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2888 - New York gegen uns

2888 - New York gegen uns

Titel: 2888 - New York gegen uns Kostenlos Bücher Online Lesen
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Computers auf der Mittelkonsole bediente, betrachtete ich Chevalier unauffällig aus den Augenwinkeln heraus. Aus der Nähe sah er noch schlechter aus als aus zwanzig Yards Entfernung. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, und die Ränder darunter waren von einem ungesunden Schwarz-Grau. Das schwarze Haar war zerzaust, als wäre er an diesem Morgen bereits in einen Hurrikan geraten. So etwas aber hatte die Ostküsten-Wetterküche eindeutig nicht auf dem Plan gehabt.
    Er kam mir vor wie jemand, der eine durchzechte Nacht hinter sich hatte und nicht dazu gekommen war, seinen Rausch auszuschlafen. Eine Alkoholfahne vermochte ich allerdings nicht festzustellen. Nun gut, dagegen gab es Mittelchen.
    Kopfschüttelnd musterte er die Armaturen. »Das sieht aus wie ein … » Nach kurzem Überlegen kam er darauf. »Ein Dodge Viper! He, Mann!« Sein Kopf ruckte herum. »Einen Viper muss man doch nicht verstecken. Das ist eine Rakete auf Rädern. Und so einen Donnerbolzen tarnen Sie als Jaguar E-Type?«
    Ich brummte und nickte nur, während ich Verbindung mit dem Presse- und Medienarchiv des NCIC aufnahm und den Namen Aristide Chevalier in die Suchmaske eingab. Ich hatte keine Lust, mich an einer aufgezwungenen Fachsimpelei über meinen roten Renner zu beteiligen – am allerwenigsten mit einem Gesprächspartner, den ich wegen Mordes verdächtigte.
    ***
    Die Ergebnisliste zeigte seitenweise nach Datum gestaffelte Berichte an, die über Chevalier erschienen waren, seit er zum ersten Mal bei uns in den Vereinigten Staaten aufgefallen war. In der Kopfleiste tippte ich auf »Fotos«, und eine Unmenge von Miniaturbildern baute sich auf dem Schirm auf.
    »Wo sind Ihre Leibwächter?«, fragte ich, um ihn abzulenken.
    Er furchte die Stirn, dann grinste er. »Wozu brauche ich Leibwächter, wenn mich das FBI bemuttert?«
    »Das ist ein Punkt«, erwiderte ich anerkennend.
    Ich tippte auf das neueste Bild in der Serie der Pressefotos. Es zeigte Chevalier bei einer Bootstaufe im benachbarten Huguenot. Er war bunt gekleidet wie ein Pfau, mit Hawaiihemd und Bermudas, und stand in einer Gruppe von ähnlich gekleideten lachenden Menschen, die alle ein Champagnerglas in der Hand hielten. Hinter ihnen baumelte der Rest einer zerschmetterten Flasche an der weißen Bordwand einer Jacht.
    Ich zoomte Chevalier aus dem Bild heraus. Die oberen Knöpfe seines Hawaiihemds waren geöffnet, und auf der Matte seiner Brustbehaarung glänzte es silbern im Sonnenlicht. Es sah aus wie ein verkehrt herum aufgehängtes biblisches Kreuz. Es war das Römerschwert. Eindeutig.
    Ich drehte den Bildschirm herum, damit er es sehen konnte. Durch die Beifahrertür linste Rechtsanwalt Nichols herein. Phil und der Lieutenant standen gebeugt hinter ihm und verfolgten meine Präsentation ebenfalls.
    »Das beweist gar nichts«, sagte Nichols.
    »Der Federal Attorney dürfte anderer Meinung sein«, erwiderte ich. »Zumindest beweist es, dass Ihr Mandant ein schlechtes Erinnerungsvermögen hat. Dieses Zeitungsfoto …«, ich tippte auf den Schirm, »wurde vor genau sechs Tagen aufgenommen.«
    »Na wenn schon«, erklärte Chevalier gleichmütig. »Dann habe ich das Ding eben vor drei Tagen verloren. Und es stimmt, ich kann mich an so was schlecht erinnern.«
    »Für eine Anklage reicht das jedenfalls nicht«, ließ sich Rechtsanwalt Nichols abermals vernehmen. »Mein Mandant und ich sind aber zur Zusammenarbeit bereit. Es bestehen weder Flucht- noch Verdunkelungsgefahr. Deshalb können Sie Mister Chevalier auf keinen Fall festnehmen.«
    Ich ging nicht darauf ein.
    »So oder so ist das Silberschwert ein wichtiges Beweisstück«, sagte ich vielmehr. »Wir müssen allerdings auf die Auswertung des sichergestellten DNA-Materials warten. Sobald die Analysen vorliegen, wissen wir, wer Yanela Valdés umgebracht hat.«
    Diesmal sagte keiner mehr etwas. Chevalier behauptete nicht einmal, die Kubanerin nicht zu kennen.
    ***
    Bryn Williams verließ seine Wohnung an der Lenhart Street mit knurrendem Magen. Es war kurz vor zehn. Er war nicht darauf vorbereitet gewesen, hier zu übernachten. Deshalb war sein Kühlschrank leer. Die Lenhart Street war mehr und mehr zu einem Ausweichquartier geworden, denn die meiste Zeit blieb er über Nacht in dem Apartment, das er sich in einem Anbau der Chevalier-Villa mit Geraldo Santos teilte.
    Bis zu Manny’s Diner an der Ecke Bethel Avenue waren es nur zweieinhalb Blocks. Er bestellte ein Riesen-Frühstück, das aus Toast, gebratenem Bacon und

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