2888 - New York gegen uns
Clubgelände.«
Enright war das, was man einen stattlich gebauten Mann nannte. Er trug Seglerschuhe, weiße Hosen und ein marineblaues Polohemd mit dem weißen Clublogo auf der Brust. Krauses graues Haar bedeckte seinen kantigen Schädel wie eine Sisalmatte.
Irving Kelleher berichtete noch schnell, dass der Kraushaarige Inhaber der Mineralölfirma Enright, Bradley & Sons, Inc . war, die ein Tankstellennetz im südlichen Staten Island und im benachbarten New Jersey unterhielt. Im Bezirksrat von Staten Island, dem Borough Council, hatte er einen Sitz als Ratsmitglied und war stellvertretender Borough President.
Irving hatte seinen Satz kaum zu Ende gesprochen, als Enright auch schon unsere volle Aufmerksamkeit beanspruchte – noch drei Schritte entfernt. Er schien einer von der Sorte zu sein, in deren Anwesenheit nur einer zählte: er. Wenn er mit einem anderen sprach, erfüllte das ausschließlich den Zweck, sich selbst reden zu hören.
»Lieutenant Kelleher!«, rief er in donnerndem Befehlston, während er die letzten beiden Schritte zurücklegte. Scharf Luft holend und mit vorgerecktem Kinn blieb er breitbeinig vor uns stehen und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Was geht hier vor? Den Zutritt zum Clubgelände habe ich Ihnen erlaubt. Aber mit welchem gottverdammten Recht betreten Ihre Leute das Schiff eines Mitglieds? Erklären Sie mir das – und zwar sofort.«
Phil und mich beachtete er nicht, unsere Dienstmarken ebenso wenig. Ich winkte ab, als Irving zu einer Erklärung ansetzen wollte. Phil grinste, denn er wusste, was jetzt kommen würde. Ich griff in die Innentasche meines Jacketts und holte hervor, was ich brauchte.
Ich trat auf den Grimmigen zu und ließ ihm keinen Platz, auch nur einen halben Schritt vorwärts zu machen. Als Erstes hielt ich ihm meinen aufgeklappten Dienstausweis vor das Gesicht, dass er nichts anderes mehr sehen konnte. Ich sagte meinen Namen und meine Dienstbezeichnung auf und hörte, wie er hinter der ID-Card erneut scharf einatmete, doch ich ließ ihn nicht erst zu Wort kommen. Vielmehr klappte ich das Ausweis-Etui zusammen und herrschte ihn an: »Wer sind Sie? Mit welchem Recht brüllen Sie uns an?«
Ihm blieb die Luft weg. Er sperrte den Mund auf und kriegte ihn nicht wieder zu. Phil nutzte die Sprechpause, um seinen Ausweis zu präsentieren und sich ebenfalls vorzustellen. Enright beachtete ihn nicht.
Der Clubmanager blickte an mir vorbei und schnaubte: »Lieutenant Kelleher! Ich habe Sie was gefragt!«
»Dies ist ein FBI-Fall«, sagte Irving grob. »Wir leisten nur Amtshilfe.«
»Ich verlange …«, setzte Enright an.
»Sie verlangen überhaupt nichts«, unterbrach ich ihn mit der erforderlichen Lautstärke. »Sie beantworten meine Fragen. Haben Sie mich verstanden? Wenn Sie sich weigern, nehme ich Sie zur Feststellung Ihrer Personalien vorläufig fest.«
Diesmal bequemte er sich endlich, Notiz von mir zu nehmen. Er starrte mich an, und seine Augen schienen herausspringen zu wollen, mir ins Gesicht.
Phil spielte den guten Cop, indem er höflich sagte: »Nennen Sie uns einfach Ihren Namen, Sir. Dann noch den Wohnort, den Beruf und die Funktion, die Sie hier ausüben.« Gütig lächelnd fügte er hinzu: »Wegen einer solchen Bagatelle wollen Sie sich doch bestimmt keine Schwierigkeiten einhandeln.«
»Es geht um Mord«, erklärte ich unverändert schroff. »Wir haben den gewaltsamen Tod einer jungen Frau aufzuklären. Versuchen Sie also nicht, unsere Ermittlungen zu behindern. Sonst verbringen Sie die nächsten vierundzwanzig Stunden hinter Gittern.«
So hatte noch nie jemand mit ihm geredet. Ich las es in seiner fassungslosen Miene. Natürlich hätte ich ihm das Theater ersparen können. Aber er brauchte diesen Schuss vor den Bug. Er musste lernen, dass er mit Phil und mir und auch mit Irving Kelleher nicht so umspringen konnte, wie er es gerade versucht hatte.
»Mann«, flüsterte er tonlos. »Das wird Sie teuer zu stehen kommen. Sie wissen nicht, wer ich bin?« Statt auf meine Antwort zu warten, erläuterte er mir die Konsequenzen: »Ich bin persönlich bekannt mit dem New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg, falls Ihnen der Name etwas sagt. Wenn ich ihm schildere, was Sie sich hier geleistet haben, sind Sie schneller aus Ihrem Job, als Sie ›Bitte nicht!‹ sagen können.«
Phil und ich konnten nicht anders, wir mussten schmunzeln.
Irving Kelleher mischte sich ein, indem er von der Seite auf den Clubmanager zutrat. »Jetzt hören Sie mal zu, Mister
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