, lockte Banks.
Der Franzose schüttelte den Kopf. »Kein Interesse, Willard.«
Banks nickte. »Okay, Alain. Ich werde das erst mal so akzeptieren. Aber solltest du jemals deine Meinung ändern, wärst du mir jederzeit willkommen.«
Der Mann aus Marrakesch sah den Drogenbaron ernst an. »Können wir die Sache jetzt zum Abschluss bringen?«
»Selbstverständlich«, sagte Willard Banks sofort. Der Drogenbaron setzte sich und zog den Laptop etwas näher an sich heran. Er schmunzelte. »Gleich bist du um eine Million reicher.«
»Lass es rüberwachsen«, verlangte der Franzose.
»Mit Vergnügen.« Willard Banks vollzog die Transaktion. »Voilà«, sagte er dann. »Das war’s.« Er rieb seine Handflächen aneinander. »So einfach geht das heutzutage. Man lässt ein bisschen die Finger tanzen, und schon ist alles erledigt.«
»Gepriesen sei das elektronische Zeitalter«, sagte Alain Hosse.
»Du kannst über die Million bereits verfügen«, erklärte der Drogenbaron und fuhr das Notebook herunter.
»Wenn du ein falsches Spiel spielen wolltest, könnte ein IT-Genie das Geld jetzt mit den richtigen Tricks problemlos umleiten
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